Insolvenz-Schock: Solarglashersteller aus Tschernitz trifft die Region hart!
Insolvenz-Schock: Solarglashersteller aus Tschernitz trifft die Region hart!
Tschernitz, Deutschland - In einem schweren Schlag für die Lausitzer Region hat die Glasmanufaktur Brandenburg GmbH in Tschernitz Insolvenz angemeldet. Der Antrag dazu wurde heute beim Amtsgericht Cottbus eingereicht. Damit ist das Unternehmen, das als letzter spezialisierter Solarglashersteller in Europa gilt, in seiner Existenz bedroht. Rund 240 Beschäftigte sind unmittelbar betroffen, was nicht nur ihre Zukunft, sondern auch die wirtschaftliche Stabilität der Region gefährdet.
Brandenburgs Wirtschaftsminister Daniel Keller äußerte sich zutiefst betroffen über die Situation und machte politische Versäumnisse auf EU-Ebene dafür verantwortlich. „Es gibt unter den aktuellen Bedingungen keinen Markt für Solarglas aus Tschernitz“, stellte er fest, während Landrat Harald Altekrüger die Insolvenz als „schweren Schlag für die Lausitzer Region“ bezeichnete. Unterstützung für die betroffenen Beschäftigten wurde bereits zugesichert, und die Bundesagentur für Arbeit wird in den Prozess eingebunden, um neue Perspektiven zu schaffen.
Hintergründe zur Insolvenz
Wesentlicher Grund für die Insolvenz der Glasmanufaktur sind die harten Konkurrenzbedingungen durch günstige Solarmodule aus China. Diese Entwicklung hat die Produktionsmöglichkeiten vor Ort erheblich eingeschränkt. Der indische Mehrheitseigentümer Borosil, der zuvor die Interfloat Corporation übernahm, hatte bereits im Februar eine Warnung an die Bundesregierung ausgesprochen. In einem Brief an führende Politiker forderte er Unterstützung für die europäische Solarbranche, insbesondere einen Resilienzbonus, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Unternehmen wie Meyer-Burger in Freiberg, Sachsen, die auf die Versorgung aus Tschernitz angewiesen sind, planen bereits, ihre Produktion einzustellen, falls keine Hilfe eintrifft.
Die Brandenburger Regierung hatte in der Vergangenheit versucht, die Glasmanufaktur mit Fördermitteln zu unterstützen. Gespräche zur Stabilisierung des Standorts fanden statt, wobei unter anderem energiepolitische Entlastungen und Hilfen zur Finanzierung von Kurzarbeit diskutiert wurden. Dennoch bleiben die Bemühungen bisher erfolglos, wie Altekrüger bedauert.
Die Glasindustrie in Deutschland
Die deutsche Glasindustrie ist ein bedeutender Wirtschaftszweig, der mehrere Segmente umfasst, darunter Flachglas und Hohlglas. Im Jahr 2023 waren rund 54.659 Beschäftigte in dieser Branche tätig, wobei über 50% der Unternehmen kleine und mittlere Betriebe sind. Trotz der Herausforderungen, wie etwa dem Umsatzrückgang seit 2018, verzeichnete die Branche 2022 einen Rekordumsatz von 12,7 Milliarden Euro. Im internationalen Vergleich ist Deutschland führend in der Herstellung von Glas und Glaswaren.
Die Insolvenz der Glasmanufaktur Brandenburg GmbH könnte somit nicht nur lokale Auswirkungen haben, sondern stellt auch einen weiteren Rückschlag für die gesamte Glasindustrie dar. Die Herausforderungen, speziell durch internationale Konkurrenz und suboptimale Rahmenbedingungen, stehen im Mittelpunkt der aktuellen Diskussionen. „Wir müssen eine Lösung finden, bevor es zu spät ist“, appelliert Keller an die Politik. Gespräche zur Zukunft des Standorts sollen nun im Insolvenzverfahren fortgeführt werden, in der Hoffnung, dass der traditionsreiche Standort in Tschernitz nicht vollständig verloren geht.
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Ort | Tschernitz, Deutschland |
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