Köln: Gaffel übernimmt Mühlen-Kölsch – Was bedeutet das für die Stadt?

Köln, Deutschland - Die Kölner Brauwelt steht vor einem einschneidenden Wandel: Die traditionsreiche Kölsch-Marke Mühlen wird künftig von der Brauerei Gaffel übernommen. Diese Entscheidung wurde am Montag bekannt gegeben, als die Verträge zwischen der Malzmühle und Gaffel unterzeichnet wurden. Die Malzmühle, die die Markenrechte, Produktion und den Vertrieb von Mühlen-Kölsch abgeben wird, möchte sich zukünftig verstärkt auf ihre gastronomischen Betriebe konzentrieren, darunter das Brauhaus zur Malzmühle und das Anno 1858. Während dieser Übergang für den 1. September 2023 geplant ist, wurden die Mitarbeiter von Mühlen-Kölsch bereits in einer Betriebsversammlung über die bevorstehenden Veränderungen informiert.
Die familiengeführte Malzmühle, gegründet 1858, wird von der Übernahme nicht nur wirtschaftlich betroffen sein, sondern auch personelle Einschnitte sind unvermeidbar. Rund 20 von insgesamt 250 Stellen sollen gestrichen werden. Thomas Deloy, Marketing-Chef von Gaffel, gab an, dass weitere Strategien bezüglich der Übernahme noch nicht kommuniziert worden sind, die Belegschaft von Gaffel wird jedoch am Dienstag über die Änderungen in Kenntnis gesetzt.
Kölsch-Markt unter Druck
Die Übernahme ist Teil einer größeren Konsolidierung im Kölsch-Markt, der in den letzten Jahren mit Herausforderungen konfrontiert war. So sank der Gesamtabsatz von Kölsch im vergangenen Jahr um 2,5 % auf etwa 1,42 Millionen Hektoliter. Zum Vergleich: Im Jahr 2019 betrug die Produktion im Durchschnitt noch rund 1,785 Millionen Hektoliter. Insbesondere die Radeberger-Gruppe stellte im Jahr 2019 ihren Standort in Köln-Mülheim ein, wo auch mehrere Kölsch-Marken gebraut wurden. Der Markt wird zunehmend von wenigen großen Akteuren dominiert, was die Vielfalt der Brauereien gefährdet.
Aktuell gibt es in Köln rund 32 verschiedene Kölsch-Marken. Ein Großteil des Marktes wird von den drei großen Marken Reissdorf, Gaffel und Früh, die zusammen einen Marktanteil von etwa 60 % erzielen, beherrscht. Laut dem Bundesverband der Deutschen Brauwirtschaft ist die Jahresproduktion dieser drei Marken etwa 1,6 Millionen Hektoliter, was die Bedeutung dieser Marken unterstreicht.
Die Geschichte des Kölsch
Kölsch ist mehr als nur ein Bier – es ist ein kulturelles Phänomen, das eng mit der Stadt Köln verbunden ist. Der Begriff „Kölsch“ wurde 1918 von Christian Sünner für Werbezwecke entdeckt und schuf damit einen Markenkern, der viele Brauereien bis heute prägt. Ein weiteres historisches Detail ist, dass die älteste Kölsch-Brauerei, die Sünner-Brauerei, bereits 1830 gegründet wurde. In den letzten Jahrhunderten hat sich die Bierproduktion durch technologische Fortschritte, wie die Erfindung der Dampfmaschine durch James Watt und Kühlmaschinen von Carl von Linde, erheblich gewandelt und die Qualität verbessert.
Heute können Bierbrauereien dank moderner Abfülltechniken und besserer Verfügbarkeit ihrer Produkte auf dem Markt agieren. Die Leidenschaft der Kölner für ihr Bier bleibt ungebrochen, auch wenn der Trend hin zu günstigeren Angeboten zeigt, dass der Wettbewerb stark ist. Laut dem Köln Magazin spielen die turbulente Geschichte der Brauer und der Einfluss von wirtschaftlichen Bedingungen eine wesentliche Rolle in der Entwicklung der Braukultur in Köln.
Die kommenden Monate dürften entscheidend darüber sein, wie sich die Übernahme von Mühlen-Kölsch auf die Marke selbst und den Kölner Biermarkt insgesamt auswirken wird. Die Einhaltung traditioneller Werte und die Anpassung an wirtschaftliche Gegebenheiten werden dabei eine zentrale Herausforderung darstellen.
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Ort | Köln, Deutschland |
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