Bürgerbusse: Rentner retten ländlichen ÖPNV mit Herz und Hingabe!

Münsterland, Deutschland - Im ländlichen Raum wird die Mobilität zunehmend durch innovative Bürgerbusprojekte gesichert. Martin Stapelbroek, ein 66-jähriger Ehrenamtlicher, fährt einen roten Sprinterbus, der als Bürgerbus dient. Der Bürgerbusverein wurde 1985 gegründet und hat sich seitdem zum ältesten seiner Art in Deutschland entwickelt. Der Bus bedient vier Gemeinden im westlichen Münsterland, fährt fünf Tage die Woche und legt dabei etwa 2000 Kilometer pro Woche zurück. Stapelbroek, der auch Vorsitzender des Vereins ist, berichtet, dass der Bus in der Regel bis auf einen Platz voll besetzt ist. Aktuell nutzen rund 1200 Menschen pro Monat diesen Service, was einem Anstieg von 18% im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Laut einer Mobilitätsstudie empfinden 50% der Dorfbewohner den öffentlichen Nahverkehr als unzureichend, was die Bedeutung solcher Projekte unterstreicht.
Der Bürgerbus hilft, Versorgungslücken zu schließen und Mobilität auf dem Land zu sichern. Mit einem Altersdurchschnitt der Fahrer von 70 Jahren zeigt der Verein eine bemerkenswerte Ehrenamtskultur, die für den Erfolg solcher Initiativen entscheidend ist. Mittlerweile existieren in Deutschland etwa 500 Bürgerbusvereine, die meisten davon in Nordrhein-Westfalen. Der Erfolg von Bürgerbusprojekten hängt jedoch nicht nur von ehrenamtlichen Fahrern ab, sondern auch von der Finanzierung, die durch Fahrkarteneinnahmen, Zuschüsse und kommunale Unterstützung gesichert wird.
Ein Handlungsleitfaden für nachhaltige Mobilität
Das Bundesministerium für Verkehr (BMV) hat kürzlich ein Forschungsprojekt zur nachhaltigen Mobilität in ländlichen Räumen abgeschlossen. Das Ergebnis ist ein Handlungsleitfaden mit dem Titel „Nachhaltig mobil in ländlichen Räumen“, der Kommunen praxisnahe Beispiele und Handlungsmöglichkeiten bietet. Der Leitfaden fordert eine Verknüpfung unterschiedlicher Verkehrsmittel, um die Mobilitätsbedürfnisse in ländlichen Regionen zu decken. Dazu zählen nicht nur Bürgerbusse, sondern auch Plusbuslinien, Bedarfsverkehre, Shuttles sowie Car- und Fahrrad-Sharing-Angebote. Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder betont, wie wichtig eine realitätsnahe Verkehrspolitik ist, die die speziellen Anforderungen von Stadt und Land berücksichtigt.
Die Kombination aus starkem Linienverkehr und flexiblen Angeboten, wie dem Bürgerbus, wird als essentielle Strategie hervorgehoben. Zudem werden Empfehlungen zur Flächenerschließung durch Radwegenetze und Verknüpfungsangebote wie Park+Ride und Bike+Ride gegeben. Diese Initiativen zielen darauf ab, die Mobilität nicht nur zu verbessern, sondern auch umweltfreundlicher zu gestalten.
Beispiele aus der Praxis: E-Mobilität im ländlichen Raum
Ein weiteres Beispiel für innovative Mobilitätslösungen bietet das Projekt „E-Dorfautos“ im Rhein-Hunsrück-Kreis. Hier wurden ursprünglich acht Elektroautos für die Nutzung durch die Bürger ins Leben gerufen, um Alternativen zum eigenen Auto aufzuzeigen. In drei Jahren wurden über 10.000 Einzelfahrten mit diesen E-Dorfautos zurückgelegt. Dieses Projekt hat nicht nur zu einer besseren Erreichbarkeit der Gemeinden beigetragen, sondern hat auch den Zugang zu E-Mobilität erleichtert. Die Ortsgemeinde Bickenbach hat inzwischen ein eigenes E-Auto gekauft, und es sind weitere Anschaffungen in Planung, um das Angebot zu erweitern.
Diese vielfältigen Ansätze zeigen, wie durch bürgerschaftliches Engagement und innovative Konzepte die Mobilitätslage im ländlichen Raum aktiv und nachhaltig verbessert werden kann. Die durch das BMV bereitgestellten Leitlinien unterstützen die Umsetzung solcher Projekte und bieten Kommunen eine wichtige Grundlage für eine bessere Mobilität in der Zukunft.
Weitere Informationen finden Sie in den Artikeln von maz-online.de, bmv.de und gelobtesland.de.
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Ort | Münsterland, Deutschland |
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