Bildung im Wandel: Kolleck fordert Chancengleichheit für alle!

Nina Kolleck, Professorin an der Universität Potsdam, diskutiert Bildungspolitik, Chancengerechtigkeit und gesellschaftliche Veränderungen.
Nina Kolleck, Professorin an der Universität Potsdam, diskutiert Bildungspolitik, Chancengerechtigkeit und gesellschaftliche Veränderungen. (Symbolbild/NAG)

Potsdam, Deutschland - In einem aktuellen Interview spricht die Bildungsforscherin und Politikwissenschaftlerin Nina Kolleck über die komplexe Beziehung zwischen Bildung und Politik in Deutschland. Kolleck, die seit 2023 an der Universität Potsdam lehrt, sieht die Notwendigkeit einer interdisziplinären Herangehensweise, die bislang in Deutschland weniger verbreitet ist. Sie betont, dass Bildung nicht isoliert betrachtet werden kann, sondern immer in einem politischen Kontext stattfindet und von politischen Entscheidungen beeinflusst wird. Das Ziel ist es, Chancengerechtigkeit, Qualität und Zugang zu gewährleisten.

Kolleck unterstreicht, dass gute Bildung nicht nur kurzfristige Erfolge, sondern langfristige strategische Ansätze erfordert. Sie sieht Bildung als ein Recht, nicht als ein Privileg, das vom sozialen Status oder der Herkunft abhängig ist. Neben den notwendigen Investitionen in Schulen und Lehrkräfte fordert sie auch eine fortschrittliche digitale Infrastruktur. Gerade in der aktuellen Zeit, in der populistische Bewegungen die Demokratie herausfordern, ist es essentiell, dass Bildung demokratische Prinzipien vermittelt und Schulen als Orte des demokratischen Austauschs agieren.

Bildung und soziale Ungleichheit

Die Diskussion um Bildung und Chancengerechtigkeit wird weiter angestoßen durch den nationalen Bildungsbericht, der eine anhaltende Bildungsexpansion in Deutschland feststellt. Trotz einer höheren Bildungsbeteiligung und insgesamt besseren Ergebnissen gibt es signifikante Unterschiede im Bildungserfolg abhängig von der sozialen Herkunft. So ist es alarmierend, dass zu viele Jugendliche weiterhin nur einen Hauptschulabschluss oder gar keine berufliche Qualifikation erwerben. Der bildungspolitische Fokus sollte hier verstärkt auf formal gering oder nicht Qualifizierten liegen, um die bestehenden Ungleichheiten abzubauen.

Ein Aspekt, der hervorgehoben wird, ist der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg. Studien zeigen, dass besonders Jugendliche aus sozial benachteiligten Verhältnissen sowie solche mit Migrationshintergrund häufig unter unzureichenden Basiskompetenzen leiden. Diese Diskrepanz erfordert differenzierte Ansätze zur Bekämpfung von Bildungsungleichheit, wie Kolleck in ihrem Konzept vorschlägt.

Globale Bildungsziele und politische Maßnahmen

Die Vereinten Nationen haben im September 2015 die Ziele nachhaltiger Entwicklung verabschiedet, die sich bis 2030 auf inklusive, chancengerechte Bildung konzentrieren. Diese globale Bildungsagenda fordert, dass alle Menschen Zugang zu hochwertiger Bildung haben und lebenslanges Lernen gefördert wird. Kolleck stimmt diesen Zielen zu und ergänzt, dass es für die Zukunft der Bildung entscheidend ist, auf gesellschaftliche Veränderungen, wie etwa den Klimawandel, zu reagieren.

Bei der Diskussion über Bildungsungleichheiten im internationalen Vergleich zeigt sich, dass Länder wie Kanada oder Großbritannien einen schwächeren Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg aufweisen. Kolleck und andere Experten betonen, dass gezielte politische Maßnahmen implementiert werden müssten, um die bestehenden Bildungsungleichheiten zu verringern. Dabei sind auch Kritiken zu berücksichtigen, die eine stärkere Berücksichtigung materieller Ungleichheiten in der Steuer- und Sozialpolitik fordern.

Die Debatte über langfristige Lösungen, wie ein längeres gemeinsames Lernen oder eine verpflichtende frühkindliche Bildung, bleibt kontrovers und erfordert eine breite gesellschaftliche Auseinandersetzung. Auch die Themen regionale Unterschiede im Bildungssystem und die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf den Bildungssektor sind zentrale Diskussionspunkte in dieser Thematik.

Kolleck teilt die Überzeugung, dass die Zukunft guter Bildung im Zusammenspiel von staatlicher Verantwortung und den Einflüssen transnationaler Akteure liegt. Sie sieht ihre Aufgabe darin, Wissen zu teilen, kreative Lösungsansätze zu finden und die Wissenschaft aktiv in gesellschaftliche Debatten einzubringen.

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Ort Potsdam, Deutschland
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