Vom Museum zur Flucht: Dolschenkos erschütternde Geschichte aus Mariupol

Mariupol, Ukraine - Die Belagerung von Mariupol, die am 24. Februar 2022 begann, hat das Leben der Bewohner der Stadt in einem beispiellosen Maße verändert. Zahlreiche Menschen berichteten von den verheerenden Bedingungen während dieser Zeit. Der ehemalige Museumseigentümer Wjatscheslaw Dolschenko ist einer dieser Überlebenden. Nach dem russischen Angriff musste er aus Mariupol fliehen und lebt inzwischen in Kiew mit seiner Mutter und einem Hund. Das einzige Überbleibsel aus seinem zerstörten Museum ist eine alte Waage, alles andere wurde dem Erdboden gleichgemacht.
Dolschenkos Erlebnisse während der Besatzung sind traumatisch. Im März 2022 wurde das zentrale Theater in Mariupol bombardiert, wo etwa 1.200 Menschen Schutz suchten. Er und seine Familie entkamen nur knapp, als ihr Wohnhaus getroffen wurde. Unter extremen Bedingungen lebten sie in den Ruinen ohne Strom, Wasser oder Heizung. Laut ukrainischen Schätzungen kamen bei den Angriffen Tausende bis Zehntausende Zivilisten ums Leben, wobei die genaue Zahl unklar bleibt.
Humanitäre Krise und Evakuierungsversuche
Die humanitäre Situation in Mariupol war katastrophal. Zu Beginn des Krieges wurden von der ukrainischen Eisenbahngesellschaft Sonderzüge zur Evakuierung von Zivilisten organisiert. Allerdings kam es zu massiven Beschussversuchen während dieser Evakuierungen. So wurden, nachdem die Sammelstellen bekannt wurden, Zivilisten angegriffen. Anfang März versammelten sich 3.000 Menschen an einer Sammelstelle in der Nähe des Einkaufszentrums Port City, nur um unter Beschuss zu geraten. Diese Mängel im Schutz der Zivilbevölkerung führten dazu, dass viele in der Stadt verblieben.
Die Zerstörung war umfassend. Bis Anfang April berichteten die Behörden von mindestens 8.034 getöteten Zivilisten, und 90% der Gebäude waren beschädigt. Die russischen Streitkräfte setzten sogar mobile Krematorien ein, um den Beweis der Zerstörung zu vertuschen. Berichte über Massengräber fanden sich ebenso wie die verheerenden Lebensbedingungen, die zur Unterernährung der Bevölkerung führten.
Ein Zeugnis aus Mariupol
Der achtjährige Jehor ist einer der Kinder, die während der Belagerung in Mariupol lebten. Seine Tagebucheinträge schildern die Schrecken der Angriffe und die schmerzlichen Verluste in seiner Familie, während die Stadt unter dem Dauerbeschuss leidet. Die Einträge wurden von Jehors Großonkel, dem Fotografen Jewgenii Sosnowskii, gerettet, der versuchte, das Leben der Stadt unter dem Bombardement festzuhalten. Sowohl er als auch Dolschenko dokumentieren die grauenvollen Erlebnisse der Menschen, die ihre Heimat in den Flammen verloren haben.
Im April 2022 ernannte die russische Besatzungsmacht Kostjantyn Iwaschtschenko zum Chef der Stadt. Trotz dieser Besatzung bleibt die Hoffnung auf einen ukrainischen Sieg bestehen. Dolschenko äußert den Wunsch, eines Tages zurückkehren zu können, während Mariupol von Berichten über systematische Gewalt und Folter überschattet wird.
Aktuelle Berichte zeigen, dass Russland nach wie vor mehr als 20 Prozent der Ukraine besetzt hält und humanitäre Organisationen unverändert Schwierigkeiten haben, Zutritt zu erhalten. Die aktuellen Lebensbedingungen in den besetzten Gebieten bleiben kritisch, und internationale Aufrufe zur Beendigung der Aggression und zur Wahrung der Menschenrechte werden weiterhin lauter.
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Ort | Mariupol, Ukraine |
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