Die vergessene Schleuse: Hoffnung für den Südflügel des Mittellandkanals!

Leipzig plant die Wiederbelebung des Südflügels des Mittellandkanals zur Förderung des Wassertourismus bis 2025.
Leipzig plant die Wiederbelebung des Südflügels des Mittellandkanals zur Förderung des Wassertourismus bis 2025. (Symbolbild/NAG)

Die vergessene Schleuse: Hoffnung für den Südflügel des Mittellandkanals!

Wüsteneutzsch, Deutschland - Im Herzen Deutschlands, wo Schifffahrt auf Geschichte trifft, gibt es spannende Entwicklungen bezüglich der Wiederbelebung des Südflügels des Mittellandkanals. Der Grundstein für dieses ehrgeizige Projekt wurde bereits vor über 100 Jahren gelegt, als die Vision entstand, die Industrieregion Halle-Leipzig mit der Nordsee zu verbinden. Doch wie das nun mal so ist: Pläne von damals sind oft den Widrigkeiten der Zeit zum Opfer gefallen. MDR berichtet von Dirk Becker, der 2007 eine geheimnisvolle Betonruine bei Merseburg entdeckte – die Überreste der Schleuse Wüsteneutzsch. Geplant war dieses Bauwerk für Frachtschlepper mit einem Fassungsvermögen von 1.000 Tonnen und Teil eines Masterplans aus dem Jahr 1926.

Die Geschichte der Schleuse ist ein Beispiel für die vielfältigen Herausforderungen, die solche Großvorhaben mit sich bringen. Verschiedene Krisen, darunter die der 1920er Jahre sowie der Zweite Weltkrieg, haben die Realisierung dieses Traums immer wieder auf Eis gelegt. Becker selbst ließ sich nicht entmutigen und veröffentlichte 2008 ein Buch, das den Südflügel als ein Comeback im Wassertourismus beschreibt. Immerhin wurde Leipzigs Ziel, den unvollendeten Lindenauer Hafen an das städtische Gewässernetz anzuschließen, in Angriff genommen.

Schleusentreppe Wüsteneutzsch

Besonders bemerkenswert ist die Schleusentreppe nahe Wüsteneutzsch. Diese gehört zu den wenigen ihrer Art in Deutschland. Geplant waren ursprünglich zwei baugleiche Schleusenkammern, aber leider ist nur die obere Kammer sichtbar. Hier trifft Geschichte auf Ingenieurskunst, denn diese Anlage ist das größte Einzelbauwerk am Saale-Elster-Kanal und ist ein Teil des großangelegten Projekts „Südflügel Mittellandkanal“.Saale Elster Kanal beschreibt die vielen technischen Besonderheiten: Ein beeindruckendes 354 Meter langes Zwischenlager, zwei Vorhäfen und eine vielseitige Treidelanlage. Zusammen sorgen sie dafür, dass die Schiffe sicher und unkompliziert zwischen den unterschiedlichen Wasserleveln navigieren können.

Doch die Kosten der oberen Schleusenkammer sind auch nicht ohne: Fast 2,6 Millionen Reichsmark mussten für den Bau aufgebracht werden. Dies zeigt, wie ehrgeizig die Pläne einst waren, auch wenn die Ausführung nicht vollständig abgeschlossen wurde. Und doch: Im Frühjahr 2022 wurde ein Modell der oberen Schleusenkammer erstellt, das nun zu besonderen Anlässen der Öffentlichkeit präsentiert wird.

Potenzial der Binnenschifffahrt

Die Verkehrsinfrastruktur im Wasserbau ist ein wichtiges Thema, das oft unterschätzt wird. So beherbergt das Bundeswasserstraßennetz in Deutschland eine beeindruckende Gesamtlänge von 7.476 Kilometern, wovon 75% auf Flüssen und 25% auf Kanälen verlaufen. Laut dem Schifffahrtsverein bietet dieses Netzwerk die Grundlage für den internationalen Güterverkehr und hat maßgebliche Bedeutung für den europäischen Wassertransport. Dies wird untermauert durch zahlreiche Schleusenkammern und weitere Anlagen, die die Schifffahrt in Deutschland unterstützen.

In den letzten Jahren gibt es Bestrebungen, die Binnenschifffahrt als eine sichere und umweltfreundliche Alternative zu fördern. So hat Gesa Schwoon im Bundesverkehrsministerium einen Masterplan für die Freizeitschifffahrt in Deutschland entwickelt, um modernste Wege zu finden, das Wasserstraßennetz noch effizienter zu nutzen. Daran zeigt sich: Die Geschichte mag voller Rückschläge sein, doch der Traum von der Wiederbelebung des Südflügels des Mittellandkanals lebt weiter und zeigt, dass der Wassertourismus wieder hoch im Kurs ist.

Wer sich für die spannende Geschichte der Schleuse Wüsteneutzsch interessiert, kann sich auf Führungen freuen, die ohne vorherige Anmeldung am 21. Juni und 20. September 2025 stattfinden werden. Ein kleines Ticket für fünf Euro macht den Blick in diese bewegte Vergangenheit möglich, und vielleicht kann man bei einer dieser Führungen sogar mehr über die faszinierenden Pläne erfahren, die da noch auf dem Wasserweg warten.

Details
OrtWüsteneutzsch, Deutschland
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