Brutale Festnahmen bei Istanbuler Pride: Polizei schlägt zu!

Brutale Festnahmen bei Istanbuler Pride: Polizei schlägt zu!
Istanbul, Türkei - In Istanbul haben am Sonntag wieder einmal die Bemühungen um mehr Sichtbarkeit der LGBTQ+-Gemeinschaft einen herben Rückschlag erlitten. Bei der Pride-Parade, die seit Jahren im Land mit Widerspruch konfrontiert ist, wurden mindestens 54 Personen festgenommen. Unter den Festgenommenen sind auch Anwälte und Journalisten, die für die Rechte der LGBTQ+-Community eintraten. Die türkische Juristenvereinigung CHD berichtete über brutale Maßnahmen der Polizei während der Festnahmen, und die gesamte Veranstaltung wurde von einer massiven Polizeipräsenz begleitet. Denn wie bereits im Voraus von Gouverneur Davut Gül angekündigt worden war, wurden Aufrufe zu Demonstrationen von "Randgruppen" als Bedrohung für den gesellschaftlichen Frieden und die moralischen Werte der Gesellschaft angesehen, was zu einem großen Polizeieinsatz führte. In Südthüringen berichtet, dass die Festgenommenen noch am selben Tag vernommen werden sollen.
Polizeiliche Einschüchterung
Die Situation für die LGBTQ+-Gemeinschaft in der Türkei hat sich in den letzten Jahren zusehends verschärft. So wurde die Istanbuler Pride bereits seit über zehn Jahren regelmäßig durch Polizeieinsätze aufgelöst. Laut der LGBTQ+-Rechtsorganisation Kaos GL, erklärte die Polizei, dass sie mehr als 50 Menschen in Gewahrsam genommen hat, darunter auch mehrere Rechtsanwälte und Journalisten. Nach Angaben von Yıldız Tar von Kaos GL wurden am Sonntagabend sieben der Festgenommenen freigelassen, die restlichen 47 blieben in Haft. Die Zeit erwähnt, dass die Veranstaltenden in diesem Jahr Schwierigkeiten hatten, eine größere Versammlung zu organisieren; der Veranstaltungsort musste mehrfach gewechselt werden, und mehrere Metrostationen in der Umgebung wurden geschlossen.
Ein verändertes Klima für LGBTQ+
Die repressiven Maßnahmen gegen die Pride-Parade sind Teil eines größeren Trends, der die gesellschaftliche Stimmung gegenüber der LGBTQ+-Community in der Türkei prägt. Nach den Wahlen 2023 haben sich der Druck und die öffentliche Dämonisierung der Community erneut verschärft. Diverse politische Akteure und Medien zeigen wenig bis kein Interesse daran, sich proaktiv für die Rechte von LGBTQ+-Personen einzusetzen. Der türkische Präsident Erdoğan hat während seiner Amtszeit immer wieder eine anti-LGBT-Agenda verfolgt, die auch aktiv zur Mobilisierung konservativer Wähler benutzt wird. Die Bundeszentrale für politische Bildung stellt fest, dass diese Entwicklung nicht erst seit den Wahlen 2023 stattfindet, sondern bereits seit 2010 zu beobachten ist.
Es ist nicht neu, dass die Türkei unter Erdoğan eine Schattenseite der liberalen Reformen aus den 2000er Jahren zeigt, in der Homosexualität zwar legal ist, aber eine massive Unterdrückung und Diskriminierung von LGBTQ+-Rechten im Raum steht. Die LGBTQ+-Organisationen sind zwar weiterhin aktiv und führen Protestaktionen durch, jedoch befürchten viele Aktivisten eine weitere Einschränkung ihrer Rechte unter der neuen Regierung. Auch eine mögliche Verfassungsänderung wird diskutiert, die die Ehe ausschließlich als Gemeinschaft zwischen Mann und Frau definieren könnte.
Ausblick
Für die LGBTQ+-Community in Istanbul bleibt die Zukunft ungewiss. Trotz der repressiven Politik und der vielen Hindernisse zeigen sich jedoch auch ermutigende Zeichen des Widerstands und der Solidarität. Initiativen und Organisationen kämpfen weiterhin für Gleichstellung und Akzeptanz. Es bleibt zu hoffen, dass der Gesellschaft bewusst wird, wie wichtig es ist, diese Stimmen zu hören und zu unterstützen, um eine offene und inklusive Gesellschaft für alle zu schaffen.
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Ort | Istanbul, Türkei |
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