Staatsanwaltschaft geht gegen milde Strafe für Cabrio-Fahrer in Berufung

Staatsanwaltschaft geht gegen milde Strafe für Cabrio-Fahrer in Berufung

Prora, Deutschland - Ein folgenschwerer Vorfall beschäftigt zurzeit die Gerichte in Mecklenburg-Vorpommern. Ein 47-jähriger Cabrio-Fahrer, der im vergangenen August einen 13-jährigen Jungen in Prora anfuhr, steht erneut im Fokus, nachdem die Staatsanwaltschaft Stralsund gegen ein Urteil des Amtsgerichts Bergen Berufung eingelegt hat. Laut NDR wurde der Mann zwar zu einer Geldstrafe von 12.000 Euro und einem anderthalbjährigen Führerscheinentzug verurteilt, doch die Staatsanwaltschaft hält dieses Strafmaß für nicht ausreichend und zweifelt zudem an der Glaubwürdigkeit von Zeugenaussagen.

Der Vorfall, der sich am 14. August ereignete, lässt viele Fragen offen. Der Junge war mit seinen Klassenkameraden unterwegs und soll den Fahrer zuvor provoziert haben. Der Cabrio-Fahrer wendete dann und raste mit hohem Tempo auf den Jungen zu. Bei dem Zusammenstoß erlitt der Schüler ein schweres Schädelhirntrauma sowie mehrere Wunden und wurde mit einem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus gebracht. Er konnte jedoch nach wenigen Tagen entlassen werden, wie buten un binnen berichtet.

Ein neuer Prozess steht an

Nun wird der Fall vor dem Landgericht Stralsund neu verhandelt, wobei die Richter die Möglichkeit haben, die Strafe zu bestätigen, zu herabsetzen oder auch zu erhöhen. Ein Termin wurde bisher noch nicht festgelegt, und es bleibt ungewiss, ob Zeugen erneut aussagen müssen. Der Fahrer hat die Vorwürfe der vorsätzlichen Tat zurückgewiesen, was durch ein technisches Gutachten gestützt wird – dieses konnte keine gezielte Absicht nachweisen.

Die Ermittlungen der Polizei führten zur Identifizierung des Fahrzeughalters, welcher von der Insel Rügen stammt. Auch die Durchsuchung des Fahrzeugs, um weitere Beweise zu finden, war Teil der staatsanwaltschaftlichen Maßnahmen, um zu klären, ob der Halter tatsächlich am Steuer saß, als der Vorfall passierte.

Ein Blick auf die Jugendkriminalität

Dieser Vorfall fällt in einen größeren Kontext, in dem sich die Diskussion um Jugendkriminalität in Deutschland intensiviert. Studien zeigen, dass Jugendgewalt ein besorgniserregendes Niveau erreicht hat. Im Jahr 2024 gab es rund 13.800 Fälle von Jugendkriminalität – mehr als doppelt so viele wie im Jahr 2016, wie Statista feststellt. Der geringere Rückgang (circa 6 Prozent) junger Tatverdächtiger insgesamt verdeutlicht, dass präventive Maßnahmen und Hilfsangebote für Jugendliche nötiger denn je sind.

Besonders hervorzuheben ist der stark männliche Anteil unter den Tatverdächtigen: Fast drei Viertel dieser Gruppe sind männlich, was ein Hinweis auf tiefere gesellschaftliche Zusammenhänge und Strukturen ist. Der Anstieg der Jugendgewalt könnte unter anderem auf psychische Belastungen infolge von Corona-Maßnahmen zurückgeführt werden, so das Bundeskriminalamt (BKA).

Es bleibt abzuwarten, wie der neue Prozess den Ausgang dieser tragischen Geschichte beeinflussen wird und welche Maßnahmen ergriffen werden, um solche Vorfälle in der Zukunft zu verhindern. Eines ist jedoch klar: Da liegt was an, und die Gesellschaft ist gefordert, auch bei der Prävention nicht nachzulassen.

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OrtProra, Deutschland
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