Hawala in Deutschland: Gefährliches Geldsystem oder lebensrettende Hilfe?

Afghanistan - Hawala stellt ein traditionsreiches Geldtransfer-System dar, das tief verwurzelt ist in den Praktiken vieler Migranten und Geflüchteter. Trotz seiner Bedeutung in der humanitären Unterstützung, ist die Nutzung von Hawala aus Deutschland offiziell nicht gestattet. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) erklärt, dass derartige Finanztransaktionen in Deutschland nicht zulässig sind. Diese Regelung soll die Integrität des Finanzsystems schützen und kriminellen Aktivitäten vorbeugen, berichtet MDR.

Die Funktionsweise von Hawala ist sowohl einfach als auch effizient: Geld wird an einen lokalen Perspektivenpartner, den sogenannten Hawaladar, übergeben, der dann einen Partner in der Zielregion informiert, um das Geld an den Empfänger zu übergeben. Es handelt sich dabei um ein System, das auf Vertrauen basiert und ohne Banken oder formelle Institutionen auskommt. Der arabische Begriff „Hawala“ bedeutet „Überweisung“ und ist auf diese vertrauensvolle Transaktion ausgelegt, wie Deutschlandfunk hervorhebt.

Hawala für humanitäre Hilfe

Trotz der offiziellen Ablehnung nutzt die Welthungerhilfe in besonderen Fällen Hawala, insbesondere in Krisengebieten wie Afghanistan und Syrien, wo alternative Banküberweisungen nicht möglich sind. Diese Entscheidung fällt unter strengen Auflagen, die eine Rückverfolgbarkeit und Transparenz der Transaktionen gewährleisten sollen. Etwa 2 Millionen Menschen wurden in der Vergangenheit mit solchen Mitteln unterstützt. Diese Ausnahmegenehmigungen müssen stets abgewogen werden: Hawala-Transaktionen können nur erfolgen, wenn es alternativ keine sicheren Möglichkeiten für Geldtransfers gibt und es zur Rettung von Menschenleben notwendig ist, so das BMZ.

Die Missbrauchsmöglichkeiten des Systems sind jedoch ein großes Problem. Experten warnen vor der Nutzung von Hawala für illegale Zwecke wie Geldwäsche und Terrorfinanzierung. Ermittlungen von LKA und anderen Behörden haben gezeigt, dass Hawala auch von Kriminellen genutzt wird, um Geld illegal zu transferieren. Im Jahr 2021 wurden beispielsweise sieben Männer verurteilt, die unerlaubt über 200 Millionen Euro transferiert hatten, wie Tagesschau berichtet.

Überwachung und rechtliche Herausforderungen

Die Verwendung von Hawala in Deutschland steht unter strenger Beobachtung. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat regelmäßig mit Verfahren gegen Hawaladare zu kämpfen. Diese Aufsicht ist notwendig, um potenzielle illegale Geldströme zu identifizieren. Es existiert jedoch ein Spannungsfeld zwischen der legale Nutzung für Hilfeleistungen und den kriminellen Anwendungen. Der Professor für Kapitalmarktrecht, Matthias Casper, sieht kaum Chancen für eine Legalisierung des Systems, solange es nicht gewerblich betrieben wird.

Die Vorteile von Hawala, wie Schnelligkeit, niedrige Kosten, und der Zugang ohne Bankkonto, sind für viele Migranten und deren Familien von großer Bedeutung. Dennoch bleibt das System von einem grundlegenden Misstrauen geprägt. Auch wenn Hawala eine wichtige Unterstützung für viele Menschen darstellt, wird es als potenzielles Sicherheitsrisiko im Hinblick auf Menschenhandel und illegale Finanzierungen erkannt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Hawala ein komplexes Konstrukt darstellt, das sowohl als wichtiges Hilfsmittel für legale Geldtransfers dient, als auch als potenzielles Werkzeug für kriminelle Aktivitäten wahrgenommen wird. Die Notwendigkeit einer differenzierten Betrachtung sowohl der rechtlichen Rahmenbedingungen als auch der humanitären Aspekte ist offensichtlich.