Chemie-Beben in Mitteldeutschland: 550 Jobs in Gefahr!

Chemie-Beben in Mitteldeutschland: 550 Jobs in Gefahr!

Meißen, Deutschland - Die Chemieindustrie in Mitteldeutschland steht vor einer ernsten Bewährungsprobe. Dow Chemical hat angekündigt, mehrere Anlagen in Böhlen, Sachsen, und Schkopau, Sachsen-Anhalt, bis Ende 2027 zu schließen. Insgesamt sind dabei rund 550 Arbeitsplätze betroffen, was die örtliche Wirtschaft stark belasten könnte. Sächsische berichtet, dass …

Diese drastische Entscheidung von Dow wird vor allem durch hohe Energiepreise, steigende CO2-Kosten und Marktüberkapazitäten angetrieben. Insbesondere die geplante Schließung des Steam-Crackers in Böhlen, der jährlich 600.000 Tonnen Ethylen und Propylen produziert, könnte weitreichende Folgen haben. Diese Grundstoffe sind essenziell für die Kunststoffproduktion und werden über ein 1.300 Kilometer langes Pipelinenetz weiterverarbeitet. Die IG BCE warnt bereits davor, dass dies einen Dominoeffekt nach sich ziehen könnte und sich negativ auf die industrielle Zukunft des Chemiedreiecks auswirken könnte. Lab News informiert über die Sorgen im Chemiebereich.

Der Ausblick auf Kurzarbeit und Energiepreissituation

Aktuell ist das Wacker-Chemiewerk in Nünchritz nicht direkt betroffen, kann jedoch die Auswirkungen der massiven Veränderungen in der Region spüren. Momentan sind hier keine Kurzarbeit sowie in der Vergangenheit etwa 150 Beschäftigte vor der Urlaubszeit in Kurzarbeit geschickt worden, was rund 10 % der Belegschaft entspricht. Ab September wird jedoch wieder mit Kurzarbeit gerechnet. Hohe Energiepreise wurden als ein zentraler Punkt identifiziert, der die Wettbewerbsfähigkeit der Branche gefährdet. Die EU-Kommission hat bereits den Weg für einen Industriestrompreis geebnet, was der Bundesregierung Spielraum für Hilfen für die Industrie eröffnet. MDR hebt hervor, dass die Chemiebranche unter Druck steht.

Die Durchschnittskosten für Industrieleistung lagen im vergangenen Jahr bereits über 17 Cent pro kWh, während Wacker einen langfristigen Entlastungsvorschlag von 4 Cent pro kWh fordert. Ein geplantes Entlastungskonzept des Bundeswirtschaftsministeriums könnte hier vielleicht bereits bald Licht ins Dunkel bringen. Allerdings ist die Zeit drängend, denn die endgültige Entscheidung über die Schließungen soll bereits bis Ende Juli 2025 fallen.

Die Reaktionen aus der Region

Die Betriebe und Verantwortlichen vor Ort ächzen unter dem Druck. Böhlens Bürgermeister Dietmar Berndt bezeichnet die drohenden Schließungen als „katastrophal“, während Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Sven Schulze die Dringlichkeit niedrigerer Energiepreise für energieintensive Unternehmen betont. Der Ministerpräsident Reiner Haseloff hat signalisiert, dass Dow den Standort zunächst nicht gänzlich aufgeben möchte, sondern nach möglichen Partnern sucht. Trotzdem bleibt die Zukunft des Chemieverbunds in Böhlen ungewiss.

Darüber hinaus könnte die mögliche Schließung sowohl die Biotechbranche, die auf Rohstoffe aus der Region angewiesen ist, als auch das Forschungszentrum für transformative Chemie in Schkopau betreffen. Die Arbeitslosenquote liegt in Sachsen-Anhalt bei 6,8 Prozent, in Sachsen dagegen bei 6,2 Prozent, und die drohenden Entwicklungen könnten diese Zahlen weiter steigen lassen. Umso wichtiger ist der geplante Ost-Chemie-Gipfel, der den Dialog fördern und Lösungen für die herausfordernde Situation in der Chemieindustrie entwickeln soll.

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OrtMeißen, Deutschland
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