Jüdische und arabische Klänge vereinen beim Yiddish Summer Weimar

Jüdische und arabische Klänge vereinen beim Yiddish Summer Weimar
Einmal mehr steht Weimar im Zeichen der Vielfalt und des respektvollen Austauschs, denn das Yiddish Summer Weimar begeht in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen. Von Juli bis Mitte August erwartet die Besucher ein reichhaltiges Programm, das nicht nur das Erbe, sondern auch die Lebendigkeit der jiddischen Kultur feiert. Hinter diesem Erfolg steckt ein mächtiges Netzwerk von über 100 Veranstaltungen in neun Thüringer Städten sowie in weiteren europäischen Metropolen.
Das Festival hat sich längst zu einem Anziehungspunkt gemausert, mit jährlich zwischen 10.000 und 15.000 Besuchern. Alan Bern, der Leiter des Festivals, freut sich besonders über die umfangreiche Teilnahme von 200 bis 300 Workshop-Teilnehmern, die hier die Möglichkeit haben, taufrische Einblicke in jiddische Sprache, Musik und Traditionen zu bekommen. Vom 12. bis 16. August finden spezielle Schnupperkurse statt, die den Einstieg in die jiddische Kultur erleichtern sollen.
Das Caravan-Orchester
Ein Highlight des Festivals ist das Caravan Orchestra, das 2017 ins Leben gerufen wurde, um jüdische und arabische Musikstile miteinander zu verbinden. Mit über 40 Teilnehmern aus Deutschland und Israel bringt dieses Projekt Musiker mit unterschiedlichsten kulturellen Hintergründen zusammen – muslimisch, jüdisch und christlich. Tayfun Guttstadt, Musiker mit deutschen, türkischen und jüdischen Wurzeln, ist Teil des Orchesters und betont die Wichtigkeit des respektvollen Austauschs im Kontext der Musik.
Faraj, ein Student der Ethnomusikologie aus Haifa, engagiert sich in der Aussprache der Liedtexte, wodurch interkulturelle Verständigung gefördert wird. Dabei entstehen Lieder, die nicht nur in jiddischer Sprache erklingen, sondern auch in russischen, ukrainischen, türkischen und griechischen Varianten. Guttstadt hebt hervor, dass es keinen politikfreien Raum gibt; auch die Musik ist ein Spiegel des gesellschaftlichen Geschehens.
Kulturelle Begegnungen und politische Botschaften
Der transkulturelle Ansatz des Festivals zielt darauf ab, Klischees zu vermeiden und die jiddische Kultur als offen und lebendig zu präsentieren. Laut Bern stehen die direkten Begegnungen in Zeiten politischer Polarisierung im Vordergrund. Das Festival möchte einen Raum schaffen, in dem junge Menschen aus verschiedenen Herkunftsländern, darunter Juden und Muslime, sich begegnen und voneinander lernen können. Die Bedeutung dieser interkulturellen Beziehungen hat das Caravan-Orchester 2018 sogar den Shimon-Peres-Preis für sein Jugend-Musik-Projekt eingetragen.
Das Festival ist nicht nur eine Feier des kulturellen Erbes, sondern auch ein Zeichen für die positive Wirkung kultureller Netzwerke in der Geschichte. Zwischen dem 12. Juli und dem 17. August sind über 100 öffentliche Veranstaltungen geplant, die von Konzerten bis hin zu interaktiven Workshops reichen. Der Auftakt wurde bereits am 12. Juli mit dem YAM Ensemble gefeiert, das Musik aus dem gemeinsamen Erbe jiddischer, sephardischer und graeko-türkischer Traditionen präsentiert.
Wie Abigale Reisman aus Boston, die im Caravan Geige spielt, sagt: „Es geht nicht nur ums Spielen, sondern auch ums Zuhören.“ So wird deutlich, dass Yiddish Summer Weimar nicht nur eine Rückbesinnung auf die jüdische Kultur ist, sondern auch ein bedeutender Schritt in Richtung Verständigung und Frieden darstellt – eine Botschaft, die gerade in der heutigen Zeit hoch im Kurs steht. Für alle Kulturinteressierten ist dieses Festival ein Muss, um die Freude an der jiddischen Kultur neu zu entdecken und zu erleben.