Bauhaus im Brennpunkt: Preisverdächtige Ausstellung in Weimar!

UNI Erfurt vergibt den Justus Bier Preis für die Ausstellung „Bauhaus und Nationalsozialismus“ am 23. Juni 2025 in Weimar.
UNI Erfurt vergibt den Justus Bier Preis für die Ausstellung „Bauhaus und Nationalsozialismus“ am 23. Juni 2025 in Weimar. (Symbolbild/NAG)

Weimar, Deutschland - Am 2. Juni 2025 wurde die renommierte Auszeichnung des Justus Bier Preises für die Jahresausstellung 2024 mit dem Titel „Bauhaus und Nationalsozialismus“ verliehen. Dies geschah im Rahmen eines feierlichen Events im Festsaal des Goethe-Nationalmuseums in Weimar. Der Preis in Höhe von 5000 Euro prämiert Kuratorinnen und Kuratoren im deutschsprachigen Raum für außergewöhnliche Leistungen in der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts, insbesondere für die sprachliche und fachliche Qualität von Katalogtexten oder editorischen Arbeiten. In diesem Jahr wurde die Jury durch die politische Brisanz des Themas „Bauhaus und Nationalsozialismus“ besonders beeindruckt.

Die Ausstellung thematisiert umfassend die Verstrickungen der Bauhaus-Bewegung mit dem Nationalsozialismus und bietet neue Perspektiven auf die Moderne sowie die Bauhausgeschichte. Sie untersucht die politische Geschichte des Bauhauses bis zur Schließung 1933 und verfolgt die Lebenswege von Bauhäusler*innen während der nationalsozialistischen Herrschaft. Die Jury hob die Zivilcourage und den Mut der Klassik Stiftung hervor, eine solch bewegende und kritische Ausstellung zu realisieren. Sie zeigt rund 450 Kunst- und Designobjekte aus Privatsammlungen und Museen in Europa und den USA, die die politische Dimension der Kunst verdeutlichen.

Politische Hintergründe und die Rolle des Bauhauses

Zusammen mit den in der Ausstellung präsentierten Werken gibt es eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit den politischen Strukturen der Zeit. In einem Artikel von Bauhaus Imaginista wird detailliert beschrieben, wie das Bauhaus, trotz seiner avantgardistischen Ansätze und ausdrucksstarken Designs, letztlich auch von totalitären Regierungen wie dem NS-Regime für propagandistische Zwecke genutzt wurde. Die Ausstellung „Gebt mir vier Jahre Zeit“ von 1937, die Hitlers Vierjahresplan lobte, ist ein Beispiel für den Missbrauch der Bauhaus-Ästhetik.

Die Gestalterinnen Lilly Reich und Ludwig Mies van der Rohe experimentierten bereits in den 1920er Jahren mit Materialien wie Textilien und Glas, was auch die Funktionäre des Nationalsozialismus interessierte. Ein bemerkenswertes Projekt war die Gestaltung des deutschen Pavillons für die Weltausstellung in Paris 1937. Ihre minimalistischen Entwürfe fanden Anklang, doch auch die Schattenseiten der Zusammenarbeit mit dem Regime werfen Fragen auf. Mehrere Bauhaus-Künstler waren, trotz ihrer avisierten Ideale, in die Ästhetik der nationalsozialistischen Propaganda verwickelt.

Öffentliche Preisverleihung und Ausblick

Die öffentliche Preisverleihung des Justus Bier Preises findet am 23. Juni 2025 um 18 Uhr statt. Die Ausstellung an drei verschiedenen Orten in Weimar stellt nicht nur die Kunst und das Design in den Mittelpunkt, sondern bietet auch eine Plattform, um die komplexen kulturellen und politischen Prozesse sichtbar zu machen. Der Katalog zur Ausstellung thematisiert prägnant die politischen und ästhetischen Strukturen des Bauhauses und möchte somit wissenschaftliche Erkenntnisse für ein breiteres Publikum zugänglich machen, insbesondere im Kontext der heutigen politischen Landschaft, die durch die Popularität rechtsextremer Strömungen geprägt ist.

Die Untersuchung der historischen Zusammenhänge und die Reflexion über die Rolle von Kunst und Design in politischen Systemen ist heute so wichtig wie nie zuvor. Die Ausstellung wird daher zu einem wertvollen Beitrag zur kritischen Auseinandersetzung mit der Geschichte und ihren Auswirkungen auf die Gegenwart.

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Ort Weimar, Deutschland
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