Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs: Kommission von Bistümern gescheitert
Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs: Kommission von Bistümern gescheitert
Görlitz, Deutschland - Die Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in den Bistümern Berlin, Görlitz und Dresden-Meißen steht in der Kritik. Wie T-Online berichtet, wurde ein Gremium zur Aufklärung von Missbrauchsfällen aufgelöst. Das Aus der interdiözesanen Kommission zur Aufarbeitung, die seit Mai 2023 aktiv war, folgt mehreren Rücktritten und einem internen Konflikt, der von unterschiedlichen Auffassungen innerhalb der Kommission geprägt war. Bischof Heinrich Timmerevers beschrieb die Zusammenarbeit als „dysfunktional“ und bedauert das vorzeitige Ende der Aufklärungsarbeit.
Matthias Katsch von der Initiative „Eckiger Tisch“ kritisiert die Kommission scharf und zieht die Unabhängigkeit ihrer Arbeit in Zweifel. Er bemängelt den Einfluss der Bistümer auf die Ermittlungen und fordert eine umfassende bundesweite Untersuchung. Katsch weiß, wovon er spricht – selbst war er Opfer sexualisierter Gewalt an einem katholischen Gymnasium in Berlin. „Es ist frustrierend, dass die Aufklärung erneut ins Stocken gerät“, äußerte er seine Resignation und bezweifelt, dass die Missbrauchsverbrechen jetzt aufgearbeitet werden können.
Die Rolle der Kommission
Die Interdiözesane Kommission hatte zum Ziel, nicht nur Missbrauchsfälle aufzudecken, sondern auch die strukturellen Voraussetzungen für derartige Taten in den Blick zu nehmen. Neun Fachleute aus verschiedenen Bereichen — Justiz, Medizin und Politik — waren initiiert worden, um diese komplexe Thematik zu bearbeiten. Die Vorbereitungen dafür begannen bereits 2021. Doch laut Timmerevers war der Weg von Anfang an steinig, und die Hürden schienen letztlich unüberwindbar.
Unabhängige Aufarbeitung ist kein leichtes Unterfangen. Wie Aufarbeitungskommission feststellt, sind die Machtstrukturen innerhalb der Kirchen oft hinderlich für eine ehrliche Aufklärung. Betroffene erinnern sich an ihre Erfahrungen schon lange vor den Skandalen von 2010, als viele Stimmen endlich Gehör fanden. Die Berichte über sexuelle Gewalt und Vertuschung in den Gemeinden zeigen, wie wichtig es ist, diese Themen offen zu besprechen und nicht im Verborgenen zu halten.
Politik und Verantwortung
Die Reaktionen der Bischöfe auf die jüngsten Entwicklungen sind durchweg von Betroffenheit geprägt. Sie bedauern die Auflösung der Kommission und bekräftigen ihr Engagement, das Thema ernst zu nehmen. Doch wie Katsch zu Recht anmerkt, sei die Politik gefordert, hier mehr Verantwortung zu übernehmen. Das Schweigen und Mutlosigkeit sind nicht die Lösung, um die Missstände anzugehen. Das Thema bleibt ganz oben auf der Agenda.
Ein unabhängiger Blick auf die Strukturen ist notwendig. Die Unabhängige Aufarbeitungskommission der katholischen Kirche in Köln hat unter anderem Mitglieder benannt, die sich engagiert für die Belange der Betroffenen einsetzen. Dazu gehören erfahrene Juristen und Fachleute aus dem Bereich der Psychologie. Sie alle tragen mit ihrer Expertise und Menschlichkeit zur Notwendigkeit bei, dass sich die Kirche nicht nur ihrer Vergangenheit stellt, sondern auch Wege für eine bessere Zukunft sucht.
Was bleibt, ist die Hoffnung auf eine baldige bundesweite Lösung. Eine unabhängige Untersuchungskommission könnte möglicherweise die nötigen Impulse setzen, um den Teufelskreis von Machtmissbrauch zu durchbrechen und den Betroffenen eine Stimme zu geben. Die Aufarbeitung ist noch lange nicht abgeschlossen, die Stimme der Betroffenen muss lauter werden.
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Ort | Görlitz, Deutschland |
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