Silvio Witt verabschiedet sich: Ein bewegender Rückblick auf Neubrandenburgs Ära

Silvio Witt verabschiedet sich nach neun Jahren als Oberbürgermeister von Neubrandenburg. Sein Rücktritt und die Wahl von Nico Klose prägen die politische Landschaft.
Silvio Witt verabschiedet sich nach neun Jahren als Oberbürgermeister von Neubrandenburg. Sein Rücktritt und die Wahl von Nico Klose prägen die politische Landschaft. (Symbolbild/NAG)

Neubrandenburg, Deutschland - Am 31. Mai 2025 verabschiedete sich Silvio Witt nach über zehn Jahren als Oberbürgermeister von Neubrandenburg offiziell von seinem Amt. Witts Amtszeit begann am 1. April 2015, als er die Stichwahl gegen Torsten Koplin von den Linken gewann. Mit seinen 36 Jahren stellte er sich damals selbst als jemand vor, der gut „Nein“ sagen könne. In seiner Abschiedsrede bezeichnete er diese Zeit als den „spannendsten Abschnitt“ seines Lebens und bedankte sich bei den Bürgerinnen und Bürgern, die ihn sowohl unterstützt als auch kritisiert haben. Rund 800 Menschen kamen im Kulturpark zusammen, um sich von Witt zu verabschieden, der zuvor im Oktober 2024 seinen Rücktritt angekündigt hatte.

Witts Rücktritt, der ursprünglich für den 1. Mai 2025 geplant war, wurde durch einen „vergifteten“ politischen Diskurs in der Stadt begründet. Er äußerte, dass das Amt viel Energie koste und oft unehrlich sei. Nach seinem Rücktritt wird der stellvertretende Oberbürgermeister Peter Modemann die Amtsgeschäfte übergangsweise führen. Die Einspruchsfrist gegen das Wahlergebnis der Oberbürgermeister-Stichwahl endet am 11. Juni. In dieser Stichwahl setzte sich Nico Klose gegen den CDU-Kandidaten Frank Benischke durch.

Verbale Angriffe und politische Konflikte

Die Gründe für Witts Rücktritt schienen komplex. Besonders kontrovers war die Debatte um die Regenbogenflagge am Neubrandenburger Bahnhof, die gegen eine Hakenkreuz-Fahne getauscht wurde. Witt, der für Diversität und Weltoffenheit eintrat, bezeichnete dies als Tabubruch. Stadtvertreter reagierten unterschiedlich auf Witts Entscheidung: während Steven Giermann (CDU) Witts Engagement dankte, äußerte Michael Stieber (SPD), dass der Rücktritt überraschend und von herabwürdigenden Angriffen geprägt gewesen sei. Tim Großmüller von den „Stabilen Bürgern“ nannte Witts Rücktritt eine „Fahnenflucht“, während Peter Fink von der AfD den Rücktritt als überfällig bezeichnete.

In Anbetracht der politischen Spannungen war Witts Entschluss nicht ohne Reaktionen geblieben. Die Aussagen der Stadtvertreter zeigen ein gespaltenes Bild der Wahrnehmung seines Wirkens und der Meinungen zu seinem Rücktritt. Besonders die Atmosphäre in der Stadt, die durch Kontroversen und polarisierende Ereignisse belastet wird, scheint eine entscheidende Rolle gespielt zu haben.

Nachfolger Nico Klose

Nico Klose wurde folglich als neuer Oberbürgermeister von Neubrandenburg gewählt. Der parteilose Klose erhielt in der Stichwahl 65,1 Prozent der Stimmen, nachdem er im ersten Wahlgang am 11. Mai 2023 bereits 35,7 Prozent erreicht hatte. Klose wurde von SPD, Grünen und auch von Silvio Witt unterstützt, der damit einen Nachfolger fand, der seine politischen Ansichten teilt. Sein Herausforderer Frank Benischke von der CDU erhielt 34,9 Prozent der Stimmen und hat ebenfalls einen Wahlkampf geführt, der sich auf die Stärkung der lokalen Wirtschaft konzentrierte. Klose ist somit gut positioniert, um in die Fußstapfen Witts zu treten.

Die Entwicklung in Neubrandenburg wirft Fragen zur politischen Kultur der Stadt auf und zeigt, wie tiefsehr die politischen Differenzen die Gemeinschaft spalten können. Silvio Witt hat durch seinen Rücktritt definitiv eine Zäsur in der Stadtpolitik geschaffen, der nun die neue Amtszeit von Klose folgen wird.

Die kommenden Tage werden zeigen, wie sich die politische Landschaft in Neubrandenburg weiter entwickeln wird und ob die neuen Führungsstrukturen den gewünschten positiven Wandel herbeiführen können.

Für weitere Informationen lesen Sie die Berichte bei Nordkurier, NDR und Die Zeit.

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Ort Neubrandenburg, Deutschland
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