Chipkrise und Lieferketten: Magdeburgs Zukunft in Gefahr?
Sachsen-Anhalt diskutiert die Herausforderungen der Chipproduktion und Lieferketten, während der High-Tech-Park in Magdeburg wächst.

Chipkrise und Lieferketten: Magdeburgs Zukunft in Gefahr?
In den letzten Jahren hat die Chipkrise dem internationalen Handel und der Industrie stark zugesetzt. Vor allem in Sachsen-Anhalt, wo der High-Tech-Park in Magdeburg als einer der Leuchttürme der Chipproduktion gilt, stehen die Akteure vor großen Herausforderungen. Marco Langhof, Präsident des Arbeitgeberverbandes Sachsen-Anhalt, hat bereits auf die Schwierigkeiten hingewiesen, die die Halbleiterentwicklung betrifft. Insbesondere das Packaging dieser Chips sei arbeitsintensiv und stellt viele Unternehmen vor Probleme. Viele Halbleiter werden momentan nach China verschickt, was sich durch neue geopolitische Veränderungen als riskant erweisen könnte. Laut MDR gibt es eine zunehmende Erkenntnis, dass die internationale Arbeitsteilung nicht nur Kosten senkt, sondern auch mit erheblichen politischen Risiken verbunden ist.
Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Sven Schulze macht es ebenfalls deutlich: Europa ist bei Infrastruktur und Produktion teurer als andere Regionen. Diese steigenden Kosten haben direkte Auswirkungen auf die Verbraucherpreise. Langhof äußert auch seine Skepsis, dass Unternehmen aus Krisen lernen und ihre Einkaufs- sowie Lieferketten diversifizieren. Die Abteilungen großer Konzerne seien oft sehr verhandlungsstark, was dazu führt, dass sie händeringend versuchen, die Ausgaben zu minimieren.
Die Zukunft der Chipproduktion in Europa
Der High-Tech-Park in Magdeburg hat sich ambitious vorgenommen, die Chipindustrie in Europa zu stärken. Allerdings erkennt Schulze an, dass die Investitionsbereitschaft gegenwärtig begrenzt ist. Dies ist umso dramatischer, da der Anteil der EU an der weltweiten Chipproduktion äußerst niedrig ist. Der Bedarf an weiteren Produktionsstandorten wird in den kommenden Jahrzehnten zunehmend klar, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Ein weiterer relevantes Thema sind die globalen Lieferketten, über die sich Caspar Dohmen, ein Experte für internationalen Handel und Lieferketten, ausführlich Gedanken gemacht hat. Sein Buch „Lieferketten. Risiken globaler Arbeitsteilung für Mensch und Natur“ beleuchtet die Probleme und Perspektiven dieser Thematik. Dohmen hat umfassend über die Notwendigkeit berichtet, Unternehmen für die Einhaltung von Menschenrechten entlang ihrer Lieferketten zur Verantwortung zu ziehen. Dies wurde besonders nach dem Eunfall des Rana Plaza in Bangladesch im Jahr 2013 deutlich, der viele Diskussionen über die Sicherheit in Fabriken und die Arbeitsbedingungen auslöste.
Veränderte Wahrnehmung und neue Gesetze
Die öffentliche Wahrnehmung der globalen Arbeitsteilung hat sich durch die Corona-Pandemie signifikant geändert. Die klare Trennung zwischen Industrieländern und Entwicklungsländern ist nicht mehr so scharf, da viele ost-europäische Länder oft niedrigere Löhne bieten als die in China. Auch in Deutschland zeigt der geplante Lieferkettengesetz-Entwurf, dass es an der Zeit ist, etwas zu unternehmen. Wurde in der Vergangenheit oft nur freiwillig gehandelt, könnte dies nun verbindlich werden, um die Menschenrechtslage zu verbessern.
Die EU plant ebenfalls ein umfassendes Lieferkettengesetz, das tiefgreifende Maßnahmen zur Verantwortung von Unternehmen enthalten könnte. Während Ökologischer Protektionismus als Option diskutiert wird, um umweltfreundliche Produktionen zu unterstützen, ist es ebenfalls wichtig, dass Unternehmen heute anfangen, ihre Lieferketten diversifizieren. Dies könnte nicht nur als Risikomanagement, sondern auch als Möglichkeit zur Schaffung kürzerer und transparenterer Lieferwege wirken.
Die aktuellen Entwicklungen zeigen, dass es jetzt an der Zeit ist, ein gutes Händchen zu haben und aktiv an der Verbesserung der Produktionsbedingungen zu arbeiten – sowohl in Deutschland als auch international. Wir stehen vor einem Wendepunkt, der sowohl Risiken als auch Chancen birgt.