Dunkle Kapitel: Vortrag über den Gothaer Hofkalender im Schloss Friedenstein

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Am 24. September 2025 hält Hannah Boeddeker im Friedenstein Schloss Gotha einen Vortrag über die Geschichte des Gotha Hofkalenders.

Am 24. September 2025 hält Hannah Boeddeker im Friedenstein Schloss Gotha einen Vortrag über die Geschichte des Gotha Hofkalenders.
Am 24. September 2025 hält Hannah Boeddeker im Friedenstein Schloss Gotha einen Vortrag über die Geschichte des Gotha Hofkalenders.

Dunkle Kapitel: Vortrag über den Gothaer Hofkalender im Schloss Friedenstein

Am Mittwoch, den 24. September, dürfen sich Geschichts- und Kulturinteressierte auf einen spannenden Vortrag im Rahmen der jährlichen Ausstellung der Gotha Research Library freuen. Um 18:15 Uhr wird im Spiegelsaal des Friedenstein Schlosses die Referentin Hannah Boeddeker von der Universität Hamburg über ein wenig erforschtes Kapitel der deutschen Geschichte sprechen. Ihr Thema: “Zwischen Ökonomie und Ideologie: Der Perthes Verlag und die Entstehung einer Adelsmatrikel 1918–1925”.

Im Fokus der Veranstaltung steht die Entwicklung und Bedeutung des Gotha “Hofkalenders”, der seit dem 19. Jahrhundert als bedeutendes Verzeichnis des deutschen Adels jährlich veröffentlicht wurde. Nach der Verabschiedung der Weimarer Verfassung im Jahr 1918, die die aristokratischen Privilegien abschaffte, durchlief diese Publikation eine grundlegende Transformation. In den 1920er und 1930er Jahren wandelte sich der Hofkalender zu einem rassistisch-biologisch konnotierten Adelsregister, das die Radikalisierung des Adels widerspiegelte und durch die wirtschaftlichen und ideologischen Motivationen des Perthes Verlags geprägt war. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, der Eintritt ist frei.

Ein dunkles Kapitel der Geschichte

Der Vortrag ist nicht nur auf akademisches Publikum beschränkt, sondern bietet auch der breiten Öffentlichkeit einen Zugang zu einer Thematik, die viele Facetten des gesellschaftlichen Lebens im frühen 20. Jahrhundert beleuchtet. Diese Entwicklungen sind bedeutsam vor dem Hintergrund, dass historisches Wissen in einem heutigen Kontext, geprägt von steigenden antisemitischen Tendenzen in Deutschland, mehr denn je gefragt ist. Laut ballardbrief.byu.edu ist Antisemitismus in Deutschland seit der Wiedervereinigung in den 1990er Jahren zunehmend auf dem Vormarsch. Jude-Feindschaft äußert sich nicht nur in Worten, sondern manifestiert sich auch in Gewalt und Verschwörungstheorien gegen jüdische Menschen.

Besonders erschreckend ist die Verunsicherung innerhalb der jüdischen Gemeinschaft, die sich durch angestiegene Übergriffe und vandalistische Aktionen bedroht fühlt. Die Statistiken belegen einen besorgniserregenden Anstieg antisemitischer Straftaten, die von 1.268 im Jahr 2010 auf 3.028 im Jahr 2021 gestiegen sind. Dies wirft Fragen auf über die Wirksamkeit von Programmen zur Holocaust-Aufklärung, die mit dem Ziel ins Leben gerufen wurden, antisemitischen Vorurteilen entgegenzuwirken.

Antisemitismus im historischen Kontext

Um die gegenwärtige antisemitische Stimmung im Land zu verstehen, lohnt sich ein Blick in die Geschichte. Wie bpb.de erläutert, war die Judenfeindschaft bis ins 19. Jahrhundert religiös motiviert. Ab dem späten 19. Jahrhundert entstand jedoch der “Rassenantisemitismus”, der auf pseudo-wissenschaftlichen Theorien beruhte und die Ausgrenzung und Vernichtung der jüdischen Bevölkerung als Ziel hatte. Der Begriff “Antisemitismus” wurde 1879 von Wilhelm Marr geprägt und ging einher mit der Debatte über die Emanzipation der Juden in Deutschland.

In den turbulentesten Zeiten, wie während und nach dem Ersten Weltkrieg, wurden antisemitische Klischees und Vorurteile geschürt, die in der NS-Zeit ihren extremen Höhepunkt fanden. Die Auswirkungen dieser Ideologien prägen das heutige gesellschaftliche Klima und die Wahrnehmung jüdischer Menschen in Deutschland, da sie oft mit Verbrechen und Terrorismus assoziiert werden.

Die bevorstehende Veranstaltung ist also nicht nur ein historischer Rückblick, sondern auch eine Mahnung, sich aktiv mit der Geschichte auseinanderzusetzen, um den Herausforderungen der Gegenwart besser begegnen zu können. Fühlen Sie sich eingeladen, mehr über die komplexe Beziehung zwischen Adel, Wirtschaft und Antisemitismus zu lernen und an dieser wichtigen Diskussion teilzunehmen.