Krisenalarm im Osten: Chemieindustrie droht massiver Jobverlust!

Die Chemieindustrie in Anhalt-Bitterfeld steht vor großen Herausforderungen: Hohe Energiepreise, Arbeitsplatzabbau und die Zukunft von Dows Anlagen in Böhlen und Schkopau sind entscheidend für die Region.
Die Chemieindustrie in Anhalt-Bitterfeld steht vor großen Herausforderungen: Hohe Energiepreise, Arbeitsplatzabbau und die Zukunft von Dows Anlagen in Böhlen und Schkopau sind entscheidend für die Region. (Symbolbild/NAG)

Krisenalarm im Osten: Chemieindustrie droht massiver Jobverlust!

Bitterfeld-Wolfen, Deutschland - Ostdeutschland sieht sich einer ernsthaften Krise in der Chemieindustrie gegenüber, die von der Energieknappheit noch verstärkt wird. Zurzeit wird die Zukunft der Werke des US-Konzerns Dow in Böhlen (Sachsen) und Schkopau (Sachsen-Anhalt) eingehend geprüft. Wie Focus berichtet, soll bis Ende Juli 2023 eine Entscheidung fallen. Gewerkschaftschef Michael Vassiliadis mahnt zur Eile: Hunderte Arbeitsplätze und die industrielle Zukunft der Region könnten auf der Kippe stehen.

Der Cracker in Böhlen, der Vorprodukte für die Chemiebranche zerlegt, spielt eine zentrale Rolle für den Chemiepark Bitterfeld-Wolfen, der etwa 15.000 Beschäftigte zählt, darunter viele in abhängigen Unternehmen. Der Schock könnte die gesamte Region ins Wanken bringen, falls die Stillegung Realität wird. Bedauerlicherweise zeigt sich, dass die Chemieindustrie in Ostdeutschland unter hohen Energiepreisen und einer geringeren Auslastung leidet. Die Auslastung der energieintensiven Branchen fiel von 85 Prozent im Jahr 2021 auf unter 75 Prozent im Jahr 2024.

Jobabbau und Kurzarbeit

Die alarmierenden Zahlen bleiben nicht unbemerkt. Im vierten Quartal in Folge sinkt die Beschäftigung in der ostdeutschen Chemie, die aktuelle Kapazitätsauslastung liegt bei gerade mal 73 Prozent. Während der Chemiepark Leuna bereits einen Sparkurs verordnet hat, plant Wacker Nünchritz, ab Januar 200 Stellen in Kurzarbeit zu schicken. Analysen von Wirtschaft in Sachsen heben hervor, dass das Unternehmen wegen hoher Strompreise und einer schwachen Nachfrage nach Polysilizium agieren muss.

Darüber hinaus sind die aktuellen Schwierigkeiten besonders für Hersteller von Grundchemikalien bedrohlich. Die Sorgen um den Standort werden auch von Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff geteilt. Er sucht das Gespräch mit der EU-Kommissionspräsidentin und fordert eine Rückkehr zur Preisbremse sowie Erleichterungen beim Green Deal. „Es droht die Abwanderung von Unternehmen aus Mitteldeutschland“, warnt Haseloff.

Politische Maßnahmen dringend erforderlich

Die Verzweiflung in der Branche ist deutlich zu spüren. Ein Drittel der rund 55.600 Mitarbeiter in der ostdeutschen Chemiebranche sind in Sachsen-Anhalt beschäftigt. Das Umsatzwachstum der Branche seit der Wende ist unverkennbar, doch im letzten Jahr sank die deutsche Chemieproduktion um zwölf Prozent, wie MDR berichtet. „Wir brauchen politische Unterstützung“, appelliert Nora Schmidt-Kesseler, Hauptgeschäftsführerin des Verbandes Nordost-Chemie, und fordert die Senkung der Netzentgelte sowie einen Industrie-Strompreis von nur 4 Cent pro Kilowattstunde.

Angesichts all dieser Herausforderungen bleibt die Zukunft der Chemieindustrie in Ostdeutschland ungewiss. Die Forderungen nach Unterstützung durch die Politik sind laut und deutlich, aber die notwendigen finanziellen Mittel sind rar geworden. Es bedarf entscheidender Maßnahmen, um die Wettbewerbsfähigkeit zu wahren und Arbeitsplätze zu sichern.

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OrtBitterfeld-Wolfen, Deutschland
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