Studie enthüllt: Gefährliche Frauenfeindlichkeit in der deutschen Manosphäre

Eine Studie zur Frauenfeindlichkeit in Online-Netzwerken zeigt alarmierende Trends und fordert mehr Bildungsarbeit und Regulierung.
Eine Studie zur Frauenfeindlichkeit in Online-Netzwerken zeigt alarmierende Trends und fordert mehr Bildungsarbeit und Regulierung. (Symbolbild/NAG)

Berlin, Deutschland - Eine umfassende Studie hat das Ausmaß weiblicher Feindlichkeit in deutschen Online-Netzwerken detailliert analysiert. Forschende der Freien Universität Berlin und des Berliner Institute for Strategic Dialogue (ISD) haben die Dynamiken und Strukturen innerhalb dieser Netzwerke untersucht. Die Erkenntnisse zeigen, dass die Bedingungen und Narrative in Deutschland großen Ähnlichkeiten zu internationalen frauenfeindlichen Bewegungen aufweisen. Diese Studie hebt hervor, dass die Szene frauenfeindlicher Influencer, insbesondere unter jungen Männern, zunehmend an Bedeutung gewinnt.

Zu den bekanntesten Gruppen gehören „Pickup-Artists“ und Maskulinitätscoaches, die versuchen, Frauen zu manipulieren und ein idealisiertes Bild von Männlichkeit zu propagieren. Die sogenannten Incels und Männerrechtler, die in ihrer Rhetorik eine vermeintliche „Krise der Männlichkeit“ beschreiben, sind ebenfalls ein zentraler Bestandteil dieser Bewegungen. Diese Gruppen vertreten die Auffassung, dass moderne Männer nicht mehr die Stärke und Dominanz der Vergangenheit besitzen und dass Frauen überproportionalen Einfluss in der Gesellschaft ausüben.

Die Mannosphäre und ihre Gefahren

Studien zeigen, dass in dieser sogenannten Mannosphäre eine Zunahme frauenfeindlicher Inhalte und Gewaltaufrufe zu beobachten ist. In diesem Zusammenhang gelten insbesondere Incels als gefährlich, da sie häufig Verbindungen zu realen Gewalttaten aufweisen. Andrew Tate, ein umstrittener Influencer, der sich selbst als „Alpha Male“ bezeichnet, fungiert als Vorbild für viele Männer in diesem Kontext. In den letzten Jahren hat sich die deutschsprachige Mannosphäre stark an ihren englischsprachigen Pendants orientiert und übernimmt deren Narrative und Taktiken.

Experten haben zudem festgestellt, dass die Manosphere eine Vielfalt an Gruppen umfasst, darunter Männlichkeitscoachings, Männerrechtsaktivisten und „Pick-up-Artists“. Diese Gemeinschaften lehnen Gleichberechtigung ab und machen diese für gesellschaftliche Probleme verantwortlich. Politikwissenschaftler Dominik Hammer beschreibt, dass die Netzwerke relativ leicht auffindbar sind und sich sowohl auf sozialen Medien als auch in klassischen Foren aggregieren.

Die Rolle von sozialen Medien

Der Algorithmus von Plattformen wie TikTok begünstigt emotional aufgeladene und polarisierende Inhalte, sodass frauenverachtende Videos, wie die von Andrew Tate, Millionen von Jugendlichen erreichen. Die virale Verbreitung solcher Inhalte verstärkt nicht nur toxische Männlichkeitsideale, sondern führt auch zur Radikalisierung von Nutzern. Ein Drittel der Bevölkerung befürwortet laut einer Studie ein gewaltbereites Männlichkeitsideal, was auf die verbreitete Akzeptanz und Normalisierung solcher Ansichten hinweist.

Um diesen gegenwärtigen Herausforderungen entgegenzuwirken, fordert die Studie eine EU-weite Regulierung gegen extremen Frauenhass auf Internetplattformen. Bildungsinitiativen sollten eingesetzt werden, um frauendiskriminierende Narrative frühzeitig aufzuklären, insbesondere in Schulen. Die Lehrpläne müssen Themen wie Frauenfeindlichkeit, sexuelle Gewalt und angemessenes Dating behandeln, um eine fundierte Auseinandersetzung mit diesen Themen zu fördern.

Zusätzlich wird betont, dass eine Pädagogik notwendig ist, die emotionale Aspekte in der Erziehung adressiert, um gegen gewaltbereite Männlichkeitsideale vorzugehen. Dabei liegt ein Augenmerk auf der Notwendigkeit, das soziale Internet durch Kulturarbeit aktiv mitzugestalten, um ein demokratisches Miteinander zu fördern. Es besteht ein dringender Bedarf an weiterer Forschung zu den Risiken und Entwicklungen in diesen Netzwerken, um gezielte Gegenmaßnahmen entwickeln zu können.

Diese Erkenntnisse und Herausforderungen wurden nicht nur durch die Studie von der Freien Universität Berlin deutlich, sondern auch im Rahmen der Diskussionen um die britische Netflixserie „Adolescence“, die toxische Männlichkeitsideale und Gewalt thematisiert und die Debatte über Frauenfeindlichkeit unter männlichen Jugendlichen in Deutschland weiter befeuert hat. Der Fall eines Teenagers, der eine Mitschülerin ermordet hat, zeigt die Dringlichkeit dieser Thematik.

Die kompletten Ergebnisse der Studie sind auf den Plattformen von Tagesschau, Deutschlandfunk Kultur und SWR nachzulesen.

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Ort Berlin, Deutschland
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