Halle sagt Tschüss zum Stadtbad: Sanierung für 27 Millionen Euro!

Halle sagt Tschüss zum Stadtbad: Sanierung für 27 Millionen Euro!

Halle, Deutschland - Am Freitag feierten die Hallenser ein emotionales „Abbaden“ im Stadtbad, das von 15 bis 20 Uhr für Schwimmbegeisterte geöffnet war. Diese Schwimmgelegenheit markierte das Ende einer Ära, denn nach dem Ablassen des Wassers wird das Bad bis zur vollständigen Sanierung geschlossen. Laut MDR investiert die Stadt Halle mehr als 27 Millionen Euro in die Renovierungsarbeiten, um das einzige erhaltene Jugendstilbad in Sachsen-Anhalt zu revitalisieren.

Das Stadtbad Halle, das vor über 110 Jahren eröffnet wurde, zählt zu den größten und bedeutendsten historischen Bädern in Deutschland. Geplant wurde das Bad von Stadtbaurat Wilhelm Jost, und es überraschte bei seiner feierlichen Eröffnung im Februar 1916 mit zwei separaten Schwimmhallen für Männer und Frauen sowie einem irisch-römischen Dampfbad. Solche Einrichtungen waren damals nicht selbstverständlich, da Bäder zur Grundausstattung einer Wohnung gehörten, wie baden-in-halle.de hervorhebt.

Die lange Geschichte des Stadtbades

Im Laufe der Jahrzehnte erfuhr das Stadtbad zahlreiche Veränderungen. In den 1930er Jahren wurden Kneipp’sche Anwendungen eingeführt, während in den 1950er Jahren die ersten umfangreichen Umbaumaßnahmen begannen, die leider oft ohne Rücksicht auf die historische Substanz stattfanden. Ab 1972 wurden diverse bauliche Elemente, einschließlich der Rabitzdecke in der Männerhalle, abgerissen oder umgestaltet, was die Geschichte des Bades weiter veränderte. Die komplette Schließung des Duschbereichs fand 1988 wegen Baufälligkeit statt, informiert baden-in-halle.de.

Die letzten Jahre waren ebenfalls von intensiven Sanierungsarbeiten geprägt. Nach der Schließung der Frauenhalle im Jahr 2012 aufgrund statischer Mängel wurde diese 2014 nach umfangreichen Arbeiten wieder eröffnet. Besonders hervorzuheben sind die Sanierungsprojekte anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Stadtbades im Jahr 2016/2017, bei denen die äußeren Facetten des Bades modernisiert wurden. Diese Projekte werden unterstützt durch Fördermittel der Bäder Halle GmbH.

Architektonische und kulturelle Bedeutung

Die Wichtigkeit des Stadtbades geht weit über das rein Funktionale hinaus. Eine Dissertation von Yasmin Renges an der Universität zu Köln thematisiert die technologische und kulturelle Bedeutung von Stadtbädern während der Goldenen Zwanziger. Diese Epoche stellte den Beginn des sportorientierten Bäderbaus dar und setzte neue Maßstäbe in der Badekultur, wie auf kups.ub.uni-koeln.de erläutert wird. Die Architektur dieser Bäder spiegelt die sozialen, sportlichen und hygienischen Entwicklungen der damaligen Zeit wider.

Ob der wiederholte Einsatz der Hallenser für den Erhalt dieses historischen Baudenkmals zum gewünschten Erfolg führt, bleibt abzuwarten. Eines ist sicher: Die Geschichte des Stadtbades Halle ist fest in der Identität der Stadt verwurzelt, und die nun anstehenden Sanierungsarbeiten stellen einen wichtigen Schritt in die Zukunft dar.