Straßennamen in Schwerin: Zeitzeugen der DDR-Geschichte entblättert

Entdecken Sie die Bedeutung der Straßennamen in Schwerin, die an die DDR-Vergangenheit erinnern und Geschichte lebendig halten.
Entdecken Sie die Bedeutung der Straßennamen in Schwerin, die an die DDR-Vergangenheit erinnern und Geschichte lebendig halten. (Symbolbild/NAG)

Straßennamen in Schwerin: Zeitzeugen der DDR-Geschichte entblättert

Schwerin, Deutschland - In Schwerin sind die Straßennamen nicht nur Adressen, sondern lebendige Zeugen der Geschichte. Sie spiegeln politische Epochen, gesellschaftliche Ideale und historische Erinnerungen wider. Die Vergangenheit der DDR hat in vielen dieser Namen ihren Platz gefunden, und sie erzählen Geschichten von sozialistischen Vordenkern bis hin zu antifaschistischen Märtyrern. Nordkurier berichtet, dass viele Schweriner im Alltag kaum mit der ideologischen Herkunft ihrer Straßen konfrontiert werden.

Die Namen von Straßen wie der Rosa-Luxemburg-Straße, die nach der Mitbegründerin der KPD benannt wurde, erinnern an eine Ikone des revolutionären Sozialismus. In der DDR wurde Luxemburg verehrt und repräsentierte den Anspruch, die revolutionäre Arbeiterbewegung fortzuführen. Ganz anders zeigt sich die Rudolf-Breitscheid-Straße, die nach einem führenden Sozialdemokraten benannt ist, der 1944 im KZ Buchenwald ermordet wurde. Auch er wird in der DDR als antifaschistischer Märtyrer geehrt, obwohl seine politische Ausrichtung nicht mit der der SED übereinstimmte. Diese Straßen sind Teil einer Erinnerungspolitik, die den Widerstand gegen den Nationalsozialismus in den Vordergrund stellte.

Lokale Helden im Stadtbild

Namen wie die Fritz-Reuter-Straße und die Otto-Weltzien-Straße zeugen ebenfalls von der Verankerung lokaler Persönlichkeiten im Gedächtnis der Stadt. Reuter, ein niederdeutscher Schriftsteller, wurde in der DDR als „Volksdichter“ gefeiert, auch wenn seine Werke nicht sozialistischen Ursprungs waren. Weltzien dagegen, ein kommunistischer Widerstandskämpfer, wird als Held des antifaschistischen Kampfes angesehen. Dies zeigt, wie die DDR in ihrer Erinnerungskultur nicht nur nationale Heroes, sondern auch lokale Persönlichkeiten würdigte.

Das Straßenbild von Schwerin hat sich allerdings auch gewandelt. Nach der Wiedervereinigung wurden in vielen Städten der ehemaligen DDR Straßennamen geändert, um den politischen Umbruch widerzuspiegeln. In Schwerin wurden rund 30 Straßen umbenannt, einige Namen blieben jedoch bestehen, wie etwa die Rosa-Luxemburg-Straße. Eine Untersuchung von 2004 ergab, dass zahlreiche SED-Namen auch weiterhin präsent sind. Im Gegensatz dazu wurden in großen Städten wie Leipzig viele dieser Namen abgelegt.

Die Geschichte in Stille

Insgesamt sind die Straßennamen in Schwerin Teil eines historischen Narrativs, das oft nur still im Hintergrund wirkt. Die erinnerungspolitische Funktion dieser Namen ist unverkennbar: Sie sollen nicht nur Ehrung und Anerkennung vermitteln, sondern vor allem die Erinnerung an die ideologische Vergangenheit lebendig halten. Die Auseinandersetzung mit diesen Straßen und ihren Ursprüngen kann zur Reflexion und zum kritischen Dialog über die eigene Geschichte beitragen. Hubertus Knabe weist darauf hin, dass die Straßenbenennungen oft auch in das persönliche Empfinden der Menschen eingehen und deren Verhältnis zur DDR-Diktatur widerspiegeln.

Die Benennung von Straßen nach bedeutenden Persönlichkeiten und historischen Ereignissen ist also nicht nur ein Teil des Stadtbildes, sondern eine Einladung, sich mit der eigenen Geschichte auseinanderzusetzen. In einer Zeit, in der das Gedächtnis der DDR besonders in den jüngeren Generationen verblasst, könnte es sinnvoll sein, sich diesen Erinnerungen aktiv zu nähern. Das DDR Museum bietet hierzu spannende Einblicke in die Entwicklung und den Wandel der Straßenbenennungen über die Jahre.

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OrtSchwerin, Deutschland
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