Französische Familie entdeckt die Geschichte ihrer Zwangsarbeiter-Vorfahren in Möhra
Ralf Wilke forscht über Zwangsarbeiter in Möhra, während die Familie Ciron aus Frankreich zum ersten Mal Deutschland besucht.

Französische Familie entdeckt die Geschichte ihrer Zwangsarbeiter-Vorfahren in Möhra
In Möhra, einem kleinen Ort im Wartburgkreis, hat sich in den vergangenen Wochen eine bemerkenswerte Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart entwickelt. Ralf Wilke, der engagierte Ortschronist des Dorfes, beschäftigt sich intensiv mit der Geschichte von Zwangsarbeitern, die während des Zweiten Weltkriegs in seiner Heimat lebten. Der Anstoß für seine Recherchen kam durch einen Anruf aus Frankreich, der die Tür zu einer emotionalen Reise öffnete.
Herr Obländer, ein Forscher aus Frankreich, kontaktierte Wilke mit einem besonderen Anliegen: Er suchte den Aufenthaltsort eines Kriegsgefangenen, der einst in Möhra war. Die Hintergründe seines Anliegens sind sehr berührend, denn Obländer arbeitet im Auftrag einer französischen Familie, die des Deutschen nicht mächtig ist. Diese Familie, die Cirons, war noch nie zuvor in Deutschland und hatte lange Zeit in den Archiven gesucht. Wilke nahm die Herausforderung an und machte sich auf die Spurensuche durch die dörfliche Geschichte.
Ein Wiedersehen mit der Vergangenheit
Im September 2025 fand schließlich ein denkwürdiges Treffen in Möhra statt. Die Familie Ciron konnte erstmals die Orte besuchen, die mit der Geschichte ihres Ahnen verbunden sind. Es war nicht nur eine Reise in die Vergangenheit, sondern auch eine Gelegenheit für die Familie, die Geschichte von Zwangsarbeitern aus einer neuen Perspektive zu betrachten. Solche persönlichen Verbindungen sind von unschätzbarem Wert, und sie helfen, die dunklen Kapitel der Geschichte besser zu verstehen.
Die Thematik rund um Zwangsarbeit während des Nazi-Regimes hat in den letzten Jahren wieder an Bedeutung gewonnen. Das Bundesarchiv hat in Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen ein Informationsportal entwickelt, welches sich genau mit diesem wichtigen Teil der Geschichte auseinandersetzt. Es bietet nicht nur Informationen über die Anwerbung und den Einsatz ausländischer ziviler Arbeitskräfte und Kriegsgefangener, sondern widmet sich auch den Lebensumständen der Zwangsarbeiter und deren Nachkommen.
Forschung und Erinnerung
Das Portal richtet sich an ein breites Publikum, von ehemaligen Zwangsarbeitern und deren Angehörigen bis hin zu historisch interessierten Bürgern und Wissenschaftlern. Die Rubrik „Geschichte“ des Portals bietet interessante Einblicke in die Situation der ausländischen Arbeiter im Kaiserreich und deren Schicksale nach dem Krieg.
Durch diese Initiativen wird die wichtige Arbeit der Erinnerungskultur unterstützt. Gerade in der heutigen Zeit ist es von großer Bedeutung, solche Geschichten sichtbar zu machen und das Bewusstsein für die Vergangenheit zu schärfen. Wilkes Engagement in Möhra zeigt, wie lokale Forschung und persönliches Interesse an Geschichte zum lebendigen Austausch mit anderen Kulturen führen können – wie im Fall der Familie Ciron, die mit offenen Herzen und neugierigen Geistern nach Möhra kam. Der Dialog zwischen den Generationen bleibt ein Schlüssel zur Aufarbeitung und zur Verständigung.
Besuchen Sie die Webseite des Bundesarchivs, um mehr über die Geschichte der Zwangsarbeit im NS-Staat zu erfahren und wie Sie selbst dazu beitragen können, diese Erinnerungen lebendig zu halten.