Ferienlager auf Schloss: Bildung oder rechte Ideologie?

Ferienlager auf Schloss: Bildung oder rechte Ideologie?

Schloss Ober-Neundorf, 02826 Görlitz, Deutschland - Im malerischen Görlitz, genauer gesagt auf Schloss Ober-Neundorf, findet in den kommenden Wochen eine Bildungs-Freizeit für Kinder und Jugendliche zwischen 9 und 17 Jahren statt. Die Veranstaltung kostet 350 Euro für eine Woche und hat sich dem Ziel verschrieben, „humanistische Bildung“ zu vermitteln und den Teilnehmer:innen bewegende Ferienerlebnisse zu bescheren. Dabei wird eine Verbindung von Körper, Seele und Geist angestrebt. Doch der Schein trügt: Das Schloss ist ein Zentrum der umstrittenen Anastasia-Bewegung, die im Jahr 2023 als rechtsextremer Verdachtsfall eingestuft wurde. Dies wirft Fragen auf, ob die Ferienfreizeit tatsächlich unpolitisch ist, obwohl der Co-Leiter Ferdinand P. betont, es solle keine politische oder ideologische Agenda verfolgt werden, wie auf Endstation Rechts zu lesen ist.

Die Anastasia-Bewegung hat ihre Wurzeln in Russland und beruht auf einer Romanreihe, die nicht nur durch antidemokratische und antisemitische Stereotypen geprägt ist, sondern auch eine Utopie ländlichen Lebens propagiert. In dieser idealisierten Welt wird das Glück der Menschen durch natürliche Verwurzelung in der Erde erreicht, wie MMZ Potsdam beschreibt. Das Ziel der Bücher und der damit verbundenen Bewegung ist der Rückzug in selbstversorgende Gemeinschaften, die häufig als „Familienlandsitze“ bezeichnet werden. Diese Bestrebungen sind nicht ohne ideologische Verbindungen zu rechtsextremen Gruppierungen, was Matthias Pöhlmann, ein Experte für Sektenfragen, als bedenklich einstuft.

Kreativ und ganzheitlich lernen

Das Programm der „Sommerwoche Schule am Schloss“ sieht eine breite Palette an Aktivitäten vor, darunter Kalligrafie, Dichtkunst, Mathematik, Handwerk, Theater und Sport. Diese Ansätze bedienen sich der umstrittenen Schetinin-Pädagogik, die auf „natürliches Lernen“ und die Existenz von „kosmischem Urwissen“ bei Kindern abzielt. Auch der Co-Leiter Ferdinand P. bringt seine Erfahrungen von der Tekos-Schule mit, die diese pädagogischen Grundsätze anwendet. Auf einem Esoterik-Blog und seinem Youtube-Kanal äußert P. sich zudem zu verschiedenen Verschwörungstheorien, darunter die „Urknall-Lüge“.

Die Veranstaltung wird zusammen mit Elisa L., einer Waldorflehrerin, die über umfangreiche Erfahrungen in der Bildung verfügt, geleitet. Beide betonen die Relevanz ganzheitlicher Bildungsansätze und scheinen einen guten Zugang zu den Teilnehmer:innen zu haben, doch die Verbindungen zur Anastasia-Bewegung bleiben kritisch zu betrachten.

Die Rolle der Anastasia-Bewegung

Die Anastasia-Bewegung ist in Deutschland recht heterogen und findet eine Verbindung zu alternativen, esoterischen und ökologischen Gruppen. In Brandenburg gibt es inzwischen Siedlungsprojekte, die die Ideen aus den Romanen praktisch umsetzen wollen. Diese Bestrebungen sind jedoch nicht frei von ideologischen Verknüpfungen zu völkischen Bewegungen der Vergangenheit, was die Wahrnehmung der Bewegung nicht unbedingt erleichtert. Besonders ins Auge springt hier die Tatsache, dass einige der Projekte in Brandenburg in der Kritik stehen, weil sie Verbindungen zum Rechtsextremismus aufweisen.

Wlada Ruggle, eine bekannte Anhängerin der Anastasia-Bewegung, ist regelmäßig Gast bei Folklore-Veranstaltungen, und Mänken, eine Anthroposophin, verknüpft in ihren Büchern anthroposophische mit Anastasia-Ideen. Sie tritt als Referentin im anthroposophischen Zentrum Goetheanum auf. Die Verbreitung solcher Ansichten hat nicht nur lokale, sondern auch internationale Relevanz und sollte im Rahmen einer kritischeren Auseinandersetzung nicht verharmlost werden.

Details
OrtSchloss Ober-Neundorf, 02826 Görlitz, Deutschland
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