Vom Biertraum zur Bitterkeit: Was wurde aus den DDR-Brauereien?

Entdecken Sie die Geschichte der Schweriner Brauerei und deren Wandel nach der Wende, einschließlich privater Übernahmen und Produktionseinstellungen.
Entdecken Sie die Geschichte der Schweriner Brauerei und deren Wandel nach der Wende, einschließlich privater Übernahmen und Produktionseinstellungen. (Symbolbild/NAG)

Vom Biertraum zur Bitterkeit: Was wurde aus den DDR-Brauereien?

Schwerin, Deutschland - Die Bierkultur im Nordosten Deutschlands erzählt eine spannende Geschichte, die bis in die Zeit der DDR zurückreicht. Besonders die Brauereien in Neubrandenburg, Lübz und Schwerin erlebten einen Wandel, der eng mit der politischen Wende und der Gründung der Treuhandanstalt verknüpft ist. Heute wird deutlich, wie unterschiedlich die Wege dieser traditionsreichen Betriebe waren, nachdem die Mauer fiel.

Die Nordkurier berichtet, dass die Treuhandanstalt 1990 ins Leben gerufen wurde, um DDR-Betriebe zu privatisieren. In dieser Zeit übernahm sie etwa 8.000 Kombinate und Betriebe, die insgesamt vier Millionen Beschäftigte im Osten beschäftigten. Doch die Brauereien standen vor besonderen Herausforderungen: Der Absatzmarkt spielte eine untergeordnete Rolle beim Verkauf, was den verschiedenen Unternehmen wenig Stabilität bot.

Vom Kombinat zur GmbH

Neubrandenburg war bis 1996 eine Stadt des Bieres und hatte eine lange Brautradition. Bereits 1839 gab es dort 13 kleine Brauereien. Die Brauerei Janssen und die Brauerei Bechly konkurrierten bis zur Gründung der größten regionalen Brauerei 1912. Leider führte die Enteignung nach dem Zweiten Weltkrieg zu einer Neuausrichtung, die das Getränkekombinat Neubrandenburg hervorbrachte.

Im März 1991 konnte Peter Rothe das Getränkekombinat übernehmen, allerdings war dies mit massiven Verlusten verbunden. Wie die Viertorestadt berichtet, summierten sich die Verluste auf 31,5 Millionen DM. Während die Treuhand 4 Millionen DM Fördergeld zur Verfügung stellte, führte die wirtschaftliche Realität dazu, dass die Nordbräu-Brauerei 1996 den Betrieb einstellen musste. Dies war ein tragisches Beispiel für das Versagen der politischen Strukturen der Zeit. Das denkmalgeschützte Brauereigebäude wurde abgerissen, was das endgültige Ende einer Ära markierte.

Die unterschiedlichen Wege der Brauereien

Im Vergleich dazu agierten die Brauereien in Lübz und Schwerin eher autonom. Während die Schweriner Brauerei 1991 von der Treuhand an die schwedische Firma Blond AB verkauft wurde, fand die Lübzer Brauerei 1991 einen Partner in der Holsten-Brauerei und konnte ihre Technik modernisieren. Dies führte dazu, dass die Lübzer Brauerei 2004 schließlich zur Mecklenburgischen Brauerei Lübz, die heute zum Carlsberg-Konzern gehört, überging und im Jahr 2024 etwa 950.000 Hektoliter Bier produzieren konnte. Gleichzeitig hat die Schweriner Brauerei, welche 1994 in eine neue Produktionsstätte in Wüstmark umgewandelt wurde, über die Oettinger-Gruppe zur Höhe von 500.000 Hektolitern im Jahr 2009 keinen langfristigen Erfolg verzeichnet und stellte 2011 den Betrieb ein.

Die Treuhandanstalt, die von vielen Ostdeutschen als Symbol für wirtschaftliche Enttäuschung und Verlust betrachtet wird, hat in diesem Zusammenhang eine tragende Rolle gespielt. Sie wurde im Jahr 1994 mit einem Defizit von 260 Milliarden D-Mark aufgelöst. Kritiker betonen, dass die massiven Entlassungen und Schließungen, die mit der Privatisierung einhergingen, der Bevölkerung schwer zusetzten und viele Brauereien in der Region auf der Strecke blieben. Nur die Stralsunder Brauerei bleibt wedig so lange unabhängig und trotzt den Herausforderungen des Marktes, während viele andere von Großkonzernen übernommen wurden.

Die letzten Jahrzehnte haben somit gezeigt, dass die Geschichtsschreibung der Brauereien in Mecklenburg-Vorpommern eng mit den Umbrüchen der deutschen Einheit verknüpft ist. Auch 30 Jahre nach dem Mauerfall bleibt die Treuhand ein emotionales und umstrittenes Thema. Die unterschiedlichen Schicksale der Brauereien erinnern uns daran, wie stark Politik und Wirtschaft miteinander verflochten sind. Für die Zukunft gibt es jedoch bereits Hoffnungen auf Investoren, die die Braukunst in Neubrandenburg weiterführen könnten, um die Tradition des Bieres in der Region lebendig zu halten.

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OrtSchwerin, Deutschland
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