Drei neue Stolpersteine in Stendal: Erinnerung an die jüdischen Opfer
Drei neue Stolpersteine in Stendal erinnern an Hedwig und Adolf Salomon sowie Sally Blumenthal, Opfer des Holocaust.

Drei neue Stolpersteine in Stendal: Erinnerung an die jüdischen Opfer
Am heutigen Tag, dem 10. November 2025, fand in Stendal eine bedeutende Gedenkveranstaltung statt, die den Opfern des Holocaust gedenkt. Mitglieder der Geschichtswerkstatt Stendal haben drei neue Stolpersteine in der Breiten Straße 50 verlegt. Diese kleinen, aber eindrucksvollen Denkmäler sind mehr als nur Betonwürfel; sie tragen die Namen und Lebensdaten von Menschen, die unter dem nationalsozialistischen Regime litten und ermordet wurden. So erinnert man an Hedwig und Adolf Salomon sowie Sally Blumenthal und hält deren Geschichte lebendig.
Die Stolpersteine, ein Projekt, das von dem Künstler Gunter Demnig 1992 initiiert wurde, sind symbolische Gedenksteine, die an den letzten Wohn-, Arbeits- oder Studienort der Verfolgten erinnern. Bis Juni 2023 wurden bereits über 100.000 dieser Steine verlegt, was sie zum größten dezentralisierten Denkmal weltweit macht. Ihre Form der Erinnerung ist einzigartig; sie sind in die Bürgersteige eingelassen und laden Passanten dazu ein, über die Schicksale der gelebten Menschen nachzudenken. Laut der Informationsseite von Wikipedia sind die Stolpersteine besonders für jüdische Holocaust-Opfer gedacht, aber auch für Sinti, Roma, Homosexuelle und andere verfolgte Gruppen, wodurch sie ein wichtiges Zeichen gegen das Vergessen setzen.
Geschichten von Hedwig und Adolf Salomon
Hinter den Stolpersteinen stehen bewegende Biografien. Adolf Salomon wurde am 8. April 1860 in Stendal geboren, aus einer angesehenen Kaufmannsfamilie stammend. Er arbeitete als Kaufmann und Versicherungsvertreter und heiratete 1888 Hedwig Loewe, die 1865 in Pasewalk das Licht der Welt erblickte. Gemeinsam führten sie von 1898 bis 1936 ein florierendes Lederwarengeschäft und später einen Papierwarenhandel in der Breiten Straße. Das Paar hatte zwei Kinder, bevor sie nach Berlin zogen.
Die dunklen Wolken der Geschichte holten die Familie ein: 1942 wurden sie in einem Alterstransport nach Theresienstadt deportiert. Während Adolf Salomon am 17. Juni 1942 laut Todesfallanzeige an Lungenentzündung starb, wurde seine Frau Hedwig an ihrem Geburtstag in das Konzentrationslager Treblinka verschleppt und dort ermordet. Beide Geschichten illustrieren die Brutalität der nationalsozialistischen Verfolgung und die Zerbrechlichkeit menschlichen Lebens.
Erinnerung an Sally Blumenthal
Ebenfalls in der Breiten Straße lebte Sally Blumenthal, der im Alter von 67 Jahren in der Nacht zum 10. November 1938 in der Reichspogromnacht nach Buchenwald deportiert wurde. Sein Leben endete nach nur zwei Wochen in diesem Lager, und sein Totenschein attestiert ihm den Tod am 23. November, angeblich durch Gehirnhautentzündung. Blumenthal war als Händler mit Därmen und Leder tätig und repräsentiert die Vielzahl an Schicksalen, die während dieser dunklen Zeit verloren gingen.
Die Geschichtswerkstatt hofft, dass in Zukunft Bilder von diesen Opfern gefunden werden, um ihnen ein Gesicht zu geben. Durch diese Arbeit wird der Schicksale dieser Menschen wieder ein Stück weit lebendig gemacht und das Gedenken wird zu einer gemeinschaftlichen Angelegenheit der Stadtbewohner.
Im Anschluss an die Stolpersteinverlegung fand eine Matinee im Johanniter-Krankenhaus statt, in der die Erinnerungen geteilt und gewürdigt wurden. Die Geschichtswerkstatt plant bereits, im nächsten Jahr weitere Stolpersteine in Stendal zu verlegen, um das Gedenken fortzusetzen und das kollektive Gedächtnis der Stadt zu stärken. Wie auch in vielen anderen Städten ist es eine wichtige Aufgabe, Sorgen und Schrecken zu bewahren, sodass die Geschichte sich nicht wiederholt.