Zwickauer Kammgarnspinnerei vor Schließung: 150 Jobs in Gefahr!

Die Zwickauer Kammgarnspinnerei schließt Ende 2025, betroffen sind 150 Beschäftigte. Gründe sind gestiegene Produktionskosten und internationaler Wettbewerb.
Die Zwickauer Kammgarnspinnerei schließt Ende 2025, betroffen sind 150 Beschäftigte. Gründe sind gestiegene Produktionskosten und internationaler Wettbewerb. (Symbolbild/NAG)

Zwickauer Kammgarnspinnerei vor Schließung: 150 Jobs in Gefahr!

Zwickau, Deutschland - In Zwickau gibt es traurige Nachrichten für die Textilindustrie: Die Zwickauer Kammgarnspinnerei (ZKS), ein traditionsreiches Unternehmen in der Silberstraße, wird bis Ende des Jahres schließen. Rund 150 Mitarbeiter*innen sind von dieser Entscheidung betroffen, die von der Berliner Peppermint Holding, dem Eigentümer der ZKS, getroffen wurde. Die Schließung ist auf gestiegene Produktionskosten zurückzuführen, insbesondere in den Bereichen Energie und Personal. Da der internationale Wettbewerb hart ist, können diese Mehrkosten nicht an die Kunden weitergegeben werden, was die wirtschaftliche Situation des Unternehmens weiter verschärft, wie MDR berichtet.

Besonders bitter: Betriebsbedingte Kündigungen sind nicht auszuschließen. Das Unternehmen strebt jedoch eine faire Lösung für die Beschäftigten an, möglicherweise durch einen Sozialplan und einen Interessenausgleich mit dem Betriebsrat. Bürgermeister Stefan Feustel (CDU) zeigte sich überrascht über die Schließungsankündigung und betonte, dass die Stadtverwaltung erst durch eine Pressemitteilung von der Schließung erfuhr. Der Kontakt zur Firmenspitze wird gesucht, um Gespräche mit der regionalen Wirtschaftsförderung zu führen.

Die Geschichte der Kammgarnspinnerei

Die Wurzeln der Zwickauer Kammgarnspinnerei reichen bis ins Jahr 1835 zurück. Über die Jahre hat sich das Unternehmen besonders im Bereich der Spezialgarne am Markt behauptet. In der Vergangenheit war die Kammgarnspinnerei nicht nur ein Arbeitgeber, sondern auch ein anerkannter Ausbildungsbetrieb in der Region. In der heutigen Zeit ist der Druck auf die ostdeutsche Textilindustrie jedoch enorm. Der „Verband der Nord-Ostdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie“ berichtete kürzlich, dass die Branche unter hohen Kosten und sinkenden Umsätzen leidet, wie Oiger erklärt.

Die Umsätze in der nordostdeutschen Textilindustrie sind im Jahr 2023 zwar um fünf Prozent gestiegen, dennoch gibt es ernsthafte Probleme, insbesondere im Bekleidungssektor, wo die Jahresumsätze um 16,7 Prozent gesunken sind. Experten warnen vor einem Rückgang der industriellen Leistungsfähigkeit, was in der Schließung diverser Traditionsunternehmen, wie der Papierfabrik Penig und der Weberei Curt Bauer in Aue, deutlich wird. Auch die Damastweberei Großschönau hat Insolvenz angemeldet, produziert aber vorerst weiter.

Ein Blick in die Zukunft

Die Schließung der Kammgarnspinnerei könnte als weiteres Zeichen dafür gewertet werden, dass die ostdeutsche Textilindustrie zunehmend unter Druck steht. Während die Unternehmen versuchen, ihre Produktionskosten niedrig zu halten, verlagern viele Firmen Teile ihrer Produktionen ins Ausland. Die Politik ist gefragt, der Branche unter die Arme zu greifen, insbesondere wenn es um die hohen Energiepreise und Rohstoffkosten geht. In Sachsen, wo 12.000 Menschen in der Textilindustrie beschäftigt sind, könnte der Rückgang von Arbeitgebern wie der Kammgarnspinnerei tiefgreifende Auswirkungen auf die lokale Wirtschaft haben.

Die Kammgarnspinnerei hat eine lange und bewegte Geschichte, die bis ins Jahr 1929 zurückreicht, als sie als Aktiengesellschaft gegründet wurde. Mit über 63.000 Spindeln und einer beeindruckenden Anzahl an Kammstühlen gehörte die ZKS zu den bedeutendsten Unternehmen der Textilindustrie in Sachsen. Die plastische Erinnerung an ihre Leistungen lebt weiter in der Region – auch wenn ihre Zukunft nun ungewiss ist.

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OrtZwickau, Deutschland
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