Neubrandenburg feiert 777 Jahre: Frauenpower in der Architektur!

Neubrandenburg, Deutschland - Neubrandenburg feiert in diesem Jahr gleich zwei bedeutende Jubiläen: 777 Jahre Stadtgeschichte und 60 Jahre Haus der Kultur und Bildung (HKB). Während oft der monotone Charakter von Plattenbauten kritisiert wird, beleuchtet der Nordkurier, dass diese Bauweise einen effizienten Wohnungsbau ermöglichte. Die Stadt ist zudem bekannt für architektonische Besonderheiten, wie die Stadthalle von Ulrich Müther und das HKB, das unter der Leitung der Stadtarchitektin Iris Grund entstand.
Iris Grund, die von 1970 bis 1990 als Stadtarchitektin tätig war, zählt zu den wenigen Frauen in einer solch hohen Position während der DDR-Zeit. Sie gewann bereits im Alter von 26 Jahren einen Wettbewerb zur Gestaltung des HKB und leitete dessen Bau erfolgreich. Ihre Leistungen sind Teil der Feierlichkeiten des Festivals „Women in Architecture“, das die bedeutenden Beiträge von Frauen in der Architektur würdigt.
Das Festival „Women in Architecture“
Das Festival wird vom 19. bis 28. Juni in Neubrandenburg ausgerichtet. Zu den zentralen Veranstaltungen gehören eine Dialog-Veranstaltung mit dem Titel „Ostmoderne erleben“ im HKB und ein ArchitekturSalon mit verschiedenen Formaten. Am 29. Juni wird zudem der Erweiterungsbau der Hochschule Neubrandenburg vorgestellt. Die Organisatoren, das Architekturbüro von Susann Milatz und Ullrich Schmidt, thematisieren auch die männliche Dominanz im Architekturberuf, die Frauen oft daran hindert, in Führungspositionen zu gelangen.
Milatz und Schmidt setzen sich für die Stärkung der Architekturausbildung in der Region ein, da Neubrandenburg keinen Vollstudiengang im Bauingenieurwesen hat. Der letzte dieser Art wurde 2012 eingestellt. Der ansteigende Druck, neuen Wohnraum zu schaffen, erfordert neue Strategien, betonen sie. „Wir müssen Studierende für die Region begeistern“, so Milatz. Eine weitere Herausforderung ist die Kommunikation mit Investoren, um mehr Unterstützung für Architekturprojekte zu gewinnen.
Frauen in der Architektur
Die Rolle von Frauen in der Architektur hat sich im Laufe der Geschichte stark gewandelt. Der Frauenanteil an Architektur-Studierenden liegt aktuell bei 54 %, sinkt jedoch während der Familienphase. Historisch gesehen besaßen Frauen in der Architektur oft weniger Anerkennung, obwohl sie bedeutende Beiträge geleistet haben, wie die Wikipedia aufzeigt. Die erste professionelle Architektin in den USA, Louise Blanchard Bethune, und viele andere Frauen in der Architektur waren Pionierinnen in einem von Männern dominierten Berufsfeld.
Die feministischen Organisationen, wie die FOPA, wurden gegründet, um gegen die Unterrepräsentation von Frauen in der Architektur anzukämpfen. Das Festival in Neubrandenburg zielt darauf ab, den Austausch über Architektur und die Rolle von Frauen in diesem Bereich zu fördern und die Sichtbarkeit dieser oft übersehenen Beiträge zu erhöhen.
Die Veranstaltungen, die anlässlich der Stadtjubiläen stattfinden, bieten eine hervorragende Gelegenheit, die Geschichte und die Zukunft der Neubrandenburger Architektur zu diskutieren und den Einfluss von Frauen wie Iris Grund auf das Stadtbild gebührend zu würdigen.
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Ort | Neubrandenburg, Deutschland |
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