Eklat in Meißen: Wird ein Ex-NPD-Mann neuer OB? Entscheidung heute!
In Meißen entscheiden am 7. September 2025 rund 22.700 Wähler über den neuen Bürgermeister, nachdem Amtsinhaber Raschke nicht mehr kandidiert.

Eklat in Meißen: Wird ein Ex-NPD-Mann neuer OB? Entscheidung heute!
In der sachsenländischen Stadt Meißen, wo die politische Landschaft in den letzten Jahren immer wieder für Aufregung gesorgt hat, stehen die Wählerinnen und Wähler heute vor einer wichtigen Entscheidung. Rund 22.700 Wahlberechtigte sind aufgerufen, über die zukünftige Führung des Rathauses abzustimmen. Während Amtsinhaber Olaf Raschke nach 21 Jahren nicht erneut kandidiert, kämpfen gleich drei Männer um sein Erbe.
Der prominenteste unter ihnen ist René Jurisch, der von der AfD ins Rennen geschickt wurde. Er bringt eine kontroverse Vergangenheit mit: Vor seiner politischen Karriere war er Mitglied der NPD und führte bis zur Auflösung 2006 den Verein „Schwarze Sonne Meißen“, der vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft wird. Jurisch selbst bezeichnet seine Verbindung zur NPD als “Jugendsünde”. Kritiker bemängeln jedoch seine rechtsextreme Gesinnung und verweisen darauf, dass das Symbol der „Schwarzen Sonne“ ein Erkennungssymbol der rechtsextremen Szene ist. Ein Eklat rund um das Weingut Schloss Proschwitz, wo die AfD ohne Zustimmung des Eigentümers eine Veranstaltung abhalten wollte, verstärkt die Bedenken. Politische Analysten schätzen, dass Jurisch die Wahl im ersten Durchgang gewinnen könnte, sofern die AfD-Wählerschaft zusammenhält.
Die anderen Kandidaten
Die Konkurrenz schläft nicht: Martin Bahrmann von der FDP ist seit über einem Jahrzehnt aktiv im Stadtrat und hat sich als politisch erfahren und gut vernetzt etabliert. Er hebt sich durch seine klare Abgrenzung zur AfD ab und ist entschlossen, die Wähler für sich zu gewinnen. Sein Hauptkritikpunkt an den Unterstützern von Markus Renner, einem weiteren parteilosen Kandidaten, ist die vermeintliche Angst vor der AfD.
Der parteilose Markus Renner hingegen kann auf die Unterstützung mehrerer Fraktionen zählen, darunter CDU, SPD und die Linke. Er hat sich in seiner bisherigen Amtszeit als Bürgermeister für Finanzen und Ordnung einen Namen gemacht, fälschlicherweise jedoch selbst als “farblos” bezeichnet. Der Fokus von Renner und seiner Unterstützer zeigt in Richtung einer weiterhin stabilen und toleranten Stadtgesellschaft, während Kerstin Köditz von den Linken Bedenken über Jurischs Vergangenheit und sein Verhalten im Stadtrat äußert.
Gesellschaftliche Spannungen und Extremismus
Die Wahl in Meißen findet vor dem Hintergrund eines angespannten gesellschaftlichen Klimas statt. Der Verein „Buntes Meißen“, der sich für Toleranz in der Stadt einsetzt, hat in den letzten Monaten vermehrt Angriffe erlebt. Maria Fagelund vom Verein zeigt sich besorgt über die Streichungen von Fördermitteln durch die AfD im Stadtrat, während Jurisch in seine kritischen Äußerungen gegenüber „Buntes Meißen“ nicht zimperlich ist.
Die Stärke von rechtsextremen Einstellungen und die damit verbundenen Phänomene sind in Sachsen ein großes Thema. Der Sachsen-Monitor dokumentiert, dass etwa 49 bis 57 Prozent der Bevölkerung Sinti und Roma abwerten und der Hass gegenüber muslimischen Personen ist mit 41 bis 69 Prozent ebenfalls alarmierend hoch. Diese Tendenzen stehen im Widerspruch zu den Werten einer pluralistischen Gesellschaft und stellen eine Herausforderung für die Demokratie dar. Ein Blick auf die steigenden Zahlen der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit und deren Radikalisierungspotential offenbart, dass die Gesellschaft vor einer ernsthaften Aufgabe steht, diese Abwertungen zu überwinden.
Die Entscheidung der Wähler wird heute nach 18 Uhr publik gemacht. Sollte kein Kandidat die absolute Mehrheit erreichen, findet am 28. September ein zweiter Wahlgang statt. Meißen, eine Stadt mit einer langen Geschichte, steht nun also vor einer wegweisenden Wahl.
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie auf Bild, MDR und SLPB.