Abschiebungsschock: Jesidische Familie aus Lychen trotz Gerichtsurteil im Irak
Abschiebungsschock: Jesidische Familie aus Lychen trotz Gerichtsurteil im Irak
Lychen, Deutschland - Gestern, am 22. Juli 2025, ereignete sich ein Vorfall, der für große Aufregung sorgt. Eine jesidische Familie aus Lychen in der Uckermark wurde in den Irak abgeschoben, und das, obwohl sie am selben Tag, während sie bereits im Flugzeug Richtung ihrer Heimat saß, vor dem Verwaltungsgericht Potsdam einen Rechtsspruch erhielten. Wie rbb24 berichtet, lebte die Familie seit 2022 in Deutschland und brachte es auf vier minderjährige Kinder im Alter von 5, 12, 15 und 17 Jahren, die in der Uckermark zur Schule gingen.
Die juristische Auseinandersetzung um den Asylbescheid hatte für die betroffene Familie zu spät ein Gutes gebracht. Am Dienstagvormittag startete eine Passagiermaschine vom Leipziger Flughafen und flog mit 43 Menschen zurück in den Irak. Beate Meißner, Thüringens Justizministerin (CDU), betonte, dass Personen ohne Aufenthaltsrecht das Land verlassen müssen und der Abschiebeflug ohne Zwischenfälle verlief.
Wachsende Zahl der Abschiebungen
Der Fall der jesidischen Familie ist nicht isoliert. Die Bundesregierung hatte im Frühjahr 2023 Abschiebungen von Jesiden in den Irak als „unzumutbar“ bezeichnet, doch die Realität sieht anders aus. Das Tagesschau berichtet, dass seitdem die Abschiebungen an Intensität zugenommen haben. Allein bis Ende Oktober 2023 wurden mindestens 164 Personen in den Irak abgeschoben – eine erhebliche Steigerung im Vergleich zu 77 im Jahr 2022, wobei die genaue Anzahl der abgeschobenen Jesiden jedoch nicht erfasst wird.
Der Hintergrund dieser Abschiebewelle ist tragisch. Die jesidische Minderheit wurde 2014 vom IS verfolgt, und schätzungsweise 5.000 Jesiden kamen dabei im Nordirak ums Leben, viele Frauen und Kinder wurden entführt. Trotz der Gräueltaten hat der Deutsche Bundestag im Januar 2023 den Völkermord an den Jesiden anerkannt. Dennoch sehen sich viele Jesiden nun mit der Drohung einer Abschiebung konfrontiert, während sie in Deutschland einen Neuanfang suchen.
Gesellschaftliche und rechtliche Herausforderungen
Die rechtliche Unterstützung für betroffene Jesiden ist oft unzureichend. Alia Hassan ist ein weiteres Beispiel; sie erhielt einen Abschiebebescheid, während ihre Schwestern vorerst hier bleiben dürfen. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) meint, dass ihr im Irak keine Gefahren drohen, stützt sich jedoch auf veraltete Lageeinschätzungen. Die Realität zeigt, dass religiöse Minderheiten im Irak nach wie vor unter Diskriminierung leiden und der Schutz durch den irakischen Staat nicht gewährleistet ist.
Professor Jan Kizilhan bestätigt, dass für viele Jesiden die Rückkehr in ihre Heimatregion lebensgefährlich sein kann. Max Lucks, Bundestagsabgeordneter der Grünen, äußerte scharfe Kritik an den aktuellen Abschiebepraxis: Es sei ein gebrochenes Versprechen der Bundesregierung und ein moralisches Versagen, soll doch unter den möglicherweise von Abschiebung bedrohten 5.000 bis 10.000 Jesiden Einigkeit und Sicherheit herrschen.
Inmitten all dieser Herausforderungen bleibt die Hoffnung, dass betroffene Familien eine Stimme finden und ihre Rechte durchsetzen können. Die Situation im Irak bleibt angespannt, und die kommenden Monate werden zeigen, wie sich die Politik zur Rückführung von Jesiden entwickelt und ob den vielen Appellen endlich Gehör geschenkt wird.
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Ort | Lychen, Deutschland |
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