Gedenken an Emil Wendland: Zivile Stimmen fordern mehr Aufmerksamkeit

Gedenken an Emil Wendland: Zivile Stimmen fordern mehr Aufmerksamkeit
Neuruppin, Deutschland - Am 1. Juli denkt Neuruppin an den ermordeten Emil Wendland, einen Obdachlosen, der 1992 Opfer eines brutalen Angriffs durch Neo-Nazis wurde. An diesem Tag setzen sich Vertreter der Zivilgesellschaft dafür ein, dass Wendlands Name nicht in Vergessenheit gerät. Wie maz-online berichtet, fallen die diesjährigen Gedenkveranstaltungen mit dem Besuch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zusammen. Gemeinsam mit Neuruppins Bürgermeister Nico Ruhle (SPD) wird eine kurze Gedenkfeier an der Gedenktafel abgehalten, die 20 Jahre nach der Tat aufgestellt wurde.
Die Gedenkinitiative Emil Wendland, welche 2022 gegründet wurde und in engem Kontakt mit dem Verein Opferperspektive Brandenburg steht, hat am späteren Nachmittag eine zweite Veranstaltung angesetzt. Diese wird um 17 Uhr beginnen und befasst sich intensiv mit den Themen Wohnungslosigkeit sowie geschlechtsspezifische Gewalt. Kritisch äußert sich Patrick Weinz von der Gedenkinitiative zur Organisation der Ereignisse: Er spricht von unzureichender Kommunikation und sieht Anzeichen einer möglichen Vereinnahmung ihrer Arbeit durch die Stadtverwaltung.
Ein Zeichen gegen das Vergessen
„Es ist wichtig, ein Zeichen gegen das Vergessen zu setzen, besonders im Hinblick auf die Gewalt und Morde durch rechte Hetze“, meint Weinz weiter. Der Gedenkgedanke mag zwar fest verankert sein, doch die Gedenkinitiative fordert mehr Einbindung zivilgesellschaftlicher Stimmen für künftige Veranstaltungen. Blumen werden am Gedenkort niedergelegt, und auch Vertreter von „Neuruppin bleibt bunt“ sowie des Jugendwohnprojektes Mittendrin werden anwesend sein.
Die Gedenkveranstaltungen bieten nicht nur Raum zur Erinnerung, sondern auch für eine lebendige Diskussion. Ab 18 Uhr werden verschiedene Redebeiträge von Ines Rehfeld, der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt, sowie Michaela Rönnefahrt vom Verein Frauen für Frauen Neuruppin erwartet. Hierbei wird die Gedenkinitiative auch eine Ausstellung mit dem Titel „Kein schöner Land“ präsentieren, die die Erfahrungen von Opfern rechter Gewalt beleuchtet.
Ein Blick auf die tragischen Folgen
Die geforderten Solidarität und das gemeinsame Handeln gegen Gewalt sind angesichts der erschütternden Realität in Brandenburg von größer Bedeutung. Wie todesopfer-rechter-gewalt-in-brandenburg.de darstellt, gibt es insgesamt 23 bekannte Opfer in der Region, die nicht nach Hause zurückkehrten, was zeigt, wie der Fremdenhass Familien und Gemeinschaften verunsichern kann. Die Normalisierung von Gewalt ist eine Herausforderung, der sich die Gesellschaft stellen muss.
Die Diskussion über rechtes Gedankengut und dessen Auswirkungen auf unsere Welt ist aktueller denn je. Angriffe auf Gedenkstätten und das gesellschaftliche Gedächtnis sind besorgniserregend. Daten über die Zunahme von politisch motivierter Kriminalität, vor allem im Kontext von Gedenkstätten, zeigen, wie notwendig die Arbeit der Gedenkinitiativen ist. Laut einer Analyse wurden seit 2019 über 1700 Fälle politisch motivierter Kriminalität in Deutschland dokumentiert, der Großteil davon rechten Gruppen zugeordnet, wie deutschlandfunk.de berichtet.
Die Frage bleibt, wie lange die Täter solcher Gewalttaten noch ungestraft bleiben können. In Neuruppin ist das Gedenken an Emil Wendland nicht nur ein ehrendes Andenken, sondern auch ein Appell, sich für Menschlichkeit und Gerechtigkeit einzusetzen. Im kommenden Jahr wird der 34. Todestag von Emil Wendland begangen, und die Erinnerung an ihn soll weiterhin ein Weckruf für alle sein.
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Ort | Neuruppin, Deutschland |
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