Bahnhöfe der Zukunft: Kulturelle Schatzkammern in der Lausitz!

Wissenschaftler der BTU Cottbus erörtern bei einer Exkursion neue Nutzungsperspektiven alter Bahnhöfe in der Lausitz am 10. Juni.
Wissenschaftler der BTU Cottbus erörtern bei einer Exkursion neue Nutzungsperspektiven alter Bahnhöfe in der Lausitz am 10. Juni. (Symbolbild/NAG)

Cottbus, Deutschland - Alte Bahnhöfe haben sich in den letzten Jahren zu einem Thema entwickelt, das weit über den Bereich der Mobilität hinausgeht. Wissenschaftler der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) betonen das Potenzial dieser oft leer stehenden Orte als kulturelle und soziale Entwicklungen. Claudia Arndt, eine wissenschaftliche Mitarbeiterin, hebt hervor, dass insbesondere in der Lausitz, einer Region, die stark vom Strukturwandel betroffen ist, verlassene Bahnhöfe eine wichtige Rolle spielen können. Der Begriff „Heimat“ wird dabei als sozialer Prozess verstanden, der Dialog, Verantwortung und Vielfalt beinhaltet. Dies sind zentrale Elemente, die durch die geplante Exkursion „Alte Orte, neue (T)Räume – Bahnhöfe als Zukunftsorte“ gefördert werden sollen.

Diese Exkursion findet am Dienstag, den 10. Juni 2025, von 9.30 bis 17 Uhr statt. Startpunkt ist der Spreewaldbahnhof Cottbus, und das Ziel ist der Bahnhof Neupetershain. Teilnehmer müssen sich anmelden, wobei die Fahrtkosten nicht erstattet werden. Der Ablauf der Exkursion umfasst ein Impulsreferat von Dr. Lars Scharnholz zu Bahnhöfen als Zukunftsorten, gefolgt von einer Bahnfahrt und Gesprächen über Regionalentwicklung und innovative Ideen in der Lausitz.

Lost Places und kulturelle Entwicklung

Parallel zu dieser Initiative wird das Phänomen der „Lost Places“ in Deutschland thematisiert. Verlassene Orte, wie alte Bahnhöfe, bieten Einblicke in vergange Zeiten und sind häufig von Baufälligkeit geprägt. Die Deutsche Bahn hat begonnen, solche „Lost Places“ in ihren Reiseangeboten zu bewerben. Dazu gehören mehrere Orte, die im Rahmen des Deutschland-Tickets erreicht werden können. Beispiele sind das ehemalige Grandhotel „Waldlust“ im Schwarzwald und die alte Abhörstation auf dem Teufelsberg bei Berlin. Solche Orte ziehen nach wie vor Neugierige und Hobby-Archäologen an, die ihre Erkundungen oft online dokumentieren.

Nutzer in sozialen Medien äußern jedoch Skepsis gegenüber den Angeboten der Deutschen Bahn und der tatsächlichen Erreichbarkeit dieser verwaisten historischen Stätten. Dennoch zeigen diese Lost Places, wie wichtig das kulturelle Erbe und die Erinnerung an vergangene Mobilität für die Region und ihre Bewohner sind.

Strukturwandel als Herausforderung

Im Hintergrund dieser Entwicklungen steht der Strukturwandel, der die Lausitz sowie andere Regionen bedeutsam beeinflusst. Früher ein Zentrum des Kohlebergbaus, steht die Lausitz nun vor der Herausforderung, sich bis spätestens 2038 vom Kohleausstieg zu verabschieden. Dieser tiefgreifende Wandel hat bereits zu massiven Entlassungen und einem Umdenken in sozialen und wirtschaftlichen Abläufen geführt.

Um diese Herausforderungen zu bewältigen, erhält die Region umfangreiche Strukturhilfen in Höhe von 17 Milliarden Euro, die in den nächsten zwei Jahrzehnten bereitgestellt werden sollen. Ziel ist es, wissenschaftliche Institute anzusiedeln und die Infrastruktur zu verbessern. Politische Akteure in der Region sind gefordert, belastbare Visionen zu entwickeln, um den Strukturwandel erfolgreich zu gestalten.

Die Bürgerbeteiligung wird in diesem Zusammenhang immer wichtiger. Menschen aus verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen, wie Bürgermeister*innen, Lausitzbeauftragte und engagierte Bürger, müssen zusammenarbeiten, um die Auswirkungen der Transformation in der Lausitz zu gestalten. Der Kohleausstieg symbolisiert nicht nur die Notwendigkeit einer sozialökologischen Transformation, sondern auch die Chancen, die sich aus einem Wandel hin zu nachhaltigen Lösungen ergeben.

In diesem komplexen Gefüge können alte Bahnhöfe und kulturelle Initiativen neue Perspektiven eröffnen. Diese Orte sollen nicht nur als stummer Zeuge der Vergangenheit fungieren, sondern auch als Treffpunkte für neue Ideen und gemeinschaftliche Entwicklungen genutzt werden.

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Ort Cottbus, Deutschland
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