Kitas in Berlin im Krisenmodus: Wo sind die Kinder geblieben?
Kitas in Berlin im Krisenmodus: Wo sind die Kinder geblieben?
Berlin, Deutschland - In Berlin schlägt die Stunde der Kita-Besitzer und Erzieher – aber nicht aus den richtigen Gründen. Die Kita-Landschaft steht vor einer gewaltigen Herausforderung, denn die belegten Plätze gehen deutlich zurück. Anfang 2025 waren im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg ganze 1.348 Plätze weniger belegt als noch vor zwei Jahren. Das entspricht einem Rückgang von 10,1%, während auch Pankow mit 7% und Mitte mit 5,4% Einbußen verzeichnen. Man muss kein Prophet sein, um zu verstehen: hier liegt was an.
Interessanterweise bleibt es nicht bei den Zahlen. Kleinere Kindergärten sehen sich gezwungen, ihre Türen zu schließen, doch bei den städtischen Kitas ist das Bild etwas anders. Sie haben zwar ebenfalls mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen – eine Schließung steht aber nicht im Raum. Das Aktionsbündnis „Kita-Kollaps“ macht bereits mobil und demonstriert gegen die Mängel, die es im Bereich der Kinderbetreuung gibt. Statt neuer Perspektiven wird der Fokus auf die Erzieher gelegt, die oft von Einrichtung zu Einrichtung wechseln, um den Betrieb aufrechtzuerhalten.
Die Zahlen sprechen Klartext
Roland Kern vom Dachverband für Kinder- und Schülerläden führt die sinkende Nachfrage vor allem auf steigende Mieten und einen Rückgang der Geburten zurück. Zwischen 2021 und 2023 gab es über 5.000 weniger Geburten in der Hauptstadt – ein Trend, der sich auch in anderen Stadtteilen zeigt. So sinken die Anmeldungen in Pankow, vor allem in Karow ist kein Platz mehr auf Wartelisten. Der Wedding hingegen meldet unverändert hohen Bedarf an Kita-Plätzen.
- Belegungsrückgang in einigen Bezirken:
- Friedrichshain-Kreuzberg: -10,1%
- Pankow: -7%
- Mitte: -5,4%
- Spandau: höchste Auslastung mit 92,7%
Besondere Probleme hat die Kita Bambini-Oase in Prenzlauer Berg, die mit 50 freien Plätzen kämpft. Die Einnahmen fallen, und die Ausbilder mussten schon Rücklagen nutzen, um die Übernahme frisch ausgebildeter Erzieher zu finanziert. Von etwa 60 neuen Fachkräften können allerdings nur ein Drittel einen Vertrag bekommen.
Der Fachkräftemangel bleibt ein drängendes Problem
Trotz der hohen Zahl an verfügbaren Fachkräften – 97% der notwendigen sind vorhanden – klafft eine Lücke von 2.360 Plätzen zwischen verfügbaren und genehmigten Kita-Plätzen. Laut einer Umfrage steht ein erheblicher Anteil der ungenutzten Plätze in direktem Zusammenhang mit fehlendem Personal, was die Situation nur verschärft. Ein Personal-Kind-Verhältnis von 5,86 Kindern pro Fachkraft ist ebenfalls wenig ermutigend.
Die Frage, die viele beschäftigt: Wie kann das Problem der Personalausstattung gelöst werden? Hier braucht es laut Fachleuten einen Umdenkprozess und eine Neubewertung des Personal-Kind-Schlüssels. Einige Kitas zogen bereits in Betracht, Kinder aus anderen Berliner Bezirken aufzunehmen, während Eltern nun mehr Wahlfreiheit bei der Kita-Auswahl haben, was jedoch die Einnahmesituation vieler Träger beeinträchtigt.
Die Lage ist unübersichtlich, und die Auswirkungen sind vielfältig. Steigende Krankenstände seit der Corona-Pandemie und der Wunsch nach Teilzeitarbeit erhöhen den Druck auf die Kitas. Eine wirkliche Entspannung ist erst zu erwarten, wenn die Personal-Kind-Relation neu bewertet wird. Dieser Zustand ist nicht nur ärgerlich; er könnte auch weitreichende Folgen für die Ausbildung von Erziehern und die Qualität der Betreuung in den Kitas haben.
André Borgmann von Pfefferwerk Stadtkultur gGmbH erkennt unterschiedliche Entwicklungen in den Bezirken und fordert eine verstärkte Zusammenarbeit unter den Trägern. Die Zukunft der Kitas in Berlin erfordert kreative Lösungen und ein besseres Händchen im Umgang mit der bestehenden Infrastruktur und dem Fachpersonal, um den Herausforderungen zu begegnen.
Die Situation bleibt angespannt, und alle Beteiligten sind gefordert, damit die Kitas nicht nur über die Runden kommen, sondern auch Platz für die Kinder von morgen bieten können. Noch ist nicht alles verloren, doch die Zeit zum Handeln ist jetzt.
Für weitere Informationen, siehe auch Tagesschau, RBB24 und Kita-Stimme.
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Ort | Berlin, Deutschland |
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