Waffenruhe gescheitert! Tausende Gefangene beim neuen Austausch in Istanbul

Verhandlungen in Istanbul: Ukraine und Russland diskutieren Gefangenenaustausch und Waffenruhe. Wandel im Konflikt?
Verhandlungen in Istanbul: Ukraine und Russland diskutieren Gefangenenaustausch und Waffenruhe. Wandel im Konflikt? (Symbolbild/NAG)

Istanbul, Türkei - Am 2. Juni 2025 fanden in Istanbul erneut Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland statt, jedoch ohne eine Einigung auf eine Waffenruhe. Trotz der intensiven Gefechte, die in den letzten Tagen stattfanden, einigten sich beide Seiten auf einen bedeutenden Austausch von Kriegsgefangenen, der als der größte seit Beginn des Konflikts gelten könnte. Während einer ersten Verhandlungsrunde im Mai wurden bereits 1.000 Gefangene freigelassen. Ukrainischer Verteidigungsminister Rustem Umjerow stellte spezifische Gruppen vor, die am Austausch beteiligt sein sollen, darunter schwer verletzte und kranke Kriegsgefangene sowie Leichen gefallener Soldaten. Die Rückgabe betroffener Soldaten umfasst etwa 6.000 ukrainische Soldaten.

In den Gesprächen betonte die Ukraine, dass eine kurzfristige Waffenruhe von zwei bis drei Tagen für die Bergung der Toten erforderlich sei. Gleichzeitig erhielten die Russen von der Ukraine eine Liste mit 339 Kindern, die mit ihren Eltern oder Vormunden wieder vereint werden sollen. Moskau hat ein Memorandum für eine Waffenruhe sowie das Ende des Krieges vorgeschlagen, das momentan von Kiew geprüft wird. Laut den ukrainischen Behörden seien seit Beginn des Krieges mehr als 19.500 ukrainische Minderjährige von Russland „zwangsverschleppt“ worden, wogegen Russland die Zahlen als übertrieben zurückwies.

Rolle der Waffenruhe im Konflikt

Beide Länder hatten im Vorfeld der Verhandlungen ihre militärischen Angriffe verstärkt, was zu großen Verlusten auf beiden Seiten führte. Während Kiew eine vollständige und bedingungslose Waffenruhe über 30 Tage fordert, um die Voraussetzungen für Friedensgespräche zu schaffen, stellt Russland zwei Bedingungen: den Verzicht auf westliche Waffenlieferungen und die Einstellung der Mobilmachung. Diese Bedingungen hat Russland am Ende des Ultimatums, das in der Nacht von Montag auf Dienstag verstrich, erneut bekräftigt. Selenskyj wiederholte seine Forderung, dass die Gespräche ohne Vorbedingungen stattfinden sollen.

Die deutsche Regierung, zusammen mit europäischen Verbündeten wie Frankreich, Großbritannien und Polen, unterstützt ebenfalls die Forderung nach einer Waffenruhe, während US-Präsident Donald Trump Selenskyj ermutigte, die Gespräche anzunehmen. Ungeachtet der Lage hat Russland angekündigt, eine zweite Runde der Verhandlungen zu einer Waffenruhe durchzuführen, wobei Kreml-Sprecher Peskow die Bereitschaft zur Teilnahme an diesen Gesprächen bestätigte. Aus Kiew gab es jedoch weniger Optimismus, da der ukrainische Außenminister Sybiha die jüngsten Äußerungen des russischen UN-Botschafters, Wassili Nebensja, als Schlag ins Gesicht für die Friedensbemühungen bezeichnete.

Der internationale Kontext

Zusätzlich zu den direkten Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine fordern die USA und die EU eine verstärkte Unterstützung für die Ukraine und bereiten ein neues Sanktionspaket gegen Russland vor. Details zu diesen Sanktionen sind jedoch noch unklar. In der Vergangenheit hat die EU bereits 16 Sanktionspakete gegen Russland verabschiedet. Ein 17. Paket ist in Vorbereitung, um gegen die russische Schattenflotte und Unternehmen, die versuchen, Sanktionen zu umgehen, vorzugehen. Ungarns Zustimmung zu weiteren Sanktionen bleibt allerdings ungewiss, da das Land in der Vergangenheit mit Blockade gedroht hat.

Insgesamt spiegeln die aktuellen Verhandlungen die Komplexität und Tragik des ukrainischen Konflikts wider, der nach wie vor von intensiven Kämpfen und menschlichem Leid geprägt ist. Während internationale Bemühungen zur Vermittlung anhalten, bleibt die Frage offen, ob die Gespräche in Istanbul zu einem echten Fortschritt führen werden und ob beide Seiten willens sind, an einem Strang zu ziehen.

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Ort Istanbul, Türkei
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