Skandalsicht: Chirurg verurteilt – 300 Opfer, 20 Jahre Haft!

Vannes, Frankreich - Ein französischer Chirurg, Joel Le Scouarnec, wurde heute von einem Gericht in der Bretagne zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt. Dieser Fall gilt als einer der schlimmsten Kindesmissbrauchsskandale in der modernen Geschichte Frankreichs. Der 74-Jährige gestand, fast 300 Patienten, darunter 256 Kinder, sexuell missbraucht zu haben. Die Taten fanden über einen Zeitraum von 25 Jahren zwischen 1989 und 2014 statt und umfassen vor allem Übergriffe während der Narkose oder beim Aufwachen nach Operationen.
Le Scouarnec wurde in der Anklage mit 111 Fällen von schwerer Vergewaltigung und 189 Fällen sexuellen Missbrauchs konfrontiert. Die schockierenden Details des Missbrauchs wurden erst nach seiner Festnahme im Jahr 2017 bekannt, als die Polizei elektronische Tagebücher fand, die seine Taten dokumentierten. Diese Aufzeichnungen enthielten genaue Beschreibungen der Übergriffe, die die Staatsanwaltschaft als Beweis nutzte, um das umfassende Ausmaß seiner Verbrechen aufzuzeigen. Parallel dazu blieben die Missbrauchsvorwürfe über Jahre verborgen, da der Angeklagte 2005 wegen des Besitzes kinderpornografischen Materials lediglich zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden war.
Der laufende Prozess
Der Prozess gegen Le Scouarnec ist der größte seiner Art in der Geschichte Frankreichs und zieht hohe mediale Aufmerksamkeit auf sich. In Vannes werden die Vorwürfe gegen den Chirurgen, der als „besonders atypische Persönlichkeit“ beschrieben wurde, verhandelt. Fast 300 Opfer, deren Durchschnittsalter bei 11 Jahren liegt, werden von der Staatsanwaltschaft aufgelistet. Unter ihnen sind Jungen und Mädchen – einer der Vorfälle datiert aus dem Jahr 1995, als ein Kind während des Aufwachens von einer Operation von Le Scouarnec missbraucht wurde.
Die Staatsanwaltschaft hat in ihrer Anklage auch darauf hingewiesen, dass viele der Missbrauchsfälle während der Anästhesie oder Sedierung stattfanden, was die Zivilklage erschwert hätte. Obwohl der Arzt damit prahlte, dass ihm bei den Untersuchungen kein direkter Verdacht von seinen ca. 100 Kollegen entgegengebracht wurde, führte eine Anzeige einer Nachbarin zu den Ermittlungen 2017. Bei den Durchsuchungen fand man auch rund 300.000 kinderpornografische Bilder und Puppen.
Reformen in Frankreich
Dieser Fall wirft weitreichende Fragen bezüglich der Sicherheit im französischen Gesundheitssystem auf. Kritiker sind besorgt, dass Le Scouarnec trotz seiner Vorstrafe weiterhin in öffentlichen Krankenhäusern arbeiten konnte. Die Verurteilung heute ist die maximale Strafe, die im französischen Rechtssystem möglich ist, da Strafen nicht nacheinander verbüßt werden können.
Der Fall Le Scouarnec wird nicht isoliert betrachtet, sondern als Teil eines größeren gesellschaftlichen Umdenkens über sexuellen Missbrauch und den Umgang mit Täterverhalten in Frankreich. Experten sehen in den jüngsten Entwicklungen auch einen Wendepunkt für die #MeToo-Bewegung in dem Land. Ein vergleichbarer Fall, in dem 51 Männer wegen jahrelanger Vergewaltigung und sexuellem Missbrauch einer Frau verurteilt wurden, lässt auf eine verhärtete Reaktion auf sexuelle Gewalt in der Gesellschaft schließen.
Insgesamt wird erwartet, dass der Prozess bis Juni andauern wird. Fortschritte bei der Aufklärung der Taten und die Reaktionen der Öffentlichkeit könnten bedeutende Impulse für Reformen im Gesundheitssystem und im Umgang mit sexuellem Missbrauch in Frankreich ergeben. Die Berichterstattung über diesen Fall erhält auch viel Aufmerksamkeit von den Medien, da sich mehr als 265 Journalisten für die Verhandlungen angemeldet haben.
Die Geschehnisse und deren Folgen werden noch lange einen Schatten auf das französische Gesundheitssystem werfen und sind ein Ausdruck der dringenden Notwendigkeit für Veränderungen im Umgang mit sexuellem Missbrauch und der Sicherheit von Patienten.
Details | |
---|---|
Ort | Vannes, Frankreich |
Quellen |