Jüdischer Religionsunterricht in Sachsen-Anhalt: Fehlende Teilnehmer und Herausforderungen

Jüdischer Religionsunterricht in Sachsen-Anhalt: Fehlende Teilnehmer und Herausforderungen
Halle, Deutschland - In Sachsen-Anhalt hat der jüdische Religionsunterricht ein Modellprojekt gestartet, das bisher jedoch nur auf geringes Interesse stößt. Aktuell nehmen lediglich vier Schüler im Grundschulbereich und drei Schüler an Gymnasien teil. Der Unterricht wird in einer Grundschule und einem Gymnasium in Halle angeboten. Dieses Projekt ist Teil des Landesprogramms «Jüdisches Leben stärken. Sachsen-Anhalt gegen Antisemitismus» und wird vom Landesverband Jüdischer Gemeinden Sachsen-Anhalt organisiert. Wie FAZ berichtet, ergeben sich die niedrigen Teilnehmerzahlen aus mehreren Faktoren. Das jüdische Leben in Sachsen-Anhalt ist weniger ausgeprägt als in größeren Städten wie Berlin, Frankfurt oder Leipzig. Darüber hinaus gibt es organisatorische Hürden und einen Mangel an qualifizierten Lehrkräften. Ein Anstieg antisemitischer Vorfälle führt zudem zu Sicherheitsbedenken bei den Eltern.
Um dem geringen Interesse entgegenzuwirken, plant der Landesverband ein Pilotprojekt für Online-Unterricht, das Schüler aus kleineren Städten und ländlichen Regionen ansprechen soll. Der Unterricht wurde seit 2021 als Modellprojekt erprobt, ursprünglich mit 14 Kindern, die einmal pro Woche für 60 Minuten am Unterricht teilnahmen. Der langfristige Plan sieht einen Übergang zu regulärem Unterricht mit eigenen Lehrplänen vor.
Fachtag zur Antisemitismusprävention
Ein weiterer Schritt zur Bekämpfung antisemitischer Einstellungen erfolgt durch den Fachtag „Jüdisches Leben in Sachsen-Anhalt und Antisemitismusprävention im schulischen Alltag“, der am 28.11.2023 im LISA in Halle (Saale) stattfindet. Über 80 Lehrkräfte aus vielen Schulformen werden an diesem Event teilnehmen, das Möglichkeiten zur Prävention im schulischen Kontext bieten soll. Wie LISA Sachsen-Anhalt erläutert, umfasst das Programm Vorträge, Workshops und einen Markt der Möglichkeiten. Die Themen reichen von praxistauglichen Konzepten gegen Antisemitismus bis zur angemessenen Thematisierung der aktuellen Lage in Israel.
Beteiligte Akteure und Bildungspartner sind namhafte Institutionen wie die Frankfurt University of Applied Sciences, die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg sowie mehrere Programme, die sich als Ziel gesetzt haben, das Bewusstsein für jüdisches Leben und Antisemitismus zu schärfen. Der Fachtag wird eine Plattform bieten, um Konzepte zur Antisemitismusprävention in der Bildung zu erarbeiten.
Überregionale Projekte zur Sensibilisierung
Zusätzlich zu lokalen Initiativen wird auch das Projekt MALMAD, entwickelt von der Servicestelle für Antidiskriminierungsarbeit des Landes NRW, vorgestellt. Es zielt darauf ab, einen antisemitismuskritischen und diskriminierungsfreien Umgang in Schulen zu fördern. Wie Schulministerium NRW angibt, bietet MALMAD verschiedene Materialien und Methoden für Multiplikatoren, um die Bildungsarbeit über Antisemitismus, Judentum und Israel zu verbessern.
Das Materialpaket ist darauf ausgelegt, die Bedürfnisse aller Altersstufen und Schulformen abzudecken. Darüber hinaus wird auf einen Bedarf an neuen Materialien hingewiesen, um ein differenziertes Bild des Judentums zu vermitteln. Das Projekt stellt auch Methodenbaukästen zur Verfügung, die für unterschiedliche Altersklassen geeignet sind und interaktive Ansätze wie Quizze und kreative Aufgaben beinhalten.
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Ort | Halle, Deutschland |
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