Messerangriff in Paderborn: 50 Einrichtungen lehnten gefährliches Mädchen ab

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Ein Jugendlicher in Paderborn wird nach Messerangriff in Psychiatrie neu untergebracht. 50 Einrichtungen wiesen das Mädchen zuvor ab.

Ein Jugendlicher in Paderborn wird nach Messerangriff in Psychiatrie neu untergebracht. 50 Einrichtungen wiesen das Mädchen zuvor ab.
Ein Jugendlicher in Paderborn wird nach Messerangriff in Psychiatrie neu untergebracht. 50 Einrichtungen wiesen das Mädchen zuvor ab.

Messerangriff in Paderborn: 50 Einrichtungen lehnten gefährliches Mädchen ab

Was für ein tragisches Ereignis in Paderborn: Vor einer Messerattacke eines 13-jährigen Mädchens in einer Jugendpsychiatrie hat die zuständige Behörde mehr als 50 Einrichtungen mit der Frage kontaktiert, ob sie die Jugendliche aufnehmen könnten – leider ohne Erfolg. Dies berichtet die Neue Westfälische. Der Landrat von Paderborn, Christoph Rüther, wandte sich in seiner Not an mehrere Ministerien, doch auch deren Unterstützung blieb sträflich behindert.

Bereits seit 2024 war das Mädchen in verschiedenen Einrichtungen untergebracht und wurde Anfang 2023 vom Staatsschutz in Niedersachsen als Gefährderin klassifiziert. Immer wieder lagen den verantwortlichen Ministerien Informationen über ihre Onlineradikalisierung vor. Besonders auffällig: Das Jugendamt hatte bereits im April über 50 Einrichtungen nach einer Unterbringung angefragt, erhielt jedoch durchweg Absagen.

Radikalisierung bei Jugendlichen

Das Schicksal der 13-Jährigen bringt eine wichtige Diskussion über die Radikalisierung von Jugendlichen in den Vordergrund. Laut einem Bericht des WDR sind viele radikalisierte junge Menschen geprägt von Einsamkeit, Ausgrenzung und psychischen Problemen. Extremistische Gruppen, wie die salafistische Szene, können für diese Jugendlichen verlockend wirken, da sie Halt und Zugehörigkeit bieten. Ein unterstützendes Umfeld, in dem sich Kinder respektiert fühlen, könnte jedoch entscheidend sein, um solche Entwicklungen zu verhindern.

Klassische Deradikalisierungsprogramme sind oft nicht die beste Option für Kinder und Jugendliche. Psychologen und Jugendämter sind gefordert, eng mit Familien zusammenzuarbeiten. Das anerkennt auch WDR, der die gravierende Notwendigkeit von sicheren Anlaufstellen für betroffene Jugendliche hervorhebt. Doch wie viele Anlaufstellen hat man tatsächlich für Kinder und Jugendliche, die Gefahr laufen, extremistischen Gruppen anheimzufallen? Das ist hierzulande leider eine offene Frage.

Soziale Arbeit und Radikalisierung

Die Schnittstelle zwischen sozialer Arbeit und Radikalisierungsprävention ist ein spannendes, aber auch komplexes Thema. Auf der Webseite der Bundeszentrale für politische Bildung wird diskutiert, dass Methoden der sozialen Arbeit hilfreich in der Radikalisierungsprävention sein können. Doch es mangelt an klaren Standards und einem durchgängigen Methodendiskurs. Effektive Präventionsprojekte sind dringend nötig, jedoch sind die aktuellen Förderstrukturen nicht immer auf die tatsächlichen Bedürfnisse zugeschnitten. Dies betrifft besonders Projekte wie „Demokratie leben!“, die anwachsende Fördersummen seit 2015 verzeichnen, deren tatsächliche Wirkung vor Ort aber hinterfragt werden sollte.

Ein erfahrener Träger der Jugendhilfe zeigte sich bereit, eine Lösung für die Paderbornerin zu finden. Nach einer dramatischen Attacke am 16. August, als das Mädchen einer Betreuerin in ihrer Einrichtung in den Rücken stach, bleibt die Frage, wie es mit der jungen Gefährderin weitergeht. Das Oberlandesgericht in Hamm hat eine Beschwerde des Trägers abgelehnt, und der LWL entschied, das Mädchen nicht mehr aufzunehmen.

Die laufenden Ermittlungen der Mordkommission in diesem Fall müssen nun klären, welche Maßnahmen ergriffen werden können, um solche Vorfälle in der Zukunft zu verhindern und betroffenen Jugendlichen ein sicheres Umfeld zu bieten. Es steht viel auf dem Spiel, denn das Wohlergehen unserer Jugend hängt direkt von den Antworten ab, die wir auf die Fragen der Radikalisierung finden.