Geschichten aus der Villa Haar: Ehemalige Heimkinder erinnern sich

Geschichten aus der Villa Haar: Ehemalige Heimkinder erinnern sich

Weimar, Deutschland - In Weimar wird aktuell ein Langzeit-Projekt der Stiftung Dr. Georg Haar ins Leben gerufen, das sich mit den Erinnerungen an das ehemalige Kinderheim Villa Haar beschäftigt. Diese Initiative zielt darauf ab, die Geschichten von Zeitzeugen zu sammeln und in einem Buch zu veröffentlichen. Vor allem die Erzählsalons, die als Plattform für den Austausch zwischen ehemaligen Bewohnern dienen, kommen besonders gut an. „Die Möglichkeit, miteinander zu reden und sich auszutauschen, ist für viele Ehemalige eine wichtige Erfahrung“, sagt ein Projektverantwortlicher der Stiftung. MDR berichtet, dass hier ein wertvoller Teil der Geschichte lebendig gehalten wird.

Das Grundstück, auf dem die Villa steht, wurde 1945 nach dem Tod der Eheleute Haar als Kinderheim genutzt. Kinder wie Dieter Dörr und Klaus Dieter Gerlach wurden aus verschiedenen Gründen hierher gebracht. Dörr verbrachte ganze elf Jahre im Heim, während Gerlach regelmäßig seine Mutter besuchen konnte. Diese persönlichen Schicksale verdeutlichen die unterschiedlichen Lebensrealitäten, die die Kinder während ihrer Zeit in der Einrichtung erlebten.

Positive Erfahrungen und harmonische Atmosphäre

Viele der Zeitzeugen berichten von einer harmonischen Atmosphäre im Heim. Freizeitaktivitäten wie Ballett, Instrumentalunterricht und Chorgesang wurden angeboten und sorgten dafür, dass die Kinder sich kreativ entfalten konnten. Besonders Eva Koch, eine weitere Zeitzeugin, erinnert sich an die Unterstützung durch liebevolle Betreuerinnen. „Wir hatten eine Geborgenheit, die in vielen anderen Heimen nicht gegeben war“, so Koch. Trotz der Schwierigkeiten, die eine Heimerziehung mit sich bringen kann, finden viele in ihrer Zeit dort auch positive Erlebnisse und Erinnerungen.

Die Stiftung Dr. Georg Haar ist darüber hinaus ein anerkannter Träger der freien Kinder- und Jugendhilfe und aktiv mit etwa 80 jungen Menschen in der Region tätig. Zudem organisiert sie traditionsreiche Veranstaltungen wie die jährliche Weihnachtsfeier und das Sommerfest für die Stiftungskinder, die beliebten Höhepunkte im Kalender des Heims sind, wie auf der Webseite der Villa Haar hervorgehoben wird.

Ein Blick auf die Geschichte der Heimerziehung

Die Heimerziehung in Deutschland hat eine bewegte Geschichte, die bis ins Mittelalter zurückreicht. Besonders die Entwicklungen nach dem Zweiten Weltkrieg waren von kontroversen Methoden und oft menschenunwürdigen Bedingungen geprägt. Zwar wurden seitdem immer wieder Versuche unternommen, die Zustände zu verbessern, dennoch blieben viele Einrichtungen, darunter auch solche wie Villa Haar, von den Schatten der Vergangenheit nicht ganz unberührt. So dokumentiert ein Bericht auf Wikipedia, dass es bis in die 1970er Jahre Fürsorgeerziehungsheime gab, die oft unter straffen, fast schon autoritären Bedingungen standen.

Die aktuellen Projekte der Stiftung, zusammen mit den geplanten zukünftigen Erzählsalons, sollen nicht nur Erinnerungen bewahren, sondern auch zu einem besseren Verständnis der Herausforderungen führen, mit denen Heimkinder konfrontiert waren. Die Geschichten der ehemaligen Bewohner werden festgehalten, um eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu schlagen und um das Gespräch über Heimerziehung aufrechtzuerhalten.

Es bleibt spannend, welche weiteren Geschichten und Erinnerungen bei den anstehenden Erzählsalons zusammenkommen werden. Die Initiative stellt einen wichtigen Schritt dar, um das Erlebte aufzuarbeiten und für kommende Generationen zu bewahren.

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OrtWeimar, Deutschland
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