Rathaus wird zum Kindergarten: Bockenheimer Rat tagen in Kneipe!

Das Bockenheimer Rathaus tagt künftig in der Emichsburg-Gaststätte. Eine Übergangslösung für künftige Kindergartenbedarfe.
Das Bockenheimer Rathaus tagt künftig in der Emichsburg-Gaststätte. Eine Übergangslösung für künftige Kindergartenbedarfe. (Symbolbild/NAG)

Bockenheim an der Weinstraße, Deutschland - Der Bockenheimer Rat hat eine ungewöhnliche Lösung für die anstehende Sitzungsproblematik gefunden: Ab sofort tagt er in der Gaststätte der Emichsburg. Diese Entscheidung wurde getroffen, da der bisherige Sitzungssaal nun für die jüngsten Bockenheimer benötigt wird. Der Bürgermeister kommentierte diese Übergangslösung mit einer scherzhaften Mahnung, was für eine lockere Atmosphäre in der neuen Umgebung sorgte. Die Emichsburg, die nun eine neue Funktion einnimmt, hat eine bewegte Geschichte, die bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht.

Die Emichsburg ist eine alte Schlossanlage, die ursprünglich im 16. und 17. Jahrhundert erbaut wurde und heute am Rand von Bockenheim zu finden ist, etwa 20 Kilometer südlich von Alzey und 10 Kilometer westlich von Worms. Die Überreste der Anlage befinden sich auf einem Kirchenhügel neben der ehemaligen Wehrkirche St. Martin. Während Teile der Ringmauer und das Renaissance-Portal erhalten geblieben sind, wird das Areal heute als Weingut genutzt und umfasst auch einen Neubau aus dem frühen 19. Jahrhundert.

Geschichte der Emichsburg

Die Anfänge von Bockenheim sind bis ins Jahr 770 dokumentiert. Graf Emich II. von Leiningen regierte 1110 von der Stammburg Altleiningen aus. Die Emichsburg selbst wurde erstmals 1502 erwähnt, als Graf Emich IX. die Burg wiederaufbauen ließ. Im Laufe der Jahrhunderte war die Anlage immer wieder Kriegen und Zerstörungen ausgesetzt. So wurde sie im 30-jährigen Krieg und während des Pfälzischen Erbfolgekrieges stark beschädigt.

Die heutige Emichsburg entstand aus den Ruinen eines früheren Bauwerks, das auch als Residenz diente. Nach umfassenden Sanierungen in der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde es schließlich 1797/98 endgültig zerstört und fiel an den französischen Staat. Später wurde das Gelände agrarisch genutzt, und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam es in den Besitz von Heinrich Janson, der die weitläufigen Weinberge rund um das Gut bewirtschaftete.

Kulturelle Bedeutung

Die Emichsburg trägt zur regionalen Identität bei, nicht nur durch ihre Geschichte, sondern auch durch den jährlich verliehenen Preis der Emichsburg, der während der Bockenheimer Mundarttage vergeben wird. Dieser Preis würdigt besondere Verdienste um die Mundart und regionale Kultur. Die Anlage ist nicht nur ein beliebtes Ziel für Geschichtsinteressierte, sondern auch ein Ort, an dem die lokale Gemeinschaft zusammenkommt.

So verwandelt sich die historische Emichsburg von einer Ruine mit reicher Vergangenheit in einen modernen Treffpunkt für Entscheidungsträger. Der Übergang von offiziellen Sitzungen im Rathaus zu den neuen Räumlichkeiten in der Gaststätte unterstreicht die Flexibilität der Bockenheimer Gemeindeverwaltung und die Bereitschaft, innovative Lösungen für die aktuellen Herausforderungen zu finden.

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Ort Bockenheim an der Weinstraße, Deutschland
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