Gedenken in Brandenburg: 72 Jahre nach dem DDR-Volksaufstand

Gedenkveranstaltung in Brandenburg an der Havel zum 72. Jahrestag des DDR-Volksaufstands am 17. Juni 1953. Erinnerungen und Lehren.
Gedenkveranstaltung in Brandenburg an der Havel zum 72. Jahrestag des DDR-Volksaufstands am 17. Juni 1953. Erinnerungen und Lehren. (Symbolbild/NAG)

Gedenken in Brandenburg: 72 Jahre nach dem DDR-Volksaufstand

Steinstraße 61, 14770 Brandenburg an der Havel, Deutschland - Am heutigen 17. Juni 2025 gedenkt die Stadt Brandenburg des DDR-Volksaufstands, der sich vor 72 Jahren, am 17. Juni 1953, ereignete. Auf dem Hof der Generalstaatsanwaltschaft in der Steinstraße 61 versammelten sich zahlreiche Bürger, unterstützt von lokalen Politikern und Historikern, um an die mutigen Demonstrationen zu erinnern. Die Stadt war damals ein zentraler Ort des Widerstands, an dem bis zu 15.000 Menschen für Freiheit und gegen die Unterdrückung durch das SED-Regime auf die Straße gingen. Angeführt wurden die Proteste von Bauarbeitern, Beschäftigten des Schlepperwerks sowie Arbeitern des Stahlwerks und der Thälmannwerft, die sich zusammenschlossen und die Arbeit niederlegten, um Gehör zu finden.

Hier in Brandenburg stürmten die Demonstranten das damalige Kreisgericht, wo sie die Freilassung von 42 politischen Gefangenen forderten. Die Gedenkveranstaltung wurde unter der Leitung von Generalstaatsanwalt Roland Wilkening, Oberbürgermeister Steffen Scheller und Walter Paaschen, dem Vorsitzenden der Stadtverordnetenversammlung, organisiert. Wilkening berichtete von seinen persönlichen Erinnerungen an die DDR und sprach sich vehement gegen das autoritäre Regime aus. Oberbürgermeister Scheller hob in seiner Ansprache die Bedeutung des Aufstands hervor und betonte die langfristigen Folgen bis zur friedlichen Revolution von 1989. „Freiheit ist kein Geschenk. Sie ist eine Aufgabe, für jeden von uns“, erklärte Scheller.

Der Volksaufstand von 1953

Am 17. Juni 1953 erhoben sich die Menschen in der DDR gegen die staatliche Willkür, was in der Folge zu landesweiten Massendemonstrationen führte. Zu den Hauptforderungen der Protestierenden gehörten nicht nur die Rücknahme der kürzlich beschlossenen Erhöhung der Arbeitsnormen, sondern auch die Forderung nach freien Wahlen und einer Verbesserung der Lebensbedingungen. Die wirtschaftliche Lage in der DDR war zu dieser Zeit angespannt; Versorgungsengpässe und Lebensmittelrationierungen belasteten die Bevölkerung erheblich. Der Druck auf die Regierung nahm zu, als am 16. Juni 1953 in Ostberlin rund 10.000 Menschen gegen die Erhöhung der Arbeitsnormen protestierten und zu einem Generalstreik aufriefen. Dieses Aufbegehren war nur der Anfang – in mehr als 700 Städten und Gemeinden versammelten sich über eine Million Menschen.

In Städten wie Halle, Leipzig und Ostberlin kam es zu schweren Auseinandersetzungen, bei denen die Polizei versuchte, die Demonstrationen niederzuschlagen. Sowjetische Truppen rollten auf die Straßen, während das SED-Regime versuchte, die Kontrolle zu behalten. Der Ausnahmezustand wurde verhängt, und die Situation eskalierte rasch. Die brutalen Einsätze forderten mindestens 55 Menschenleben und viele Verletzte. Die Ereignisse des 17. Juni blieben in der Erinnerung vieler Menschen lebendig und führten zu einer repressiven Überwachung durch die Staatssicherheit bis zur Wende 1989.

Ein Tag der Erinnerung

Während in der DDR der Aufstand als „kontrarevolutionärer Putsch“ bezeichnet wurde, feierte die Bundesrepublik Deutschland den 17. Juni als „Tag der deutschen Einheit“. Die Proteste und der anschließende Sturm auf die Machtzentrale stellen nicht nur einen Wendepunkt in der Geschichte der DDR dar, sondern auch ein Mahnmal für die kommenden Generationen. Roland Wilkening erinnerte während der Veranstaltung an die Worte von Richter Benkendorf, der während der Proteste gefesselt und beschimpft wurde, und wies darauf hin, wie wichtig es sei, die Freiheiten zu verteidigen, die viele der mutigen Bürger damals gefordert hatten.

Die Gedenkveranstaltung heute ist nicht nur eine Voraussetzung zur Erinnerung, sondern auch ein Aufruf an alle Anwesenden, für die Werte wie Freiheit und Demokratie aktiv einzutreten. Denn, wie der Oberbürgermeister zusammenfassend sagte: „Wir haben die Verantwortung, unsere Freiheit zu bewahren und uns gegen Unterdrückung zu wehren.“ An diesem bedeutsamen Tag wird deutlich, dass die Forderungen nach Freiheit und Gerechtigkeit universell bleiben und auch heute nichts an ihrer Relevanz verloren haben.

Weitere Hintergründe und Informationen über den Volksaufstand können Sie unter NDR, Bundeszentrale für politische Bildung und Meetingpoint Brandenburg nachlesen.

Details
OrtSteinstraße 61, 14770 Brandenburg an der Havel, Deutschland
Quellen