Langzeitfolgen des SED-Unrechts: Psychische und körperliche Schäden legen Zeugnis ab!
Langzeitfolgen des SED-Unrechts: Psychische und körperliche Schäden legen Zeugnis ab!
Leipzig, Deutschland - Die gesundheitlichen Langzeitfolgen von SED-Unrecht sind nicht nur eine Frage der Geschichte, sondern betreffen zahlreiche Menschen bis in die Gegenwart. Ein Forschungsverbund, bestehend aus den Universitätskliniken Jena, Leipzig, Magdeburg und Rostock, hat über die letzten drei Jahre untersucht, welche Auswirkungen die Repressionen der ehemaligen DDR auf die Gesundheit der Betroffenen haben. Unter der Leitung von Prof. Bernhard Strauß, Prof. Georg Schomerus und Prof. Jörg Frommer werden hier vor allem psychische Störungen und körperliche Beschwerden fokussiert, die vor allem politisch Inhaftierte, von der Stasi Bespitzelte und andere Betroffene treffen. MDR berichtet, dass die Anzahl der politisch Gefangenen in der ehemaligen DDR bei etwa 150.000 lag, und die langfristigen Folgen des SED-Unrechts in vielen Fällen zu schwerwiegenden Krankheiten führen.
Viele der ehemaligen politischen Häftlinge, Jugendwerkhofbewohner und andere Gruppen leiden noch Jahrzehnte nach dem Ende der DDR unter psychischen Erkrankungen, die einen hohen Risiko- und Leidensdruck erzeugen. So zeigt eine Studie, dass bei ehemaligen Jugendwerkhofbewohnern und politisch Inhaftierten psychische Störungen viel häufiger auftreten als in der allgemeinen Bevölkerung. Diese Erkenntnis unterstreicht die Notwendigkeit, den Opfern spezifische Unterstützungsangebote zu machen, da sie auch heute noch von einem Stigma betroffen sind.
Körperliche Erkrankungen und Stigma
Die Folgen sind äußerst komplex. Betroffene berichten immer wieder von einer höheren Entzündungsneigung, die einerseits körperliche Erkrankungen hervorrufen kann, andererseits auch zu einer Erhöhung von Suizidgefährdung und Herz-Kreislauf-Problemen führt. Zudem fällt die Diagnoseerstellung sowohl den Betroffenen als auch den behandelnden Ärzten oft schwer. In einer Umfrage unter 750 medizinischen Mitarbeitenden wurde festgestellt, dass SED-Unrecht-Opfer häufiger auf Ablehnung stoßen als Personen mit konfliktfreier DDR-Biografie. Aus diesem Grund fordern Fachleute gezielte Weiterbildungsangebote für Juristen, Verwaltungspersonal und medizinisches Fachpersonal, um ein besseres Verständnis für die Geschichte der DDR zu schaffen.
Das Uniklinikum Leipzig hebt hervor, dass das Bundesjustizministerium einen Gesetzesentwurf zur finanziellen Verbesserung für politisch verfolgte Bürger:innen in der ehemaligen DDR veröffentlicht hat. Eine wichtige Maßnahme, die den Zugang zu Sozial- und Gesundheitsleistungen für Betroffene verbessern könnte. Jedoch kommen viele Opfer nach wie vor bei der Beantragung von Entschädigungen an ihre Traumata, was zu einer Retraumatisierung führt.
Wissenschaftliche Forschung und Maßnahmen
Zusätzlich widmet sich die aktuelle Forschung den gesundheitlichen Langzeitfolgen des SED-Unrechts in verschiedenen Betroffenengruppen, von Frauen mit Hepatitis-C-bedingten Schäden bis zu zwangsgedopten Leistungssportlern. Die Leipziger Zeitung berichtet von den sichtbaren Folgen, die das SED-Unrecht auf die gesundheitliche Lage dieser Menschen hat. Besonders für minderjährig zwangsgedopte Athlet:innen wurden hohe Raten von psychischen Erkrankungen und soziale Rückzüge festgestellt, was verdeutlicht, wie nachhaltig die Belastungen wirken können.
Um die gewonnenen Erkenntnisse zu verbreiten und das Fachpersonal besser auszubilden, plant der Forschungsverbund die Erstellung einer Online-Literaturdatenbank, die auch als Grundlage für zukünftige Schulungen dienen soll. Das gemeinsame Ziel der Wissenschaftler ist es, die Lebensqualität der Betroffenen nachhaltig zu verbessern und auf die Missstände aufmerksam zu machen, die bis heute bestehen.
Es bleibt abzuwarten, welche politischen Entscheidungen in den kommenden Monaten getroffen werden, um die Rechte und Ansprüche jener zu stärken, die unter den Repressionen in der DDR leiden mussten. Die jüngsten Entwicklungen, wie die Novellierung des SED-Unrechtsbereinigungsgesetzes, bringen jedoch die Hoffnung mit sich, dass es in Zukunft besser wird.
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Ort | Leipzig, Deutschland |
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