Binz in der Kritik: Historisches Foto weckt schmerzhafte Erinnerungen

Diskussion um ein historisches Foto vom Kurort Binz beleuchtet die NS-Vergangenheit Rügens und fördert Erinnerungsprojekte.
Diskussion um ein historisches Foto vom Kurort Binz beleuchtet die NS-Vergangenheit Rügens und fördert Erinnerungsprojekte. (Symbolbild/NAG)

Binz in der Kritik: Historisches Foto weckt schmerzhafte Erinnerungen

Binz, Deutschland - In diesen sonnigen Julitagen sorgt ein altes Foto für Aufregung im malerischen Badeort Binz auf der Insel Rügen. Das historische Schwarz-Weiß-Bild, das die Binzer Bucht zeigt und auf dem offiziellen Instagram-Kanal von Binz repostet wurde, stammt aus dem Jahr 1938, also aus einer Zeit, die mit tiefen Wunden in der deutschen Geschichte verbunden ist. Wie Bild berichtet, ereigneten sich nur wenige Monate nach dem Aufnahmezeitpunkt die Novemberpogrome, bei denen viele jüdische Mitbürger entrechtet und ermordet wurden. Die Gemeinde Binz zeigt sich reuig und bezeichnete den Repost als „schlimme und bedauerliche Panne“, die auch umgehend gelöscht wurde.

Binz hat mit diesem Vorfall einen sensiblen Punkt berührt, denn während die Region vor allem für ihre über 1850 Sonnenstunden pro Jahr bekannt ist, in denen Touristen am Strand entspannten, gibt es auch historische Schatten, mit denen man sich auseinandersetzen muss. Die Gemeinde plant nun, sich aktiv mit ihrer NS-Vergangenheit zu beschäftigen, was von vielen als wichtigen Schritt angesehen wird. Über das geplante neue Museum der Erinnerungskultur und die Revitalisierung des bestehenden Dokumentationszentrums in Prora wird bereits diskutiert.

Prora: Ein Symbol der Vergangenheit

Prora, ein gigantischer Gebäudekomplex, direkt an der Ostsee, erzählt eine eigene Geschichte der nationalsozialistischen Architektur und Ideologie. Geplant von der NS-Organisation „Kraft durch Freude“ (KdF) im Jahr 1936, sollte die Anlage ursprünglich 20.000 Menschen als Erholungsort dienen, jedoch wurde sie nie für diesen Zweck genutzt. Die Bauarbeiten mussten 1939 aufgrund des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs eingestellt werden. Lediglich der Rohbau war zu diesem Zeitpunkt fertiggestellt. 1940 diente das Areal dann militärischen Zwecken, darunter als Ausbildungsstätte und Lazarett. Dies sind einige der interessanten Details, die von NDR beleuchtet werden.

Die Baukosten betrugen damals etwa 237 Millionen Reichsmark, was heute rund 850 Millionen Euro entspricht. Auf einer Länge von viereinhalb Kilometern erstrecken sich alle acht baugleichen Häuserblocks, die ursprünglich einfache Zimmer mit Meerblick beherbergen sollten. Das gesamte Projekt geriet zu einem Symbol eines Größenwahns, der das historische Gedächtnis der Region prägt.

Erinnerungskultur im Fokus

Die wiederholte Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ist auch über Binz und Prora hinaus ein bedeutsames Thema. Auf nationaler Ebene gibt es Bestrebungen, die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus wachzuhalten. Der anstehende Internationale Gedenktag für die Opfer des Holocaust am 27. Januar 2025 in Berlin wird sicherlich erneut auf die Bedeutung der Erinnerungskultur hinweisen. Hier reflektiert bpb, dass die Auseinandersetzung mit der Geschichte auch weiterhin Herausforderungen birgt, insbesondere in Bezug auf die gesellschaftliche Entwicklung und den Anstieg gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit.

Die Vergangenheit lässt sich nicht verdrängen – das zeigte der Vorfall in Binz einmal mehr. Die Gemeinde hat nun die Gelegenheit, nicht nur aus ihren Fehlern zu lernen, sondern auch Verantwortung zu übernehmen. Die Hoffnung liegt darin, dass sich dies in Form eines respektvollen Umgangs mit der Geschichte niederschlägt, um so zukünftige Generationen aufzuklären.

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OrtBinz, Deutschland
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