Traumatisierte Seelen: Der vergessene Massensuizid von Demmin 1945

Traumatisierte Seelen: Der vergessene Massensuizid von Demmin 1945

Demmin, Deutschland - Ein dunkles Kapitel der deutschen Geschichte jährt sich: Der Massensuizid in Demmin, der sich zwischen dem 30. April und dem 4. Mai 1945 ereignete, hat bis heute niemanden kaltgelassen. Schätzungen zufolge nahmen sich dabei zwischen mehreren Hundert und über 1000 Zivilisten in der pommerschen Kleinstadt das Leben, nachdem die Rote Armee kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs die Stadt einnahm. Professor Stamm-Kuhlmann von MDR berichtet von systematischen Brandanschlägen, die die Region heimsuchten, und erinnert an die verheerenden Schicksale, insbesondere der Frauen in dieser Zeit. Der Schrecken war allgegenwärtig und die Erinnerungen daran bleiben bis heute lebendig.

Hertha Liebow, eine Augenzeugin, schildert die traumatischen Erlebnisse ihrer Familie. Die Vergewaltigung ihrer Schwester hat nicht nur das Leben des Mädchens verändert, sondern auch die gesamte Familie in den Abgrund gerissen. Sie berichtet von dem verzweifelten Versuch, mit ihrer Schwester zu kommunizieren, die nach dem Übergriff verstummte. Als die Familie ins Freie floh, entdeckte sie eine erstochene Frau, deren Anblick Liebow bis zu ihrem Tod nicht vergessen konnte. Diese schrecklichen Erinnerungen stehen symptomatisch für die Schicksale, die viele in dieser Zeit erleiden mussten.

Die Geschehnisse in Demmin

Das Massensuizid in Demmin begann inmitten einer mörderischen Hysterie. Am Morgen des 30. April 1945 sprengte die Wehrmacht die Brücken über die Peene und die Tollense. Dies führte dazu, dass die sowjetischen Soldaten, die mit rasanter Geschwindigkeit vorrückten, auf einen Reichtum an Plünderungen und Vergewaltigungen stießen. Die Berichte über Amoktäter, die auf die sowjetischen Soldaten schossen und die massiven Übergriffe auf Frauen, wurden von Zeitzeugen festgehalten berichtet.

In dieser Zeit wurde die soziale Struktur der Stadt schwer erschüttert. Während die Wehrmacht sich zurückzog, blieben die Einwohner mit ihrer Angst und Verzweiflung zurück. Wie Stadtarchivar Krüger berichtet, dokumentierte eine Liste von Marga Behnke über 400 Selbstmorde zwischen dem 6. Mai und 15. Juli 1945, während die genaue Zahl der Selbsttötungen auch heutzutage unklar bleibt. Historiker schätzen, dass es bis zu 1000 Selbstmorde gegeben haben könnte. Der Scham und der Angst vor der Rache der sowjetischen Soldaten mag ein ausschlaggebender Grund für das massenhafte Sterben gewesen sein schreibt Wikipedia.

Die Erinnerung und das Verdrängen

Obwohl zahlreiche Zeitzeugen wie Heinz-Gerhard Quadt über ihre schmerzlichen Erlebnisse berichtet haben, blieb dieses Trauma lange im Verborgenen. Quadt schildert, wie er seine Mutter von einem Suizidversuch abhalten konnte, was letztlich das Überleben seiner Familie sicherte. Sein lebenslanges Forschen zu den Ereignissen in Demmin zeigt, dass das Thema in der DDR lange Zeit nicht verarbeitet wurde. Auch die widerwärtigen Gewalttaten der Roten Armee wurden oft verschwiegen. Die Aufarbeitung des Massensterbens geschah nur schleppend, was Guido Fröschke, der erst nach 1989 von den Ereignissen erfuhr, kritisch anmerkt.

Die Erzählungen der Überlebenden, die leiden mussten, bleiben bis heute auf tragische Weise relevant. Wie Florian Huber in seinem Buch “Kind, versprich mir, dass du dich erschießt” thematisiert, sind diese Suizide nicht nur individuelle Tragödien, sondern stehen auch stellvertretend für das kollektive Trauma einer ganzen Generation. Der Mangel an Unterstützung und die Stigmatisierung von Suizidgedanken ist bis heute ein Problem, dem mit Sensibilität begegnet werden sollte.

Der Massensuizid von Demmin gilt als mutmaßlich der größte in der deutschen Geschichte, und das Gedenken daran ist nicht nur ein Zeichen der Erinnerung, sondern auch ein Mahnen, dass solche Gräueltaten niemals wieder geschehen dürfen. Menschen mit Suizidgedanken wird geraten, sich an vertraute Personen oder die Telefonseelsorge zu wenden, wie auch in den düsteren Kapiteln der Geschichte, wo die Hilfe oft zu spät kam.

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OrtDemmin, Deutschland
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