Geißbocktradition: Nach langem Kampf endlich immaterielles Kulturerbe!

Deidesheim, Deutschland - Die Geißbocktradition zwischen Deidesheim und Lambrecht ist ein einzigartiger Brauch, der seine Wurzeln bis ins Jahr 1534 zurückverfolgen kann. Jährlich am Pfingstdienstag liefern die Einwohner von Lambrecht symbolisch einen Geißbock an Deidesheim. Diese Geste ist eine historische Gegenleistung für das frühere Weiderecht der Rinder in der Region. Die Rheinpfalz berichtet, dass die Geißbocktradition seit 2023 als immaterielles Kulturerbe anerkannt ist. Die Anerkennung gelang erst im dritten Anlauf, nachdem erste Bewerbungen in den Jahren 2017 und 2018 nicht die erforderlichen Erfolge zeitigten.
Berthold Schnabel, ein 81-jähriger pensionierter Lehrer aus Deidesheim und Mitglied eines vierköpfigen Expertenteams, das die Bewerbung vorangetrieben hat, betont die kulturelle Bedeutung dieser Tradition. Zu diesem Team gehörten neben Schnabel auch Volker Edel, der kürzlich verstorbene Herausgeber der Talpost, Hans-Joachim Hinrichs, Vorsitzender des Lambrechter Verkehrsvereins, und der ebenfalls verstorbene promovierte Volkskundler Heinz Schmitt.
Der Weg zur Anerkennung
Der erste Bewerbungsversuch im Jahr 2017 stammt von Schauspielgruppen, die aus Deidesheim und Lambrecht kommen. Dennoch blieb der Antrag ohne Erfolg. Trotz dieser Rückschläge zeigten die Städte Deidesheim und Lambrecht unermüdlichen Einsatz und Ausdauer, indem sie die Geißbocktradition weiterhin pflegten und weiterentwickelten. Die Übertragung des Geißbocks und seine anschließende Versteigerung sind zentrale Höhepunkte im Festkalender beider Städte.
Die Geißbocktradition hat sich über die Jahrhunderte hinweg weiterentwickelt. Sie verbindet traditionelles Wissen über Weiderechte mit modernen kulturellen Ausdrucksformen wie Musik und Theater. Ein neues Element der Tradition ist die Einbindung eines jungen Ehepaares, das den Geißbock nach Deidesheim führt. Diese Entwicklung stärkt nicht nur den Zusammenhalt in der Gemeinschaft, sondern bringt auch frischen Wind in das traditionsreiche Fest.
Moderne Aspekte der Tradition
Besonders hervorzuheben ist der Tierschutzgedanke: Nach den Feierlichkeiten werden die Geißböcke nicht geschlachtet, sondern auf einem Gnadenhof artgerecht weitergehalten. Dies zeigt das Bewusstsein der Gemeinden für ethische und nachhaltige Praktiken im Umgang mit Tieren. Die Geißbocktradition bleibt somit nicht nur ein lebendiges Brauchtum, sondern integriert auch moderne Werte.
Mit der Aufnahme in die Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO ist die Geißbocktradition zwischen Deidesheim und Lambrecht nun offiziell gewürdigt. Diese Auszeichnung dürfte die kulturelle Identität beider Städte weiter festigen und die Tradition für zukünftige Generationen bewahren.
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Ort | Deidesheim, Deutschland |
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