Neuer Durchbruch: Herzinfarkt kann Herzrhythmusstörungen auslösen!

Die Universität Freiburg erforscht, wie Herzinfarkte Kammerflimmern auslösen. Neue Therapien könnten gefährliche Rhythmusstörungen lindern.
Die Universität Freiburg erforscht, wie Herzinfarkte Kammerflimmern auslösen. Neue Therapien könnten gefährliche Rhythmusstörungen lindern. (Symbolbild/NAG)

Freiburg, Deutschland - Ein Herzinfarkt kann weitreichende und schwerwiegende Folgen für die Gesundheit des Betroffenen haben. Eine der häufigsten und gefährlichsten Komplikationen ist das Kammerflimmern, eine lebensbedrohliche Herzrhythmusstörung. Laut einem Bericht der Deutschen Herzstiftung ist es entscheidend, dass die Zeit bis zur Wiedereröffnung des verschlossenen Herzkranzgefäßes minimiert wird, da dies entscheidend für die langfristigen Folgen des Herzinfarkts ist.

Ein Team von Forschern um Prof. Dr. Peter Kohl, Direktor des Instituts für Experimentelle Kardiovaskuläre Medizin am Universitäts-Herzzentrum Freiburg, hat einen neuen Zusammenhang zwischen diesen Ereignissen entdeckt. Sie haben herausgefunden, dass bei einem Herzinfarkt die elektrische und mechanische Entspannung des Herzens gestört ist. Dies kann dazu führen, dass das Herz sich nicht richtig füllt und zu wenig Blut pumpt. Diese Erkenntnisse wurden in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Alex Quinn von der Dalhousie University gewonnen. Das Forschungsteam beschreibt diesen Mechanismus als Repolarisations-Relaxations-Kopplung, die erklären könnte, warum mechanisch ausgelöste Herzrhythmusstörungen besonders nach einem Herzinfarkt häufig auftreten.

Mechanismen und Therapeutische Ansätze

Auf molekularer Ebene zeigt die Forschung, dass die elektrische Erregungsdauer nach einem Herzinfarkt verkürzt ist. Diese Verkürzung führt dazu, dass mechanische Prozesse nicht mehr synchron ablaufen können und unerwartete mechanische Belastungen elektrische Fehlzündungen auslösen. Das Team von Prof. Kohl hat mehrere potenzielle therapeutische Ansatzpunkte identifiziert, die in Laborexperimenten die Entstehung von Rhythmusstörungen verringern konnten. Dazu gehören die Blockade bestimmter Ionenkanäle, die Pufferung von Kalzium und die Reduktion von Sauerstoffradikalen. Dr. Breanne A. Cameron, die Erstautorin der Studie, ist zuversichtlich, dass dieses Wissen zur Entwicklung neuer Medikamente beitragen kann, die das Risiko gefährlicher Herzrhythmusstörungen nach einem Herzinfarkt senken.

Die Dringlichkeit einer raschen medizinischen Intervention wird durch die Tatsache unterstrichen, dass betroffene Patienten, die zu lange auf eine Behandlung warten, das Risiko einer akuten Herzschwäche erhöhen. Ein ineffizienter Blutfluss kann zu Bewusstlosigkeit führen, da das Gehirn nicht ausreichend versorgt wird. Laut der Deutschen Herzstiftung kann eine Behandlung innerhalb der ersten vier Stunden entscheidende Schäden am Herzmuskel abwenden und eine Rückkehr zum gewohnten Leben ermöglichen.

Zahlen und Statistiken zu Herzrhythmusstörungen

Gemäß dem „Deutschen Herzbericht 2022“ stellen Herzrhythmusstörungen eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland dar und sind für über 65.000 Todesfälle jährlich verantwortlich, meist durch plötzlichen Herztod. Der Bericht zeigt, dass im Jahr 2021 insgesamt 447.485 vollstationäre Aufnahmen wegen Herzrhythmusstörungen registriert wurden. Auch die Sterblichkeit durch diese Störungen steigt kontinuierlich an, was auf die Notwendigkeit einer besseren Erkennung und Behandlung hinweist.

Die Deutsche Herzstiftung und verschiedene Fachgesellschaften für Kardiologie setzen sich darum ein, die Früherkennung und Behandlung von Herzrhythmusstörungen voranzutreiben. Ziel ist es, vermeidbare körperliche und psychische Langzeitfolgen sowie lebensbedrohliche Komplikationen zu verhindern und dazu beizutragen, die Lebensqualität der betroffenen Patienten nachhaltig zu verbessern.

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Ort Freiburg, Deutschland
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