Schockende Geburtenrate: Wo sind die Kinder geblieben?

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Zunehmende Geburtenrückgänge in Barnim fördern hitzige Debatten über Familienpolitik und gesellschaftliche Herausforderungen.

Zunehmende Geburtenrückgänge in Barnim fördern hitzige Debatten über Familienpolitik und gesellschaftliche Herausforderungen.
Zunehmende Geburtenrückgänge in Barnim fördern hitzige Debatten über Familienpolitik und gesellschaftliche Herausforderungen.

Schockende Geburtenrate: Wo sind die Kinder geblieben?

In Deutschland wird die Diskussion um die sinkende Geburtenrate wieder lauter. Aktuelle Zahlen zeigen, dass die Geburtenziffer im Jahr 2024 auf 1,35 Kinder pro Frau gefallen ist. Das ist ein Rückgang um 2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und der niedrigste Wert seit 2012. Besonders in den neuen Bundesländern ist die Situation dramatisch. Hier berichten örtliche Studien von einem Einbruch der Geburtenrate um mehr als die Hälfte seit der Wiedervereinigung, als viele Frauen in diesen Regionen geboren wurden. In Brandenburg beispielsweise lebten vor 1991 noch 175.000 Frauen im gebärfähigen Alter, während es nach 1991 nur noch 92.000 waren – ein Rückgang von satten 47 Prozent. Diese Zahlen stammen aus einer Analyse von Barnim Aktuell, die die Herausforderungen für die Familienpolitik aufzeigen.

Aber was sind die Ursachen für diesen Rückgang? Hohe Lebenshaltungskosten, der Klimawandel und geopolitische Spannungen, wie der Krieg in der Ukraine, spielen eine entscheidende Rolle. In Barnim und Wandlitz sei die Geburtenrate besonders stark gesunken, mit Rückgängen von 53 bzw. 63 Prozent. Um die Geburtenzahlen zu stabilisieren, bräuchte es in diesen Regionen eine Geburtenzahl pro Frau von 2,84 in Barnim und sogar 3,58 in Wandlitz, was nach dem heutigen Stand kaum erreichbar scheint. Die zahlreichen Kreißsaalschließungen und reduzierten Kita-Plätze unterstützen diesen Trend nur noch weiter.

Die demografische Entwicklung und ihre Details

Wie die Statistischen Ämter aufzeigen, hängt die Entwicklung der Geburtenzahlen nicht nur von der Anzahl möglicher Mütter, sondern auch vom Geburtenverhalten ab. Die zusammengefasste Geburtenziffer ist seit 2017 kontinuierlich gesunken, eine Ausnahme war lediglich das Jahr 2021, als während der Corona-Pandemie kurzfristig ein Anstieg zu verzeichnen war. Ein Beispiel für die Region ist Thüringen, wo die Geburtenrate von 1,34 auf 1,24 Kinder pro Frau gefallen ist – ein Rückgang, der die Sorge um die zukünftige Entwicklung noch befeuert. Wie die Tagesschau berichtet, ist zudem der Rückgang bei Frauen mit deutscher Staatsangehörigkeit dramatisch, deren Geburtenrate auf den niedrigsten Wert seit 1996 fiel. Für Frauen deutscher Herkunft liegt die Rate nun bei 1,23.

Das Durchschnittsalter der Mütter bleibt mit 31,8 Jahren gleichbleibend hoch, was darauf hindeutet, dass Eltern in Deutschland tendenziell älter werden, wenn sie ihr erstes Kind bekommen. Hier zeigt sich ein gesellschaftlicher Trend, der sich auch in anderen westlichen Ländern beobachten lässt. In den östlichen Bundesländern ist die Geburtenrate derzeit mit 1,27 Kinder pro Frau ebenfalls besorgniserregend niedrig im Vergleich zu 1,38 in den westlichen Bundesländern.

Der Blick über die Grenzen

Im internationalen Vergleich schneidet Deutschland mit seiner Geburtenrate von 1,35 im Mittelfeld ab. Während China eine Rate von 1,01 und Südkorea sogar nur 0,75 vorzuweisen hat, liegt der globale Durchschnitt bei 2,2, insbesondere durch hohe Zahlen in Afrika und dem Nahen Osten beeinflusst. Die gesellschaftlichen Faktoren, die eng mit der Geburtenrate korrelieren, sind das Bildungsniveau und die Gleichstellung der Geschlechter. In Ländern wie Frankreich, wo ab dem dritten Kind eine Förderung erfolgt, sieht man positive Entwicklungen in der Geburtenpolitik. Ungarn verzichtet nach dem zweiten Kind auf die Einkommenssteuer. Hierzulande scheint die Politik jedoch oft auf unrealistischen Annahmen über zukünftige Geburtenzahlen zu basieren, was die Herausforderungen für die genannten Regionen verschärft.

Die Zukunft sieht also düster aus, wenn nicht schnellstens nachhaltige Lösungen gefunden werden, um junge Familien zu unterstützen und die Lebensbedingungen so zu gestalten, dass mehr Kinder geboren werden.

Barnim Aktuell berichtet von den schleichend geschlossenen Kreißsälen und reduzierten Kita-Plätzen, destatis.de hebt die demografischen Hintergründe hervor und die Tagesschau informiert über die aktuellen Trends im Geburtenverhalten.