Gerry Adams gewinnt Prozess gegen BBC: 100.000 Euro für Rufschaden!

Gerry Adams, ehemaliger Sinn-Féin-Anführer, gewinnt einen libel Prozess gegen die BBC und erhält 100.000 Euro Schadenersatz.
Gerry Adams, ehemaliger Sinn-Féin-Anführer, gewinnt einen libel Prozess gegen die BBC und erhält 100.000 Euro Schadenersatz. (Symbolbild/NAG)

Irland - Gerry Adams, der ehemalige Führer von Sinn Féin, hat einen Rechtsstreit gegen die BBC gewonnen. In einem Urteil des Hochgerichts in Irland wurde festgestellt, dass die BBC in einem Bericht über die mutmaßliche Genehmigung des Mordes an dem Informanten Denis Donaldson durch Adams nicht in gutem Glauben gehandelt hat. Adams wurde eine Entschädigung von 100.000 Euro (113.000 US-Dollar) zugesprochen. Der Fall drehte sich um eine Behauptung aus einem Dokumentarfilm und einem Online-Artikel der BBC, die Adams mit der Ermordung Donaldsons in Verbindung brachten, der 2005 gestand, für den britischen Geheimdienst gearbeitet zu haben.

Denis Donaldson wurde vier Monate nach dieser Enthüllung in seinem Cottage in Irland erschossen. In der BBC-Reportage „Spotlight“ gab es anonyme Aussagen, die Adam beschuldigten, die Führung der Irish Republican Army (IRA) beauftragt zu haben, Donaldson zu ermorden. Adams bestreitet jede Beteiligung an dem Mord und erklärte, der Prozess sei ein Versuch gewesen, die BBC zur Verantwortung zu ziehen. Seine Anwälte zeigten sich mit dem Urteil zufrieden. Adams führte Sinn Féin von 1983 bis 2018 und hat stets bestritten, jemals Mitglied der IRA gewesen zu sein, trotz gegenteiliger Behauptungen von ehemaligen Kollegen.

Hintergrund und Prozessverlauf

Der Prozess, der mittlerweile geschätzte Kosten zwischen 3 und 5 Millionen Euro verursacht hat, fand in Dublin statt. Adams hoffte, dass eine irische Jury, die möglicherweise wenig oder keine Erinnerungen an die Troubles hatte, ihm einen Vorteil im Verfahren verschaffen würde. Während des Prozesses verbrachte Adams mehr Zeit im Zeugenstand als die anderen neun Zeugen zusammen. Seine Aussage erstreckte sich über die ersten sieben Tage, während die entsprechende Reporterin der Spotlight-Reportage, Jennifer O’Leary, nur drei Tage im Zeugenstand war.

Während seiner Aussage stellte Adams klar, dass er nicht auf der Anklagebank sitze und bestritt vehement, an der IRA oder deren Entscheidungsprozessen beteiligt gewesen zu sein. Diese Aussage wurde durch Video-Darstellungen, die von beiden Seiten präsentiert wurden, unterstützt. Die BBC zeigte Nachrichtenberichte über IRA-Angriffe, während Adams‘ Anwälte ihn als Friedensstifter darstellten. Der Fall hat auch die Debatte über Adams‘ komplexe Vergangenheit neu entfacht.

Reaktionen auf das Urteil

Der Direktor von BBC Northern Ireland, Adam Smyth, äußerte seine Enttäuschung über das Urteil und betonte, dass die BBC in gutem Glauben gehandelt habe und dass die Anschuldigungen von fünf weiteren Quellen unterstützt wurden. Die Spotlight-Reportage wurde in Irland von etwa 16.000 Zuschauern gesehen und die begleitende Online-Geschichte erhielt lediglich rund 700 Seitenaufrufe über 14 Monate, seit ihrer Veröffentlichung im September 2016.

Adams bleibt eine polariserende Figur in der irischen Politik, und dieser Prozess hat die bereits bestehende Kontroverse über seine Rolle und seine Vergangenheit weiter angeheizt. Der Ausgang des Verfahrens könnte weitreichende Implikationen für die Beziehung zwischen öffentlichen Persönlichkeiten und den Medien haben.

Weitere Informationen finden Sie auf Al Jazeera, BBC und Djournal.

Details
Ort Irland
Quellen