Thüringer Forscher analysieren Risiken der De-Globalisierung für Unternehmen
Thüringen diskutiert neue geopolitische Herausforderungen für Unternehmen. Forschungsprojekte zu De-Globalisierung an der Universität Erfurt.

Thüringer Forscher analysieren Risiken der De-Globalisierung für Unternehmen
Das Beben der Globalisierung wird immer spürbarer. Die Diskussion über das “Ende der Globalisierung” und die damit verbundene Verlangsamung der ökonomischen Verflechtung ist in vollem Gange. Vor allem geopolitische Loyalitäten und neue Wettbewerber im High-Tech-Bereich sowie bei kritischen Rohstoffen beeinflussen zunehmend den Handel. Dies ist das zentrale Thema, das von der Forschungsstelle für Geoökonomie (EFGEo) an der Universität Erfurt aufgegriffen wird, die mit 400.000 Euro vom Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft gefördert wird, wie uni-erfurt.de berichtet.
Das neugegründete Forschungszentrum hat sich interdisziplinäre Grundlagenforschung zur Aufgabe gemacht und befasst sich mit Themen aus der Internationalen Politischen Ökonomie, Rechtswissenschaften, Internationalen Beziehungen, Konfliktforschung und Public Policy. Parallel dazu startet das Promotionskolleg „De-Globalisierung und Globale Entkoppelung“ (DeGlobE), das mit 567.000 Euro von der Hans-Böckler-Stiftung unterstützt wird. Beide Initiativen bündeln Expertise zur Geoökonomie und De-Globalisierung an der Universität Erfurt. Jan Ickler und Madeleine Böhm sind die Schlüsselfiguren in diesen Projekten.
Die Herausforderungen für die Wirtschaft
Doch wie sieht die Lage für Unternehmen aus? Jan Ickler hebt hervor, dass sich die wirtschaftlichen Beziehungen politisieren und Unternehmen eine aktive Rolle in der neuen geopolitischen Ordnung spielen müssen. Madeleine Böhm identifiziert als Treiber der De-Globalisierung die Diversifizierung von Lieferketten und die zunehmende Regionalisierung. Diese Entwicklungen bringen erhebliche Risiken für die deutsche Wirtschaft mit sich, gerade für exportstarke Sektoren wie die Automobilindustrie und die High-Tech-Branche.
Die geoökonomischen Risiken sind nicht zu unterschätzen. Laut einer Studie der Bundesbank von Khalil, Osten und Strobel wird beobachtet, dass mit steigendem geopolitischen Risiko eines Handelspartners die preisbereinigten Einfuhren aus diesen Ländern abnehmen, während die Importpreise steigen. Dies wirkt sich wie ein negativer Angebotsschock aus und stellt eine ernsthafte Bedrohung für Unternehmen dar, die auf stabile Lieferketten angewiesen sind bundesbank.de.
Die geopolitische Unsicherheit und ihre Folgen
Obwohl die globalen Handelsströme zuletzt einen Rekord erreicht haben, leiden sie unter einer Vielzahl geopolitischer Verwerfungen. Konflikte, wie die Auseinandersetzungen zwischen den USA und China oder die Folgen des Ukraine-Konflikts, haben gezeigt, wie verletzlich globalisierte Lieferketten sind. Während die neoliberale Globalisierung, die seit den 1980er Jahren dominiert, an Einfluss verliert, sehen wir eine neue geoökonomische Ordnung entstehen, welche die Strategisierung wirtschaftlicher Interdependenzen vorantreibt bpb.de.
Demnach wird Deutschland vor großen Herausforderungen stehen, wenn es um die Bewältigung dieser neuen Realität geht. Die Energiewende könnte jedoch auch Chancen für ‘grünes’ Wachstum und technologische Innovationen bieten. Unternehmen sind nun stärker gefordert, sich an die neuen geopolitischen und wirtschaftlichen Bedingungen anzupassen. Ziel der Forschungsstelle EFGEo und des Promotionskollegs DeGlobE ist es, einen wertvollen Beitrag zur Analyse von De-Globalisierungsprozessen zu leisten und deren Folgen für die Wirtschaft zu verstehen.
Die Synergieeffekte zwischen beiden Initiativen könnten dabei helfen, Risiken besser zu analysieren und Empfehlungen für die Resilienz der Unternehmen zu entwickeln. In einer Welt, in der geopolitische Faktoren zunehmend in den Vordergrund rücken, ist es wichtiger denn je, den Überblick zu behalten und sich auf Veränderungen einzustellen.