Leipzig zeigt Flagge: Solidaritätsabend für Boualem Sansal

Leipzig zeigt Flagge: Solidaritätsabend für Boualem Sansal
Leipzig, Deutschland - In Leipzig wurde am Dienstag ein eindrucksvoller Solidaritätsabend für den französisch-algerischen Schriftsteller Boualem Sansal abgehalten. Die Veranstaltung, die unter dem Motto „Freiheit für Boualem Sansal“ stand, fand im Festsaal des Alten Rathauses statt und wurde sowohl von der Universität Leipzig als auch vom Literaturhaus organisiert. Zahlreiche prominente Gesichter aus Kultur und Politik kamen zusammen, um gegen die ungerechtfertigte Inhaftierung Sansals zu protestieren. Bekannte Persönlichkeiten wie Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung und der Vize-Präsident des PEN, Najem Wali, fanden deutliche Worte zu diesem Thema. Wali betonte die politischen Hintergründe von Sansals Verhaftung und hob hervor, wie wichtig die Rolle von Schriftstellern in einer freien Gesellschaft ist.
Der Hintergrund: Boualem Sansal wurde im November 2024 in Algerien wegen „Angriffs auf die Einheit des Staates“ verhaftet und kam zu einer fünfjährigen Haftstrafe, die nun durch ein Berufungsgericht in Algier bestätigt wurde. Obwohl die Staatsanwaltschaft ursprünglich zehn Jahre gefordert hatte, fällt die Strafe als relativ gering aus, was einige als hoffnungsvolles Zeichen deuten. Unterstützung erhält Sansal nicht nur von Literaten und Künstlern, sondern auch von der breiten Öffentlichkeit: Eine Petition zur Freilassung, die von der „Leipziger Initiative“ ins Leben gerufen wurde, hat bereits fast 27.000 Unterschriften aus ganz Europa, Nordafrika, Nord- und Südamerika sowie Asien gesammelt.
Ein Abend der Solidarität
Bei der Veranstaltung wurde Sansals Schaffenswerk gewürdigt. Regina Keil-Sagawe, seine deutsche Übersetzerin, sprach über seinen erzählerischen Reichtum, während Martina Hefter und Jan Kuhlbrodt Passagen aus seinem Essay „Postlagernd. Algier“ vorlasen. Prominente Stimmen wie Daniel Kehlmann äußerten sich in Videobotschaften und erinnerten daran, dass „solange einer von uns im Gefängnis ist, keiner von uns frei ist“. Der Filmregisseur Volker Schlöndorff und andere namhafte Kollegen schlossen sich den Aufrufen zur Solidarität an und unterstrichen die Wichtigkeit von Meinungsfreiheit.
Inmitten der Sorgen um die Gesundheit Sansals, der an Krebs erkrankt ist, gibt es auch Hoffnung. Thorsten Ahrend, Leiter des Literaturhauses Leipzig, hegt die Hoffnung auf eine Begnadigung durch den algerischen Präsidenten, insbesondere da der 5. Juli, der Nationalfeiertag Algeriens, traditionell Anlässe für Begnadigungen bietet.
Ein Mahnmal für die Meinungsfreiheit
Wie Karin Schmidt-Friderichs, die Vorsitzende des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, betont, ist die Haftstrafe für Sansal ein „inakzeptabler Angriff auf die Meinungsfreiheit“. In einer Zeit, in der viele in der Kulturszene sich für die Rechte von Schriftstellern und Intellektuellen einsetzen, ist Sansals Fall besonders gravierend. Er gilt als einer der bedeutendsten zeitgenössischen Schriftsteller und erhielt 2011 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels für sein unermüdliches Eintreten für Menschenrechte.
Der Abend war nicht nur ein Zeichen der Solidarität, sondern auch ein Ausdruck des Widerstands gegen Unterdrückung. Schriftsteller wie Hamid Skif, der selbst aus Algerien geflüchtet ist, erinnern uns daran, wie wichtig es ist, die eigene Wahrheit zu vertreten und sich für die Freiheit des Wortes einzusetzen. Skif, der sich in Deutschland niederließ, hat die Zensur und Unterdrückung in seiner Heimat hautnah erlebt und lässt keinen Zweifel daran, dass der Weg zu Demokratie und Gerechtigkeit in Algerien noch lang ist.
Mit jeder Veranstaltung und jedem Zeichen der Unterstützung werden die Stimmen für die Freiheit lauter. Wir hoffen auf eine baldige Freilassung Boualem Sansals, damit er wieder frei schreiben und denken kann.
Für weitere Informationen siehe die Artikel von MDR, Börsenblatt und Deutschlandfunk Kultur.
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Ort | Leipzig, Deutschland |
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