Freyenstein im Wandel: Pfarrhaus der Frauenrechtlerin steht zum Verkauf!
Freyenstein im Wandel: Pfarrhaus der Frauenrechtlerin steht zum Verkauf!
Freyenstein, Deutschland - An der Grenze zu Mecklenburg-Vorpommern, in der kleinen Gemeinde Freyenstein, steht ein ganz besonderes Gebäude zum Verkauf: das Pfarrhaus, das einst als Geburtshaus der herausragenden Frauenrechtlerin Minna Cauer diente. Cauer wurde am 1. November 1841 geboren und lebte bis 1922. Heutzutage ist das Pfarrhaus für etwa 50.000 Euro zu haben oder kann in Erbbaupacht vergeben werden. Das unterkellerte Haus mit fünf Räumen entstand im Jahr 1837 und beherbergt auf einem 1900 Quadratmeter großen Grundstück eine Winterkirche, ein Monatscafé für Senioren sowie Proben des Kinderchors. Trotz seines historischen Wertes ist das Pfarrhaus nicht unter Denkmalschutz, befindet sich jedoch in einem denkmalgeschützten Stadtensemble, was die Koordination von Fassadenarbeiten mit der Denkmalschutzbehörde erforderlich macht, wie maz-online.de berichtet.
Seit 2018 versucht die Kirchengemeinde, das Haus zu sanieren, doch diese Pläne sind bisher gescheitert. Aktuell erhofft sich die Superintendentin Eva-Maria Menard durch die mögliche Veräußерung die Chance auf einen Neubau im rückwärtigen Bereich des Grundstücks, um die angebotenen Dienste aufrechterhalten zu können. Freyenstein wird zusammen mit Meyenburg als zentrale Punkte der Gesamtkirchengemeinde Heiliggeist Nordprignitz besonders hervorgehoben, während das Pfarrhaus in Meyenburg bereits umfassend saniert wurde.
Ein Blick in die Geschichte
Freyenstein hat seit der Wende einen gewissen Niedergang erlebt, viele der einst ansässigen Handwerksberufe sind verschwunden und die Bevölkerung ist geschrumpft. Gegründet als Grenzfestung im frühen 13. Jahrhundert, erlebte der Ort mehrfach Zerstörungen. Heute können die Besucher der Umgebung mittelalterliche Gebäude, wie ein liebevoll restauriertes Schloss mit Parklandschaft, besichtigen. Christine Neumann, eine 60-jährige Einwohnerin, führt interessierte Gäste durch die Region und erklärt die Geschichte der Ruinen, die einst als Burg dienten. Sie geht dabei besonders auf die Errungenschaften von Minna Cauer ein, die in der Zeitung „Die Frauenbewegung“ (1895-1919) für Gleichheit in Bildung und Lohn für Frauen eintrat, was zur Zeit ihres Lebens als äußerst progressiv galt, wie deutschlandfunk.de ergänzt.
Trotz der Bedeutung, die Minna Cauer für die Frauenbewegung hatte, blieben Erinnerungsstücke in ihrem Geburtshaus aus. Versuche, einen speziellen Erinnerungsort für die Aktivistin einzurichten, konnten nicht verwirklicht werden. Minna Cauer war eine alleinstehende Frau, die darin einen revolutionären Schritt wagte, als sie im 19. Jahrhundert nach Paris zog. Ihre Forderungen nach Gleichheit und Chancengleichheit für Frauen waren vor ihren Zeitgenossen wegweisend. Ihr Wirken ist auch im Kontext der breiteren Frauenbewegung in Deutschland zu sehen, die ihren entscheidenden Meilenstein mit dem Frauenwahlrecht am 12. November 1918 erlebte, ein Ereignis, das die politische Teilhabe der Frauen maßgeblich veränderte, wie deutschland.de beschreibt.
Freyenstein mag in mancher Hinsicht zurückgeblieben wirken, doch die Geschichte um Minna Cauer und ihr unermüdlicher Einsatz für die Rechte der Frauen zeugt von einem Ort, der trotz aller Widrigkeiten ein Stück seiner kulturellen Identität bewahren möchte. Wenn das Pfarrhaus in neue Hände gelangt, stehen die Zeichen vielleicht auf Veränderung. Ob und wie es erneut belebt werden kann, bleibt abzuwarten. Für Interessierte ist es jedoch allemal eine Überlegung wert, Teil dieser bewegten Geschichte zu werden.
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Ort | Freyenstein, Deutschland |
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