Unbeschreiblich weiblich: Kunst zeigt das Leben der Frauen in der DDR
Unbeschreiblich weiblich: Kunst zeigt das Leben der Frauen in der DDR
Cottbus, Deutschland - Wie entsteht das Bild der Frau in der Kunst? Eine spannende Frage, die zurzeit in Cottbus beantwortet wird. Dort läuft die Ausstellung „Unbeschreiblich weiblich“, die die Lebensrealitäten von Frauen in der DDR geradezu ins Licht rückt. Gezeigt werden etwa 100 Werke von Kunstschaffenden wie Lutz Friedel und Monika Geilsdorf, die vielfältige Perspektiven und Erfahrungen abbilden. Diese Schau befasst sich nicht nur mit der Idealisierung von Weiblichkeit, sondern auch mit den Spannungen zwischen den sozialistischen Gleichstellungsversprechungen und den traditionellen Rollenerwartungen.
Die Kustodin Carolin Kühne unterstreicht, dass hier nicht einfach nur „Frauenbilder“ betrachtet werden. In der inoffiziellen Kunstszene der DDR wurden Frauen oft als Sozialistinnen, Werktätige und Mütter dargestellt, aber auch als verletzlich und selbstermächtigend. „Unbeschreiblich weiblich“ bietet mit sicher fast 200 Blicken von Frauen eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema des Aus-der-Rolle-Fallens.
Kunst und gesellschaftlicher Kontext
Die Ausstellung thematisiert die Idealisierung der sozialistischen Frau sowie die Distanzierung davon, die viele Künstlerinnen erlebten. Werke von Frauen wie Sabine Herrmann, deren Kohlezeichnung „Frau im Rad“ von 1991 zur zentralen Arbeit in der Ausstellung gehört, spiegeln das Gefühl wider, ständig aktiv zu sein, ohne dass sich wirklich etwas bewegt. Herrmann hat die Wendezeit nicht nur künstlerisch überstanden, sie ist auch in Museen und am Markt erfolgreich geworden.
Das Bild der Frau in der DDR war durch die Politik der SED geprägt, die Gleichstellung propagierte und die Selbstständigkeit der Frauen durch ihre Teilnahme am Arbeitsleben betonte. So arbeiteten in den 60er Jahren etwa 62 Prozent der erwerbsfähigen Frauen – das waren mehr als in Westdeutschland. Dennoch blieben viele Frauen in traditionellen Rollen gefangen. Der Lohn war oft geringer, und die Mehrfachbelastung durch Familie, Beruf und Haushalt war für viele Realität. Diese Aspekte sind auch in den Kunstwerken der Ausstellung zu erkennen, die sowohl die Herausforderung als auch die Schönheit des Lebens von Frauen thematisieren.
Vielfalt der Lebensformen
Kühne weist darauf hin, dass die Ausstellung die Diversität an Lebensformen sichtbar macht. Bildnisse in der Ausstellung, wie das zensierte Werk „Ruhende Mutter mit Kind“ von Wilhelm Lachnits, zeigen, dass das Bild der Frau in der DDR nicht nur einseitig war. Viele Werke reflektieren auch eine künstlerische Unlust im Angesicht äußerer Erwartungen. Frauen fanden Wege, sich mit ihren Erfahrungen auseinanderzusetzen und in der Kunst Ausdruck zu verleihen.
Für viele Künstlerinnen war die 68er-Bewegung ein Schlüsselmoment. In den 70er und 80er Jahren traten sie mit neuen Themen wie Unbehagen und Verletzlichkeit vermehrt in den Vordergrund. Werfen wir einen Blick auf die Ausstellung, bleibt einem kein Blatt vor den Mund: Diese Bilder erzählen von der Realität, von Herausforderungen, aber auch von Stärken.
Die Ausstellung „Unbeschreiblich weiblich“ ist noch bis zum 10. August im Dieselkraftwerk Cottbus zu sehen und bietet einen wertvollen Einblick in die bewegte Kunstgeschichte der DDR und das Frauenbild jener Zeit. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall für alle, die sich für Kunst und die Rollen von Frauen in der Gesellschaft interessieren.
Die Ausstellung macht klar, dass die Errungenschaften der Frauenförderung nicht selbstverständlich sind und durchaus zurückentwickelt werden können. Sie erinnert uns daran, wie wichtig es ist, die Sichtbarkeit der Frauen in der Kunst und Gesellschaft weiterhin zu fördern.
Weitere Informationen finden Sie in den Artikeln von fr.de, daserste.de und hdg.de.
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Ort | Cottbus, Deutschland |
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