Bronzezeitliche Handelswege: Seddin als internationales Zentrum entlarvt!
Neue archäologische Funde in Seddin, Brandenburg, enthüllen Bronzezeit-Handelsverbindungen und internationale Wurzeln.

Bronzezeitliche Handelswege: Seddin als internationales Zentrum entlarvt!
In Seddin, einem beschaulichen Ort im Landkreis Prignitz, könnte die Vergangenheit lebendiger sein als man dachte. Archäologische Ausgrabungen haben den Grundriss einer möglichen Versammlungshalle aus der Bronzezeit zu Tage gefördert, was auf einen regen Austausch und Versammlungen in dieser Region schließen lässt. Die Archäologin von der Uni Hamburg und ihr Team haben dabei menschliche Skelettreste aus verschiedenen Grabstätten untersucht, um mehr über die Menschen zu erfahren, die einst hier lebten. Laut Deutschlandfunk wurde die chemische Zusammensetzung der Knochen analysiert, insbesondere die Strontium-Isotope, die viel über Herkunft und Lebensweise der gefundenen Skelette verraten.
Die Analyse ergab, dass die meisten der untersuchten Skelette eine chemische Signatur aufwiesen, die von der Umgebung abwich. Dies lässt darauf schließen, dass die Menschen aus weit hergekommen sind, nämlich aus Südskandinavien, Zentraleuropa und bis nach Italien. Dies legt nahe, dass Seddin zwischen 900 und 700 vor Christus ein bedeutender internationaler Handels-Treffpunkt war. Zudem wurden in der Region auch Bronzezeit-Gegenstände gefunden, die aus weit entfernten Gegenden stammen, was die Hypothese von weitreichenden Handelsbeziehungen untermauert.
Neue Forschungsergebnisse zur Mobilität in der Bronzezeit
Die Forschungsergebnisse, die am 11. September 2025 veröffentlicht wurden, zeigen, dass viele der bronzezeitlichen Bestatteten in Seddin nicht aus der Region stammten. Diese Erkenntnisse stammen aus der ersten bioarchäologischen Untersuchung der menschlichen Skelettreste in Seddin. Laut idw-online analysierte ein internationales Team, darunter Forschende der Universität Göteborg, verbrannte Überreste aus fünf spätbronzezeitlichen Bestattungsstätten. Dabei stellte sich heraus, dass die chemische Zusammensetzung der untersuchten Skelette vorwiegend nicht lokal war.
Die Strontiumisotope, die für diese Untersuchung verwendet wurden, sind entscheidend, um die Mobilität der Menschen zu verfolgen. Sie gelangen über die Nahrung in den menschlichen Körper und lagern sich in den Knochen ab, wobei die unterschiedlichen Verhältnisse je nach geografischem Ort variieren. Dies ermöglicht es, Rückschlüsse auf die Herkunft der Bestatteten zu ziehen. Besonders interessant ist, dass die Analyse auch die inneren Ohrknochen betrachtete, die während der Kindheit gebildet werden und somit Aufschluss über die frühe Lebensumgebung geben.
Ein bedeutendes kulturhistorisches Erbe
Seddin wird als Standort des “Königsgrabs” angesehen, das als bedeutendste Grabanlage des 9. Jahrhunderts vor Christus in nördlichem Mitteleuropa gilt. Diese interdisziplinären Untersuchungen des Königsgrabs laufen bereits seit dem Jahr 2000. Die Erkenntnisse dazu sind spannend und erweitern das Bild von Seddin als einem Ort, der nicht nur als Handelsplatz, sondern auch als kulturelles Zentrum fungierte. Die Ergebnisse dieser umfangreichen Studien sind in der Fachzeitschrift PLOS One veröffentlicht worden, unter dem Titel „A Late Bronze Age foreign elite? Investigating mobility patterns at Seddin, Germany“.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass Seddin weit mehr ist als nur ein ruhiger Ort in Brandenburg. Es ist eine Schatztruhe der Geschichte, die uns wertvolle Einblicke in das Leben und die Mobilität der Menschen in der Bronzezeit gewährt. Die Strontiumisotopenanalyse, die mittlerweile weit verbreitet ist, hat sich als äußerst nützlich erwiesen, um migrationshistorische Fragestellungen zu klären. Wie die Wikipedia veranschaulicht, wird diese Methode mittlerweile nicht nur zur Untersuchung von Migrationen in der Vergangenheit eingesetzt, sondern auch zur Bestimmung der Herkunft von Lebensmitteln. Seddin könnte also das nächste große Kapitel in der Geschichte der Archäologie aufschlagen.